Die Höhle von Dobrkovice
Abri (Höhle mit einem Felsenvorsprung) liegt südlich von Dobrkovice direkt neben der Straße nach Kájov in der Nähe des Hauses Nr. 207. Die senkrechte Kalksteinwand enthält zahlreiche Risse und Spalten, die sich durch die Wirkung des Regenwassers in Höhlen karstartigen Charakters verwandeln. Größere Hohlräume in der Nähe des Hauses wurden mit einer Mauer versehen und als Keller verwendet, im westlichen Teil sind sie bis jetzt unberührt. Der Eintritt in die Höhle ist durch einen dachartigen Vorsprung geschützt, der wahrscheinlich früher viel mehr überstand als heute, aber nach einiger Zeit kam es zu seinem Einsturz. Spuren davon wurden unter den Sand- und Schlammschichten vor dem Eingang in die Höhle gefunden.
Im Jahre 1933 versuchte der damalige Besitzer des Hauses, Herr Janoušek, unter dem Felsen eine Grube für Kalk einzutiefen, wobei er auf große Knochen stieß, die seine Aufmerksamheit fesselten. Seinen ungewöhnlichen Fund meldete er dem Amateur-Archäologen Karel Brdlik, der gemeinsam mit Dr. Leonhard Franz und Prof. Liebus systematische Ausgrabungen einleitete und eine kleinere Menge Knochen- und Hornsteininstrumente sowie auch eine reiche Sammlung von Fossilien urzeitlicher Tiere fand. Die Ausgrabungen gingen bis in die Tiefe von 1,60 m.
An der östlichen Seite der Fundstelle lag unter einer dünnen Humusschicht eine Sumpf- und Lehmschicht, die auf einer Sandbank ruhte, durch eine Kalkplatte getrennt. Auf dem Sand befand sich eine relativ dicke Aschenschicht mit Resten von Holzkohle, eine zweite Aschenschicht konnte erst nach der Beseitigung des Lehms auf der steinernen Stufe gegenüber dem Felsen nachgewiesen werden. Es wurden hier also unwiderlegbar Spuren von Feuer nachgewiesen, auch der Rand unterhalb des Lehms war hart festgebacken. Sowohl im Lehm, als auch in der Aschenschicht wurden fossile Reste gefunden, die teilweise auf einer Steinbank, in eine Spalte eingeklemmt, und im Laufe der Zeit wurden sie zu Kalk, zum Teil befanden sie sich auf der Sandschicht. Bei den Fossilien wurde keine Aufteilung bemerkbar, die Knochen der Raubtiere und der Hufetiere waren vermischt und in verschiedenen Positionen festgestellt. Es ist also anzunehmen, daß sie einer Zeitperiode angehören.
Nach dem Vergleich mit den Sammlungen paläontologischer Funde im Nationalmuseum in Prag haben die dortigen Fachleiter die Artenzusammensetzung der Dobrkovicer Fossilien bestimmt. Nach einem Gutachten wurden die Reste folgender Tiere gefunden: von den Raubtieren war es die Höhlenhyene, einige Arten des Höhlenwolfes, des mitteleuropäischen und auch des Polarfuchses, Höhlenlöwe und vor allem Höhlenbär, dessen mächtiger Schädel gut erhalten war. Von den Hufetieren wurden die Reste eines Quartärnashorns, eines Mammuts, Pferde dreier Arten, urzeitlichen Wisent, eines Riesenhirschen, eines Nordelches. Von den Nagetieren befanden sich hier der Polarhase und Lemming, von den Vögeln das rauhfüßige Huhn.
Außer der erwähnten Feuerstelle bezeugen die Anwesenheit des Menschen auch einige aus Knochen sowie auch aus Hornstein erzeugte Instrumente, die wahrscheinlich zur Bearbeitung von Fellen und zur Jagd dienten. Einige der Knochenreste trugen auch Spuren nach Bearbeitung - Spalten, Schneiden oder Anbrennen.
Aus den Funden ergibt sich, daß die Höhle bei Dobrkovice wahrscheinlich vorübergehend von einer Gruppe jungpaläolithischer Jäger der Art Homo sapiens sapiens
besiedelt war, einige Wissenschaftler führen auch die Bezeichnung Homo sapiens fossilis an, mit der jedoch nur einige der ersten Funde dieser Art bezeichnet wurden (Lartet, 1869). Nach weiteren Funden kamen die Antropologen zu der Ansicht, daß die festgestellten Unterschiede nicht von dem Rahmen der Art Homo sapiens sapiens abweichen, zu der auch der heutige Mensch gehört.
Die Jäger aus der Dobrkovicer Höhle kann man der sog. Aurignac-Kultur zuordnen (die Bezeichnung ist von dem Namen der französichen Fundstelle Aurignac abgeleitet, manchmal kommt auch die Bezeichnung aurignacien vor), die man mit der Zeit von 70 bis 30 tausend Jahre v. u. Z. datieren kann. Charakteristisch ist eine feinere und vollkommenere Bearbeitung der steinernen Instrumente, die zum Beispiel aus dem bereits erwähnten Hornstein, weiter aus dem Feuerstein, Quarz, Kristall, Obsidian u. a. erzeugt wurden, sowie auch die erste Verwendung von Instrumenten aus Knochen, Feuersteinen und Mammutstoßzähnen. Es handelt sich z. B um verschiedene Arten von Messern, Kratzern, Spitzen u. a. In dem jüngeren Paläolithikum stoßen wir auch auf die urzeitliche Kunst, die von kleinen Statuen, Gravuren und Gemälden an den Wänden der Höhlen repräsentiert sind.
Von den weiteren in die Aurignac-Kultur fallenden Funden in Südböhmen können wir den Fund der Reste einer zeltartigen Hütte am Fuße von Svatobor in Sušice anführen, die als Werkstatt zur Erzeugung von steinernen Instrumenten bezeichnet wurde, sowie eine Hornsteinspitze eines Speeres, die in der kleinen Höhle in der Nähe der Gemeinde Třísov im Krumauer Gebiet gefunden wurde.
Ein Teil der archäologischen Funde aus der Dobrkovicer Höhle wird der Öffentlichkeit in den Musealexpositionen des Bezirksheimatmuseums in Český Krumlov und des Südböhmischen Museums in České Budějovice vorgestellt.
(kkr)
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