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Massenfunde (Depots) aus der Bronzezeit in der Region Český Krumlov

Massenfunde (Depots, Schätze) gehören ohne Zweifel zu den attraktivsten urzeitlichen Funden. Es handelt sich um Komplexe absichtlich aufbewahrter (versteckter) Gegenstände, die in ihrer Zeit oft ein großes Eigentum darstellten. Für Gründe zu ihrer Aufbewahrung werden vor allem unruhige Verhältnisse, Kriegs- oder andere Gefahr und Befürchtungen um die Entfremdung der Gegenstände gehalten. Einige Depots halten wir für Lager der Handelsleute oder Handwerker (z. B. Metallgießer), die die versteckten Waren aus irgendwelchen Gründen nie mehr abholten. Es werden nach ihnen die Richtungen der Handelswege, Ursprung der Rohstoffe oder Lagen der Werkstätten rekonstruiert. Schätze bewahrten Menschen auch aus Kultgründen auf - als Opfer verschiedensten Göttern und Geistern. Einige Massenfunde von Bronzegegenstände - Depots aus der Bronzezeit - oder deren Teile wurden auch in der Region Český Krumlov gefunden.

Auf der Karte der Region Český Krumlov sind die Fundorte der Depots aus der Bronzezeit markiert: 1 – Havalda bei Chvalšiny; 2 – Dívčí Kámen; 3 – Hořice na Šumavě; 4 – Český Heršlák; 5 – Vítkův kámen; 6 – Slavče; 7 – Kosov; 8 – Plavnice bei Kamenný Újezd. Zeichnung von M. Ernée.

Abb. 1 Auf der Karte der Region Český Krumlov sind die Fundorte der Depots aus der Bronzezeit markiert: 1 - Havalda bei Chvalšiny; 2 - Dívčí Kámen; 3 - Hořice na Šumavě; 4 - Český Heršlák; 5 - Vítkův kámen; 6 - Slavče; 7 - Kosov; 8 - Plavnice bei Kamenný Újezd. Zeichnung von M. Ernée.

Der größte von ihnen ist ohne Zweifel der Massenfund von 165 Messingrippenbarren aus der älteren Bronzezeit in Havalda (Hochwald) bei Chvalšiny (Karte Nr. 1) im Jahr 1904. Den ersten von den Barren ackerte der Gemeinderat Josef Bürger im Oktober dieses Jahres auf seinem Feld heraus, das ca 700 m nordöstlich von Havalda lag. Nachfolgend wurden beim Aushub im Fundort neben einem größeren Stein 164 weitere Rippenbarren gefunden. Einige gingen später verloren, einen größeren Teil (nach und nach 116 Stück) kaufte das Museum in České Budějovice und einige kamen auch ins Museum in Český Krumlov. Massive Rippenbarren mit einem Gesamtgewicht um 35 kg stellten in der älteren Bronzezeit ein großes Vermögen dar. Es handelt sich wahrscheinlich um ein Lager eines Kupferhandlers, der diesen wertvollen Rohstoff von den Alpenlagern, wo es abgebaut und bearbeitet wurde, nach Böhmen bringen wollte. Die versteckte Last holte er jedoch nie mehr ab. Das Depot vergrub er höchstwahrscheinlich in der Nähe des Weges, auf dem er sich nach Böhmen begab.

Havalda bei Chvalšiny. Ein Teil des Depots von kupfernen Rippenbarren – Fund aus dem Jahr 1904. OVM Český Krumlov.

Abb. 2

Havalda bei Chvalšiny. Muster der Rippenbarren vom Depot. OVM Český Krumlov.

Abb. 3

Vielleicht ein Rest eines weiteren Depots gleichen Alters ist ein bronzener Spangenbarren, der biem Bau der Eisenbahn České Budějovice - Linz an der österreichischen Grenze in Český Heršlák gefunden wurde (Karte Nr. 4). In der älteren Bronzezeit wurden einige Depots in unmittelbarer Nähe der Grenze der Region Český Krumlov gelagert. Es ist einerseits das Depot von bronzenen Rippenbarren aus Slavče (Karte Nr. 6), das im Steinbruch Matěj Troubs am östlichen Fuß des Berges Kluk ungefähr in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts gefunden wurde, und weiter zwei Massenfunde von bronzenem Werkzeug und Schmuck aus Kosov (Karte Nr. 7; Abb. 4 rechts) und Plavnice (Karte Nr. 8; Abb. 4 links) bei Kamenný Újezd. Auf der östlichen Seite des Teichs Čekanov bei Kosov stieß man auf bronzene Gegenstände bei einer Ausgrabung im Jahr 1894. In einer Tiefe von etwa 50 cm wurden 5 Spangenbarren, 8 Armbänder aus eingerolltem flachen Draht, 9 einfache Armbänder und eine Scheibe - Falera gefunden (Abb. 4 rechts). Die Gegenstände wurden später dem Museum in České Budějovice geschenkt. Im Hamerský-Wald südlich von Plavnice fanden Arbeiter bronzene Gegenstände beim Fällen einer bejahrten Kiefer bereits im Frühling 1885. Das Depot enthielt 4 bronzene Äxte, einen bronzenen Meißel, ein spiralförmiges Armband und 4 bronzene Nadeln (Abb. 4 links).

Depots von Bronzewerkzeug und Schmuck aus Kosov (rechts) und Plavnice bei Kamenný Újezd (links).
Abb. 4

Eine außerordentliche urzeitliche Lokalität in der Region Český Krumlov ist die Burgstätte aus der Bronzezeit in Dívčí Kámen (Karte Nr. 2). Auch in ihrem Areal wurde mehrere Massenfunde - Depots von der Wende der älteren und mittleren Bronzezeit gefunden. Der reichste und interessanteste von ihnen ist der Fund aus dem Jahr 1960 - 2 bronzene Äxte, 2 "Manschettenarmbänder" und 250 Bernsteinkorallen in einem Keramikgefäß. Bernsteinschmuck kam nach Böhmen insbesondere von der Ostseeküste und ist ein bedeutender Beweis des Fernhalndels. Bereits 14 Jahre früher, im Jahr 1946, wurde an einer anderen Stelle der Burgstätte ein Depot von mehreren Spiralarmbändern mit Rosetten gefunden (Abb. 5). Ihre Zahl ist heute nicht genau bekannt, es scheint jedoch, dass es mindestens drei waren.

Dívčí Kámen. Bronzenes spiralförmiges Armband vom Fund aus dem Jahr 1946. OVM Český Krumlov.
Abb. 5

Auch die Angehörigen der Hügelgräberkultur der mittleren Bronzezeit legten Depots von bronzenen Gegenständen in die Erde. Von der Region Český Krumlov kennen wir bisher nur einen solchen Massenfund. Er wurde von Arbeitern bei einem Aushub über dem Anwesen Nr. 94 in Hořice na Šumavě im Juli 1948 gefunden (Karte Nr. 3; Abb. 6-9). Es geht um ein sog. Depot der Bruchstücke (Abb. 6) - gebrochener Gegenstände - das wahrscheinlich als Rohstofflager diente. Im Depot aus Hořice na Šumavě finden wir Teile von fast zwanzig Gegenständen - 6 einfache Armbänder mit gestochener Ausschmückung (Abb. 9), 2 flache Armbänder mit Spiralrosetten an Enden und gestochener Ausschmückung (Abb. 7), Nadeln mit Siegelstockkopf, Scheibenkopf und Ösenkopf (Abb. 8), weiter Bruchstücke zweier Sicheln, 5 Bruchstücke von bronzenem Draht und ein Teil der Klinge eines Dolchs oder Schwerts. Das Depot aus Hořic na Šumavě wird in die Stufe BC, ins Horizont der Depots Plzeň Jíkalka datiert. Die Gegenstände werden heute im Bezirksheimatmuseum in Český Krumlov aufbewahrt, in dessen Exposition sie auch zu sehen sind. Auch durch den Ort, wo später der Marktflecken Hořice na Šumavě wuchs, verlief bereits in der Urzeit eine Kommunikation von Böhmen nach Süden ins Donaugebiet. Auf ihr wanderte auch der Besitzer der Bruchstücke bronzener Gegenstände, dessen Versteck es gelang erst fast nach viertausend Jahren zu entdecken.

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Abb. 6

In der mittleren Bronzezeit wurden auch zwei Schwerter gegossen, die 1883 vor dem Eingang in die Burgruine Vítkův kámen (Karte Nr. 5). Die Schwerter wurden hier höchstwahrscheinlich erst im Mittelalter eingelagert - als Opfer.

Hořice na Šumavě. Flache Armbänder mit spiralförmigen Rosetten an Enden und gestochener  Ausschmückung. OVM Český Krumlov.

Abb. 7

Hořice na Šumavě. Nadel vom Depot. OVM Český Krumlov

Abb. 8

Hořice na Šumavě. Einfache Armbänder mit gestochener Ausschmückung. OVM Český Krumlov.

Abb. 9

(me)

Weitere Informationen:
Archäologische Untersuchungen in der Region Český Krumlov
Urzeitliche Besiedlung der Region Český Krumlov
Burgstätte aus der Bronzezeit auf Dívčí Kámen