Burg Dívčí Kámen
Lokalisierung:
Die Ruine der Burg Dívčí Kámen befindet sich bei dem Dorf Třísov, 9
km in der nordöstlichen Richtung von der Stadt Český Krumlov
entfernt. Die Burg stand auf der hohen Felsenanhöhe , umfließend
von dem Fluß Vltava und dem Křemežský Bach, der unter der Burg in
den Fluß Vltava einfließt.
Ursprung der Benennung:
Der Name der Burg entstand durch die Verbindung des deutschen
Ausdrucks der Stein - Kámen oder die Burg und des Worts Maget (Mogt
- Magd) - die Jungfrau oder das Mädchen. Bei der Bezeichnung der
Burg verwendete man entweder das deutsche Wort Maidstein (Menštejn)
oder bis zur heutigen Zeit benutzte tschechische Wortverbindung
Dívčí Kámen.
Bauhistorische Entwicklung:
Im Bereich der heutigen Burgruine dehnte sich eine Höhensiedlung
aus, besiedelt in einigen uralten Zeiträumen. Das Zentrum der
Siedlung wurde beim Aufbau der Burg vernichtet, es blieben nur die
Reste auf dem nördlichen und nordöstlichen Hang erhalten. Um die
Wende des älteren und des mittleren Bronzealters entstand hier eine
befestigte Ansiedlung, geschützt auf den zugänglichen Seiten mit
einem Wall.
Die gotische Burg Dívčí Kámen wurde in zwei Bauetappen aufgebaut. Zwischen den Jahren 1350 - 1360 entstand der Wohnkern mit dem zweistöckigen Westpalast und mit der Umfassungsmauer. Der östliche Palast, das dritte Stockwerk des Westpalastes mit der Kapelle und die Steinmauer der Vorburg wurden vor dem Jahre 1383 aufgebaut. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die Vorburg auf der nördlichen Seite bis zu dem östlichen Palastturm verlängert und mit zwei prismatoidischen Bollwerken befestigt. Die Burg bestand aus drei Teilen - aus der eigenen Wohnburg, aus der oberen Vorburg und der später aufgebauten Vorburg, des Latrans, auf der südlichen Seite. Dívčí Kámen war ein typisches Beispiel der gotischen Burgarchitektur der Zeit des Kaisers Karl IV. Den Wohnkern der Burg bildeten zwei dreistöckige Paläste, die auf den engeren Seiten den regelmäßigen Burghof zusammengeschlossen. haben. Im Erdgeschoß und in zwei Stockwerken der beiden Paläste waren immer drei Räume mit hölzernen Decken und mit den Fenstern zum Burghof. Im dritten Stockwerk des westlichen Palastes befand sich ein einziger Saal mit den Fenstern auch in der Außenwand und mit einem Bogen im nördlichen Teil, der sich in die Erkerkapelle öffnete. Der Weg in die Burg führte durch drei Burgtore.
Gegenwärtig gehört die Burg Dívčí Kámen mit ihrer Länge von etwa 210 m und der Breite von etwa 45 m zu den größten Burgruinen in Böhmen. Es blieben hier Teile des Mauerwerks von der Oberen Burg und der Unteren Burg und die Teile der Burgbefestigung erhalten.
Bedeutende architektonische Details:
Bis zur heutigen Zeit blieben Fragmente des profilierten
Fenstergewändes in den tiefen Nischen mit den Seitensitzen
erhalten, im östlichen Palast befinden sich die Stuckrahmen der
Fenster und der Türen.
Geschichte der Bewohner der Burg:
Die Burg Dívčí Kámen gehörte zu den wenigen Burgen in den
böhmischen Ländern, deren Gründungsurkunde erhalten blieb. Die Burg
zu gründen, entschieden sich die vier Söhne von Peter I. von
Rosenberg, und zwar die Brüder Peter, Jobst, Ulrich und Johann.
Der Kaiser Karl IV. erteilte ihnen die Genehmigung, "eine sichere
Burg im Königreich Böhmen, genannt in der tschechischen Sprache
Dívčí Kámen, zu bauen, und sie mit den Wällen, Gräben, Türmen und
anderen Befestigungen zu versehen". Die Burg wurde kurz nach diesem
Zeitpunkt aufgebaut. Die Burg hatte seit ihrer Gründung die
Militär- und die Verwaltungsfunktion. Sie war das Zentrum der
selbstständigen Herrschaft, die den Rosenbergern gehörte. In den
Zeiten der Streitigkeien des böhmischen Hochadels mit dem König
Václav
IV. wurde die Burg im Jahre 1394 der Ort des kurzfristigen
Aufenthalts des gefangengenommenen Königs auf seiner unfreiwilligen
Reise nach Österreich. In den ersten Jahren der Hussitenkriege hat
Ulrich
II. von Rosenberg die Burg Dívčí Kámen Wilhelm von Potštejn
abgetreten, aber schon im Jahre 1424 hat er sie wieder in seinen
Besitz übernommen. Als Ulrich II. von Rosenberg im Jahre 1457 die
Regierung über den Rosenberger Besitz seinem Sohn Johann übergeben
hat, entschied er sich, nach Dívčí Kámen zu gehen. Im Jahre 1461
kehrte er auf seinen Herrensitz in Český Krumlov zurück. Zu Beginn
des 16. Jahrhunderts begann die Burg ihre Funktion der Wehrfestung
zu verlieren, aber trotzdem wurde sie noch im Jahre 1506 repariert.
Die Kosten auf ihre weitere Instandhaltung waren zu hoch, und darum
hat sich Peter IV. von Rosenberg entschieden, die Burg nicht mehr
weiter instandzuhalten. Es wurde der letzte Burggraf entlassen, die
übrigebliebene Burgeinrichtung wurde in Truhen nach Český Krumlov
abgeführt und die Burg wurde ganz verlassen. Peter V. von Rosenberg
führte bei der Eintragung in die Landbücher im Jahre 1541 an, daß
zu seiner Krumauer Herrschaft auch "die eingestürzte Burg
Meidštejn" gehört. Viele Steine aus dieser Burg haben die Bauern
für den Bau ihrer Häuser und für die wirtschaftlichen Zwecke
entnommen. Bis zur heutigen Zeit blieben von der Burg nur die
gewaltigen Ruinen erhalten, die durch ihre Ausdehnung über der
ganzen Gegend thront.
Legenden und Erzählen
:
Der junge Rosenberger Jobst verfolgte eine Hirschkuh, die ihm bei
dem hohen Felsen über dem Fluß Vltava auf einmal verschwunden ist.
Statt ihr tauchte auf dem Felsen eine schöne blaße Jungfrau auf, an
die Jobst sein Herz verlor. Das Mädchen glaubte seinen Liebesworten
nicht, da ihnen keine Tat zugrunde lag. Als Beweis, daß sein Wort
gilt, baute Herr Jobst auf dem Felsen eine feste Burg und nannte
seinen Sitz Dívčí Kámen (Maidstein). Eine andere Sage erzählt, daß
jene schlichte Hirtin den Herren von Rosenberg nicht erhört hat,
aber der hat seine Liebe zu ihr bis zu seinem Tod im Herzen
getragen und die Burg trägt die Benennung nach ihrem Steinherzen.
Man erzählt auch, daß Herr Jobst die Burg für seine fünf Töchter
als Versteck vor der weltichenVerdorbenheit bauen ließ. Die
lästerlichen Zungen brachten dann in Umlauf eine andere Sage: Wenn
Herr Jobst, ein unbändiger Liebhaber, verführter Frauen satt war,
führte er sie zum Felsen und im passenden Moment hat er Sie vom
Felsen in den Fluß hinuntergestoßen. Die Knochen der vielen Mädchen
liegen bis heute auf dem Boden der Vltava, aber niemand wagte sich,
den mächtigen Rosenberger vor Gericht zu bringen.
In den Ruinen der Burg hüttet der Erdgeist einen großen Schatz. Wer den Erdgeist merkt und ihn schön begrüßt, ohne ihn auszulachen, der entdeckt den Schatz. Ein verarmter Bauer wollte aus den Ruinen Stein für den Bau zu seinem neuen Haus abführen. Hinter seinem Rücken hat jemand geniest. Der Bauer sagte: "Gesundheit", aber er hat niemanden gesehen, er dachte, jemand aus dem Dorf verspottete ihn. Auf den dritten Nieser antwortete er also mit einem Fluch. In diesem Moment dämmerte es, aus den Rissen in den Steinen sprangen wunderliche Erdgeister mit Pfeifen und Handtrommeln heraus und tanzten um den armen Bauer herum. Dann wechselte plötzlich der ganze Zug in Iltisse, Füchse, wilde Eber und Bären. Der Bauer wurde vor Schreck ohnmächtig. Der Schatz wartet also weiter auf einen gut erzogenen Menschen.
(mh)