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Wallfahrtskirche Kájov

Kájov, Wallfahrtskirche, Gesamtansicht Lokalisierung:
Die Wallfahrtskirche Kájov liegt 4 km westlich von Český Krumlov entfernt.

Ursprung der Benennung:
Der Name Kájov (deutsch "Gojau") ist wahrscheinlich von dem Personennamen Káj abgeleitet und bezeichnet einen Hof, welcher der Person dieses Namens gehörte. Eine ältere Erklärung ging jedoch von dem Wort "kát se" = "Buße tun" aus und bezeichnete so die Bußstätte, wo Büßer ihre Sünden bereuen, weil, einer Legende nach, an dieser Stelle ein Einsiedler eine kleine Holzkirche gründete, wo viele Pilger hinkamen, um Buße zu tun.

Beschreibung des Objektes:
Der Wallfahrtsort befindet sich auf einer mäßigen Anhöhe oberhalb der Gemeinde. Das Wallfahrtsareal besteht aus einer Kirche mit der anschließenden Kirche des Todes der Jungfrau Maria, die von der Mauer des ehemaligen Friedhofs umgeben ist. An der Nordseite der Kirche befinden sich die Gebäude der Pfarre mit der eingebauten Kapelle des hl. Johannes von Nepomuk. In der Nähe der Westseite der Kirche ist die Friedhofskapelle situiert.

Die spätgotische Kirche ist eine zweischiffige Hallenkirche mit einem länglichen fünfeckig abgeschlossenen Presbyterium und dem im Barockstil umgestalteten Turm in der Südwestecke des Schiffes. An der Nordseite

Kájov, Wallfahrtskirche, Interieur, foto:  Libor Sváček der Kirche ist eine offene rechteckige Vorhalle, die mit einem spitzigen Portal und einem Sattelrahmen der Tür versehen ist; an den Wänden haben sich zum Teil spätgotische Gemälde erhalten. An der Nordseite des Presbyteriums sind die neue und die alte Sakristei, über denen sich im Obergeschoß die sog. Schatzkammer befindet.

Das vom Schiff mit einem spitzigen Triumphbogen getrennte Presbyterium ist mit Netzgewölbe des vorhussitischen Typs gewölbt, am Gewölbe sind Überreste ornamentaler Ausmalung aus dem 17. Jahrhundert. Das Schiff ist mit sternförmigem Netzgewölbe versehen, die zwei Schiffe werden in der Achse von zwei Pfeilern unterstützt, der dritte Pfeiler ist unsymmetrisch in der südwestlichen Ecke des Schiffes gestellt, wo er den Turm unterstützt. An der Westseite des Schiffes befindet sich die Sängerempore mit einer spätgotischen Brüstung mit Maßwerken und darüber ein geschnitztes Rokokogitter. Der Raum unter der Sängerempore ist mit Netzgewölbe versehen. Die Kircheneinrichtung ist barock aus dem 18. Jahrhundert und zum Teil auch neuzeitlich aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Aus der Zeit des Kirchenbaus haben sich auch eine wertvolle Statue der Thronenden Madonna und ein Relief des Todes der Jungfrau Maria erhalten, die bei der Gelegenheit des Umbaus verfertigt wurden.

Die Kirche des Todes der Jungfrau Maria ist frühgotisch mit Kreuzgewölbe und Barockeinrichtung. Die Kapelle des hl. Johannes von Nepomuk ist barock mit zeitgenössischer Einrichtung. Die Friedhofskapelle der hl. Theresia ist barock mit neuzeitlicher Einrichtung. Die Pfarre ist dreiflügelig und es schließen daran Wirtschaftsgebäude und ein Garten an; an der Nordfassade befinden sich Überreste barocker Wandausmalung. Von der Pfarre geht ein Verbindungskorridor aus, durch den die Pfarre mit der Kirche verbunden ist.

Kájov, Wallfahrtskirche, Eintrittsportal mit Fresken, foto:  Libor Sváček

Bauhistorische Entwicklung:
Das älteste erhaltene Gebäude in Kájov ist die ursprüngliche frühgotische Kirche des Todes der Jungfrau Maria, deren Datierung in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts fällt. Im Laufe des 14. Jahrhunderts entstand an ihrer Seite die große Kirche Mariä Himmelfahrt, die in den 20er Jahren des 15. Jahrhunderts von den Hussiten beschädigt wurde. Die Kirche wurde allmählich wiederhergestellt und später, in den Jahren 1471-1485, in die heutige Gestalt einer zweischiffigen Hallenkirche umgebaut. Es handelte sich hier um einen in dieser Gegend beliebten Bautyp, der bei einer Reihe Kirchenumbauten auf dem Gebiet von Český Krumlov in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts verwendet wurde. Wegen ihrem reinen Stil und Qualität nimmt die Kirche in Kájov unter ihnen eine führende Stellung ein. Im Zusammenhang mit dem Umbau wurde auch neues Mobiliar für die Kirche angeschafft, von dem bis heute die wertvolle Statue der Thronenden Madonna, das Relief des Todes der Jungfrau Maria und der Zyklus von 12 Tafelbildern mit Apostelthematik erhalten geblieben sind. Die obengenannte Madonnenstatue wurde zum Verehrungosbjekt der Pilger.

Wallfahrtskirche Kájov, thronende Madonna,1502 Kájov, Wallfahrtskirche, Detail des Hauptaltars, Plastik der Jungfrau Maria mit Jesuskind, foto:  Libor Sváček

Weitere Bautätigkeit in Kájov wurde erst mit der Barockzeit gebracht, wo es zu einem großen Aufblühen des Wallfahrtsortes kam, als Folge der wachsenden Beliebtheit des Marienkults. 1630 wurde gegenüber der Kirche ein Hospiz für Pilger erbaut, in dem später auch eine Gaststätte und Schule untergebracht waren. Die auf die geistliche Verwaltung steigenden Ansprüche regten auch häufige Bauumgestaltungen der Pfarre an, die 1661 anstelle eines heruntergekommenen Originalgebäudes erbaut worden war. 1699 wurde die Kapelle des hl. Johannes von Nepomuk in die Pfarre eingebaut, die zum Beichten der Pilger diente.

Kájov, Wallfahrtskirche, Orgel, foto:  Libor Sváček Die eigentliche Kirche wurde von Barockeingriffen nicht sehr berührt. Nur in den 90er Jahren des 17. Jahrhunderts wurde der Bau der sog. neuen Sakristei und des vom Baumeister Giovanni Canevalle durchgeführten und vom Blitz beschädigten Turmes vorgenommen. Als Ausdruck der barocken Frommigkeit wurden 1667 fünfzehn Granitsäulen mit Bildern von Rosenkranzgeheimnissen erbaut und entlang dem Weg von Český Krumlov bis Kájov aufgestellt.

1769 verwirklichte sich eine Verbindung der Kirche mit der Pfarre mittels eines Verbindungskorridors, der den Priestern einen leichten Zutritt bis in die Sakristei auch während großer Wallfahrten ermöglichte. Bei dieser Gelegenheit wurde die gotische Kirche, über die der Korridor führte, auch mit einer Trennwand in zwei Teile eingeteilt. Aus der Kirche entstanden die Kapelle des Todes der Jungfrau Maria und die Kapelle des hl. Linhart. Im Laufe des 18. Jahrhunderts gewann die Kirche auch neues Mobiliar einschließlich des Hauptportalaltars mit der gnadenreichen Statue der Jungfrau Maria von Kájov.

Während der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Kájover Kirche einigen Wiederherstellungen unterzogen, in deren Rahmen sie zum Teil mit neugotischer Einrichtung ausgestattet wurde. Nach dem Abschieben der deutschen Bevölkerung im Jahre 1945 sank die Bedeutung des Wallfahrtsortes. Auch trotz der Ausnutzung zu kirchlichen Zwecken sind die Kirche sowie die anschließenden Objekte in einen Zustand geraten, der nach umfangreichen Wiederherstellungen rief. Diese wurden jedoch erst nach 1989 unter Unterstützung aus Österreich und Deutschland vorgenommen. Der Wiederherstellung wurden die Kirche und die Kapelle des hl. Johannes von Nepomuk unterzogen, die anderen Gebäude werden noch rekonstruiert. Der hohe künstlerische Wert der spätgotischen Kirche in Kájov führte dazu, daß sie 1995 unter nationale Kulturdenkmäler eingereiht wurde.

Friedrich Bernard Werner, Vedute von Kájov, Mitte des 18. Jahrhunderts

Bedeutende architektonische Details:
Netzgewölbe im Presbyterium und im Schiff, Steinbrüstung der Sängerempore, gotisches Taufbecken im Schiff, Malereien in der nördlichen Kirchenvorhalle, Fragmente von Barockmalereien an der Fassade der Pfarre, spätgotische Sattelportale mit profilierten Türgewänden in der Friedhofsmauer.

Geschichte des Wallfahrtsortes:
Kájov zählt zu den ältesten Marienwallfahrtsorten in Böhmen. Die erste historische Erwähnung davon stammt aus dem Jahre 1263, wo der böhmische König Kájov dem neu gegründeten Zisterzienserkloster Zlatá Koruna schenkte. Die Zisterzienser unterstützten den hiesigen Marienkult. Die Kirche war zugleich auch eine Pfarrkirche, sie gewann durch ihren Einsatz auch viele Ablässe, die sie den mittelalterlichen Pilgern attraktiv machten. In den 20er Jahren des 15. Jahrhunderts wurde die Kirche zwar von den Hussiten geplündert, die Wallfahrten gingen aber nicht unter und in der 2. Hälfte des Jahrhunderts erlebte der Wallfahrtsort eine Blütezeit, mit der das Wirken des humanistisch orientierten Pfarrers Michal Pils verbunden war. Das Aufblühen des Wallfahrtsortes ist auch der Tatsache zu verdanken, daß es sich um ein traditionell katholisches Gebiet handelte.

Kájov, Wallfahrtskirche, Presbyterium mit dem Hauptaltar, foto:  Libor Sváček Die berühmteste Zeit von Kájov war die Barockzeit. 1656 wurde zum hiesigen Pfarrer der Zisterzienser Matěj Aleš Ungar, der spätere Abt von Zlatá Koruna. Er brachte den Wallfahrtsort sowohl materiell als auch geistlich in die Höhe. Kájov wurde zum Ort großartiger Kirchenfeste, zu denen Pilger aus der ganzen Gegend kamen. Große Gönner von Kájov waren die Eggenberger und später auch die Schwarzenberger, die der Wallfahrtskirche viele finanzielle sowie materielle Gaben stifteten. Viele Gaben der Kirche wurden auch von Marienverehrern aus allen Schichten der Gesellschaft gebracht, die in Kájov die dortige Wundertäterin um Hilfe in verschiedensten Angelegenheiten ersuchten.

Das Leben des Wallfahrtsortes betrafen erst die Reformen des Kaisers Joseph II., in deren Rahmen das Kloster Zlatá Korunain Zlatá Koruna 1785 aufgehoben wurde, welches das Patronatsrecht über der Kirche in Kájov hatte, und deswegen wurde dort die geistliche Verwaltung von den Zisterziensern ausgeübt. Nach dem Aufheben des Klosters ging das Patronatsrecht auf die Schwarzenberger über und die geistliche Verwaltung wurde von weltlichen Priestern übernommen. Die Kirche wurde auch von Wallfahrtsverboten sowie zwei Requisitionen von Wertsachen (1793, 1809) zugunsten des Staates betroffen, die zum Verlust vieler Gottesdienstgegenstände sowie Votivgaben (Schmucksachen, silbernes Kleid für die gnadereiche Statue, u. ä.) führten. Die Wallfahrten gingen jedoch nicht einmal zu jener Zeit unter und haben bis heutzutage überdauert. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts gewannen Kájov die Priester Oblaten, die sich um den Wallfahrtsort bis zum Abschieben der deutschen Bevölkerung im Jahre 1945 kümmerten. Danach ging die geistliche Verwaltung erneut auf weltliche Priester über. Zur Zeit ist die Kájover Pfarre unbesetzt und wird von Český Krumlov verwaltet.

Legenden und Erzählen:
Ein Mönch, der glaubte, daß nur die heilige Jungfrau Maria von Kájov ihm Vergeben und Verzeihung erbitten kann, wurde auf seiner Reise von Räubern überfallen, die ihm den Kopf abhauten. Der Kopf des Mönchs rollte weiter und rief, daß er einen Priester will, um seine Sünden zu beichten. Erst nachdem der armselige blut- und kotbedeckte Kopf mit seiner Bitte an der Kájover Wallfahrtskirche eingetroffen war und der Pfarrer seine Beichte gehört und ihm die Lossprechung der Sünden gegeben hatte, wurde der rufende Mund still und die Augen schlossen sich. Der Kopf sowie der Körper des Mönchs, den Pilger herbrachten, ruhen im Grab auf dem Kájover Friedhof.

Kájov, Wallfahrtskirche, Seitenaltar des hl. Johann von Nepomuk, foto:  Libor Sváček Kájov, Wallfahrtskirche, geschnitzter Altar mit Plastiken der Apostel und der Jungfrau Maria, foto:  Libor Sváček

In einer abgelegenen Wirtschaft unweit Kájov lag ein geiziger Bauer im Sterben und seine Erben versprachen, daß sie ihm unter den Kopf in den Sarg das Kopfkissen geben würden, auf dem er starb. Als sie dann anfingen, das Erbe zu suchen und konnten mit dem Zusammenrechnen nicht fertig sein, fiel ihnen ein, daß der Verstorbene sich das Geld mit ins Grab genommen hatte. Der Sarg wurde herausgegraben und geöffnet; der Verstorbene lag auf dem Bauch drin und hielt das Kopfkissen mit dem Geld in seinen Armen so fest, daß den Verwandten nichts anderes übrigblieb, als den Sarg zuzuschlagen und den Knauser aufs neue mit seinem Schatz zu beerdigen.

Bei der Ruine der Burg bei Kájov pflegte man nachts eine Kutsche zu sehen, die von feuerschnaufenden Pferden gezogen wurde, mit einer schwarzgekleideten Dame, die einen goldenen Schlüssel in der Hand hielt. Unter der Ruine öffnet sich manchmal ein Weinkeller voller Fässer, der Eingang wird jedoch von einem riesigen wütenden schwarzen Hund bewacht. Einmal sammelte eine arme Frau an dieser Stelle erfreut eine volle Schürze Dukaten, sie bemerkte aber ein graues Männlein, das ihr nachrief, daß sie Hühnermist trägt. Und in der Tat, in der Schürze war nichts anderes. Zornig schüttete sie diese aus, aber zu Hause fand sie einen goldenen Dukaten, der hinter ein Band hineingefallen war. Ein anderes Mal brachte ein kleiner Junge vier kleine gelbe Scheiben von unten der Burgruine und als er sie zu Hause zeigte, waren es Dukaten. Eine unangenehme Sache passierte einem Knecht, der an jener Stelle sang - eine unsichtbare Hand gab ihm eine kräftige Ohrfeige und um ein Haar entrann er vor einem Hund mit flammenden Augen.

Kájov - Karte der Besitzungen aus dem Anfang des 18. Jahrhundert

Bei dem Brand der Pfarre und des Schulgebäudes wurde beträchtlich auch die Kirche beschädigt. Es wurde angefangen, eine neue Kirche zu bauen, und zwar dort, wo heute die Fronleichnamkapelle steht. Die Arbeit ging rasch voran, aber nachts wurde ein seltsames Gepolter laut und am nächsten Morgen fand man die Baustelle in Trümmern. Die Steine waren auf eine andere Stelle getragen und dort geordnet worden. Das wiederholte sich drei Nächte, so daß zuletzt entschieden wurde, die Kirche dort zu bauen, wo man jeden Morgen die so wundersam vorbereiteten Steine fand. Ebenfalls wird von einem Dachdecker erzählt, der, während des Beendens der letzten Arbeiten auf dem Kirchdach, herunterstürzte. Die Zusehenden erstarrten vor Schreck, aber der Handwerker stand ohne die geringste Verletzung auf, nahm sein Werkzeug und ging wieder an die Arbeit.

In der Nähe der Kirche befand sich in einer Steinkapelle ein Quellbrunnen mit Wunderwasser, das von vielen Leuten aufgesucht wurde. Einer von ihnen war auch der Dorfrichter aus dem unweit liegenden Záhorkov,

Kájov, die Sonnenuhr schlägt auf dem Turm der Wallfahrtskirche, foto:  Libor Sváček der auf beide Beine lahm war und sehr davon litt, daß er die ganze Zeit ans Bett gefesselt war. Eines Nachts hatte er einen lebendigen Traum, in dem ihm die gnadenreiche Statue der Jungfrau Maria von Kájov erschien, die zu ihm sprach und ihn aufforderte, sich in dem Heilwasser aus dem Kájover Quellbrunnen zu waschen. Der Dorfrichter gehorchte, denn er schätzte die wundersame Statue der Kájover Wundertäterin hoch, von der man erzählte, daß sie nachts leuchtet von himmlischem Licht erhellt und von singenden Engeln umgeben. Der Dorfrichter ließ sich von dem Quellbrunnenwasser waschen, um das er einen Knecht geschickt hatte. Danach schlief er tief ein und als er erwachte, stellte er fest, daß er gesund ist und wieder gehen kann.

Gegenwärtige Nutzung:
In der Kirche, die heutzutage als Pfarrkirche dient, werden regelmäßige Sonntagsgottesdienste gehalten. Die Hauptwallfahrt findet am zweiten Oktobersonntag statt, in der Regel mit der Teilnahme des päpstlichen Nuntius und einer Menge tschechischer sowie deutscher und österreichischer Pilger.

Weitere Informationen:
Wallfahrten und Wallfahrtsorte in der Region Český Krumlov
Kirchliche Geschichte der Region Český Krumlov
Schule in Kájov