Kloster Zlatá Koruna
Adresse:
Wissenschaftliche Staatsbibliothek
PhDr. Zdeněk Troup, (Verwalter des Klosters)
Kloster Zlatá Koruna
381 01 Zlatá
Koruna
Telefon/Fax:
+420 380 743 126
Öffnungszeiten:
1.4. - 31.5. |
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Dienstag - Sonntag |
9.00 - 12.00 |
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1.6. - 31.8. |
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Dienstag - Sonntag |
8.00 - 12.00 |
Die letzte Besichtigung beginnt 60 Minuten vor dem Ende der Öffnungszeit. Die Besichtigungen sind mit einem Begleiter und werden in Tschechisch, und je nach der Fähigkeit des Begleiters auch in den Hauptweltsprachen geführt. An Ausländer wird auch der begleitende Text in deutscher, englischer, französischer und ungarischer Fassung geliehen. Im Objekt ist die ständige Ausstellung "Schrifttum in Südböhmen" (Besichtigung ohne Begleiter) installiert. Im Kloster ist eine Forschungsstelle der Abteilung mit Handschriften und wertvollen Drucken ganzjährig geöffnet (Montag-Freitag 9.00 - 15.00, Tel.: +420 380 743 132), ein Besuch nach vorheriger Anmeldung möglich.
Lokalisierung:
Das Kloster Zlatá Koruna befindet sich ca. 8 km nördlich von Český
Krumlov in Richtung České Budějovice entfernt.
Ursprung der Benennung:
Przemysl Ottokar II. gab dem von ihm gestifteten Kloster einen
angeblichen Dorn aus der Krone Christi, den er vom franzözischen
König Ludwig IX. dem Heiligen gewonnen hatte. Auf Przemysls Wunsch
wurde das Kloster nach dieser Reliquie Svatá Trnová Koruna - die
Heilige Dornenkrone (Sancta Corona Spinea) benannt. Es ist belegt,
daß Anfang des 14. Jahrhunderts die Umbenennung auf Zlatá Koruna -
Goldenkron erfolgte, wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem großen
Reichtum des Klosters. Diese Volksbezeichnung wurde auch auf die in
der Nähe des Klosters entstandene Gemeinde übertragen, das Kloster
behielt sich jedoch seinen ursprünglichen Namen.
Beschreibung des Objektes:
Das Kloster liegt auf einer von drei Seiten vom Fluß Vltava
umflossenen Landzunge. Das eigentliche Kloster ist selbständig
umzäunt und entlang der südwestlichen Seite schließt sich das
Vorklosterareal an, das ebenfalls verschanzt ist. Der
architektonische Schwerpunkt des Klosters wird von der fast
nordwärts orientierten Konventkirche (dreischiffige Basilika mit
Kreuzschiff) gebildet, an die vom Süden sich das Konvent mit dem
Kreuzgang anschließt. Nördlich davon steht die Kapelle der
Schutzengel, angeschlossen vom sog. kleinen Konvent. Weiter
nordwärts folgt eine Gebäudegruppe der Abtei mit einer Brauerei.
Sein Hinterhof wurde vom Westen sowie Osten durch gotische Tore
begangen.
Bauhistorische Entwicklung:
Das älteste erhaltene Gebäude ist die Obergeschoßkapelle der
Schutzengel aus der Zeit um etwa 1370. Im Stil steht sie sehr nahe
den ältesten Teilen der Klosterkirche in Vyšší Brod. Es ist
allmählich die Konventkirche aufgewachsen, dessen
Grundrißeinteilung zumindest teilweise aus der ersten Hälfte der
60er oder 70er Jahre des 13. Jahrhunderts stammen dürfte. Wohl
bereits vor 1278 begann das Kreuzschiff, das Presbyterium, die
später niedergerissenen Chorkapellen und der nördliche Teil der
dreischiffigen Kirche bis zum vierten die Wölbung tragenden
Pfeilerpaar zu entstehen. Diese Bauperiode endete wohl im Jahre
1320. Der Ausbau des dreischiffigen Raumes, dem an der Westseite
noch ein viertes Schiff hinzugefügt wurde, verlief vom 2. Viertel
des 14. Jahrhunderts bis zu der Zeit nach dessen Mitte. Im Jahre
1359 beteiligte sich an dem Bau auch Michal Parléř. Die
Konventgebäude entstanden in mehreren Etappen gleichzeitig mit der
Kirche. Zuerst wurde der Nordflügel mit einem im Jahre 1300 auf
zwei Säulen gewölbten Kapitelsaal gebaut, der ein geprägter
Ausdruck des Linearstils ist. Den Konventbau schloß in der Mitte
des 14. Jahrhunderts die Brunnenkapelle ab, die sich an den Ostteil
des Kreuzgangs anschließt.
Grundsätzlich gotisch ist auch das kleine Konvent, dessen Anfang des 17. Jahrhunderts angefangene Umgestaltung und Erweiterung erst 1661 beendet wurde. Die gotischen Abteigebäude wurden Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts renoviert und später um die Brauerei erweitert. Der einzige intakter erhaltene Raum ist die Abtkapelle, die erst 1387 erwähnt wurde. Eine ernsthafte Beschädigung des Konvents und der Kirche im Jahre 1420 resultiere in umfangreiche barocke Umgestaltungen nach der Mitte des 17. Jahrhunderts. Zu jener Zeit wurde die Kirche neu gewölbt, das zusätzliche vierte Schiff wurde beseitigt und der Nordflügel des Konvents wurde weiter ostwärts um das Latrinengebäude verlängert. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die meisten Interieurs des Klosters mit Rokokoausmalung (auch von František Jakub Prokyš) und Stukkatur versehen.
Nach seinem Aufheben 1785 wurde das Kloster von den Schwarzenbergern gekauft, die es bis zum Jahre 1909 zu ungeeigneten industriellen Zwecken nutzten, was zur Folge eine Verwahrlosung und Beschädigung der Klostergebäude hatte. Diese Zeit hat z. B. das fünfeckige gewölbte Presbyterium der Kapelle der Schutzengel, die Brunnenkapelle sowie ein Teil der Räumlichkeiten des Konventflügels nicht überlebt. Ebenfalls die Rokokoverzierung des Kreuzgangs wurde beschädigt. In den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Kloster anspruchsvollen Rekonstruktionen unterzogen.
Im Vorklosterareal haben sich manche mittelalterliche Gebäude erhalten, wovon besonders die ehemalige Kirche der hl. Margarete aus den Jahren 1330 - 1340, weiters das Hospiz, das Salzlager und die Mühle bemerkenswert sind.
Die ehemalige Abtei in Zlatá Koruna zählt zu den besterhaltenen Zisterzienserklöstern in den tschechischen Landen. Im Jahre 1995 wurde das Klosterareal zum Nationalkulturdenkmal erklärt.
Bedeutende architektonische Details:
An der Außenseite des Presbyteriums, die um die Jahrhundertwende
datiert ist, wurde von einigen Elementen der Kathedralarchitektur
(Wimperge auf Strebepfeilern, Fialen, Wasserspeier) Gebrauch
gemacht.
Das kreisförmige Fenster mit reichlichem Maßwerk, das sich an einer ungewöhnlichen Stelle - in der Nordmauer des Ostflügels des Kreuzschiffes befindet, ist wohl das Werk von Michal Parléř. Dieser dürfte der Schöpfer des freien Portalmaßwerks in der südlichen Stirnseite der Kirche und der Brunnenkapelle gewesen sein. Die Brunnenkapelle war siebeneckig im Grundriß und ihre direkt aus der Erde auslaufenden Wölbungsrippen bildeten ein Durchsichtsskelett, durch das sich die Ansicht der eigentlichen Decke öffnete. Dieses ungewöhnliche Gewölbe war ein Ausdruck eines Künstlerspieles.
Die Kapelle der Schutzengel verfügt über ein Obergeschoß, was im tschechischen Milieu eine ausnahmsweise Erscheinung ist. Diese im Rahmen des Zisterzienserklosters atypische Kapelle fand Inspiration wahrscheinlich in der Hofkunst. Es ist nicht einmal ein Zusammenhang mit der Obergeschoßkapelle des Pariser königlichen Palastes Saint-Chapelle auszuschließen, woher der Dorn aus der Dornenkrone Christi angeblich stammte, der höchstwahrscheinlich in der Kapelle der Schutzengel untergebracht war.
Geschichte der Bewohner des Objektes:
Die Zisterziensermönche wurden hierher 1263 von der bedeutendsten
österreichischen Abtei Heiligenkreuz von Przemysl Ottokar II.
berufen - im Grunde als Unterstützung seiner Macht gegen die
Witigonen, die in Südböhmen jener Zeit eine mächtige Domäne
darstellten. Der König schenkte dem Kloster ausgedehnte
Grundstücke, die weiter bedeutsam durch eine Gabe von Bavor von
Strakonice vermehrt wurden. Die Witigonen erkannten bald richtig
das Kloster als ein Hindernis für ihre Expansion und im Jahre 1276
überfielen und beschädigten sie es. Die Unterstützung von Václav
II. machte jedoch den weiteren intensiven Ausbau des Klosters
möglich. Im Laufe des 14. Jahrhunderts erlebte das Kloster eine
Blütezeit und auf seiner Herrschaft wurden über 100 Dörfer
gegründet. Der Ruhm des Klosters ging jedoch rasch unter, nachdem
es im Jahre 1420 von den Hussiten überfallen, zerstört und in Brand
gesetzt worden war. Die Mönche verließen ihr Heim sogar für eine
bestimmte Zeit. Während der Hussitenkriege eignete sich
Ulrich II. von Rosenberg die ganze Klosterherrschaft und die Macht über Zlatá Koruna an. Die Rosenberger gaben den Besitz nicht zurück und die Lage des Kloster wurde Ende des 15. Jahrhunderts immer schlechter. Im Jahre 1493 trat der böhmische König den Rosenbergern die Güter von Zlatá Koruna in ihre erbliche Verwaltung ab, wodurch er ihnen eigentlich alle Patronatrechte übergab. Die Zahl der Mönche im Kloster ging fortan zurück und das geistliche Leben verkam. In der Mitte des 16. Jahrhunderts strebten die adeligen Schutzherren danach, das Kloster aufzuheben, was jedoch nicht passierte. Noch vor dem Dreißigjährigen Krieg fingen die Verhältnisse an, sich zu konsolidieren und in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, unter der Führung des Abts Matěj Aleš Ungar befand es sich unter den Musterklöstern der Zisterzienserprovinz Böhmen und Mähren. Zu jener Zeit entflammte erneut der Restitutionsstreit um die Rückgabe des Klosterbesitzes mit den damaligen Besitzern der Herrschaft von Český Krumlov, den Eggenbergern. Zum Schutz der Klosterrechte verfaßten mehrere Zisterzienser von Zlatá Koruna einige Werke über die Geschichte des Klosters, die für Historiker bis heute eine wertvolle (obwohl selbstverständlich keine objektive) Informationsquelle darstellen. Der andauernde Kampf schleppte sich noch unter den Schwarzenbergern und war nicht erfolgreich.
Eine bedeutende Gestalt war der letzte Abt von Zlatá Koruna, Bohumír Bylanský (1755 - 1785), der die während der Zeit verfallene Moral der Mönche stärkte und sich auch um die vernachlässigte Klosterwirtschaft kümmerte. In der Klosterwirtschaft führte er neue Technologien und Früchte, z. B. Kartoffeln und Maulbeeren ein. Eine große Aufmerksamkeit wurde der Pflanzung von Bäumen geschenkt. Manche Mönche versuchten auch, wissenschaftliche Tätigkeit im Bereich Meteorologie und Astronomie zu betreiben. Im Kloster entstand eine Musterschule für die Kinder der Untertanen aus der Umgebung ( Schule in Zlatá Koruna).
Im Jahre 1785 wurde das Kloster jedoch durch einen Erlaß des Kaisers Joseph II. aufgehoben. Das Objekt des Klosters kauften die Schwarzenberger, die es bis 1909 an verschiedene Unternehmer vermieteten. Es wechselten sich hier nacheinander die Seiden-, Kattun- und Tuchherstellung und schließlich ein Maschinenwerk mit Gießerei ab. In der ebenfalls aufgehobenen Kirche der hl. Margarete wurden Bleistifte und Zündhölzer hergestellt. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verwahrloste das Gebäude ziemlich und wurde von der erst während des 1. Weltkrieges vorgenommenen Wiederherstellung gerettet. 1940 beschlagnahmte das Kloster die Gestapo und nach dem Krieg wurde es vom Staat konfisziert. Seit 1979 befindet es sich unter der Verwaltung der Wissenschaftlichen Staatsbibliothek in České Budějovice.
Legenden und Erzählungen :
Barocken Klosterchronisten nach gründete Przemysl Ottokar II. Zlatá
Koruna, um seinen Dank dem Gott auszudrücken, der es ihm
ermöglichte, 1260 bei Kressenbrunn über das stärkere Heer des
ungarischen Königs Béla IV. zu siegen. Obwohl dieser Fassung
verschiedene fragmentweise Berichte aus zeitgenössischen sowie
späteren Quellen entsprechen, war dies nicht der Hauptgrund der
Gründung.
Eine hochgewachsene Linde auf dem Klosterhof ist von einer Sage umwoben, welche die kapuzenförmige Gestalt mancher Blätter dadurch erklärt, daß es eine Erinnerung an die hier im 15. Jahrhundert von den Hussiten erhängten Mönche sei. Kappenförmige Blätter kommen jedoch auf Linden öfter vor und der Grund für die zusammengewachsenen Stiele des Blattes, das dann eine Art Tüte bildet, ist eigentlich eine Baumkrankheit, Virose. Dem erwähnten Ereignis entspricht nicht einmal das Alter der Linde, die vor etwa 200 Jahren gepflanzt wurde.
Der Abt von Zlatá Koruna erfuhr, daß der Herr Wilhelm von Rosenberg, dem das auf seiner Geschlechtsherrschaft erbaute Kloster ein Dorn im Auge war, dem Kaiser eingeredet hatte, daß das Kloster Zlatá Koruna beinahe verlassen und deswegen nutzlos sei. Es war schon ein kaiserlicher Beamter unterwegs, um die Situation zu untersuchen. Vor seiner Ankunft rief der Abt alle Mönche aus der Umgebung, seine Untertanen aus den umliegenden Dörfern sowie das Gesinde zusammen und bekleidete sie mit Mönchskutten. Er setzte sie zu riesigen lateinischen Büchern und ordnete an, daß keiner von ihnen etwas sagen darf, um seine Unwissenheit nicht zu verraten. Der kaiserliche Beamte sah überall Gruppen von Mönchen, die in lateinische Bücher vertieft waren, er wagte sich jedoch nicht, jemand nach etwas zu fragen, um seine eigene Unkenntnis nicht zu zeigen. Der Bericht, den er dem Kaiser erstattete, war offensichtlich positiv, denn das Kloster Zlatá Koruna wurde verschont und die Bestrebungen des eroberungssüchtigen Rosenbergers wurden zunichte.
Gegenwärtige Nutzung:
Besichtigungstrasse des Klosters, ständige Ausstellung "Schrifttum
in Südböhmen", Depositar der Wissenschaftlichen Staatsbibliothek in
České Budějovice, Wohngebäude, privates Antiquariat.
Weitere Informationen:
Kirchliche Geschichte in der Region Český Krumlov
Kloster Vyšší Brod
(jh)