Kirchliche Wappen in der Region Český Krumlov
In der Krumauer Region können wir die Wappen der Äbte der zwei bedeutenden Zisterzienserklöster - Kloster Zlatá Koruna und Kloster Vyšší Brod - antreffen.
Die kirchliche Heraldik begann sich in Abhängigkeit von der weltlichen zu entwickeln, mit der sie das Schild gemeinsam hat, über dem man aber anstelle des Helmes, des Kleinodes und der Würdendecke die Zeichen der geistlichen Macht unterbringt - Hüte mit Schnüren und Troddeln, Kreuz, Mitra und Stab. Beide Arten der Zeichen gleichzeitig dürfen nur Bischöfe nützen, die gleichzeitig weltliche Fürsten sind. Bischöfe sowie andere Prälate, denen die Inful (Mitra) aufgrund des päpstlichen Privilegs verliehen wurde (z.B. Äbte), legten über das Schild auf die heraldisch rechte Seite die Inful, auf die gegenüberliegende Seite den Bischofsstab. Bischöfe tragen ihn mit dem Gewinde nach Außen, als Zeichen dafür, daß sie die Jurisdiktion auf ihrem Territorium ausüben, Äbte (ähnlich wie andere Prälate) in Richtung zur Inful, da sich ihre Jurisdiktion nur auf den Boden des Klosters bezieht. Diese Bestimmungen wurden jedoch nicht konsequent eingehalten. In der kirchlichen Heraldik befinden sich mehr Ausnahmen als in der weltlichen Heraldik, da sie nicht der strengen Aufsicht der Herolde unterlag.
Das kirchliche Wappen erwirbt man durch die Zugehörigkeit zu einer kirchlichen Gemeinschaft, durch das Erreichen einer höheren kirchlichen Würde oder aufgrund der päpstlichen Erteilung. Die Wahl des Wappens beim Erwerben eines höheren kirchlichen Amtes wurde vor allem dem Willen der Träger überlassen. Viele haben dem kirchlichen Wappen, das entweder in dem Herzschildchen oder im 1. Feld untergebracht war, auch das Wappen ihres Geschlechtes angeschlossen, das dann den Glanz erhöhte und oft auch die sowieso genug verwickelten heraldischen Verhältnisse komplizierte. Nur die einfachen Mitglieder der Mönchsorden durften kein Wappen besitzen, da es ihnen der strenge Orden nicht erlaubte. Böhmische Klöster haben meistens keine Wappen und Siegel, da sie die Wappen ihres Ordens nutzten, denen sie manchmal das Bild des Klosterdomes anschließen, was auch der Fall der erwähnten Klöster ist.
Das Wappen des Pachmann (1661-1668), des Abtes des
Klosters in Zlatá Koruna
Das Wappen des Klosters von Zlatá Koruna war eine schwarze
Dornenkrone im goldenen Schild. Es ist eigentlich ein sprechendes
Zeichen, da der ursprüngliche Name des Klosters Svatá trnová koruna
(Heilige Dornenkrone - Sancta spinea corona) lautete. Die Motive
der Dornenkrone sind am Gewölbe des Schiffes der einstigen
Klosterkirche zu finden. Die Äbte von Zlatá Koruna legten manchmal
in ein Feld ihres Wappens die Dornenkrone und das Kreuz.
Das Wappen des Bohumír
Bylanský, des letzten Abtes des Klosters in Zlatá
Koruna
Sein Wappen ist im ehemaligen Kloster einigemale in der Stuckatur
sowie auch im Gemälde abgebildet.
Beschreibung des Wappens: Im 1. Feld Kreuz mit Dornenkrone in einen
Drachen hineingestochen - Erinnerung an das Mutterkloster
Heiligenkreuz in Österreich, woher die ersten Zisterzienser in die
bislang nicht besiedelte und wilde Landschaft kamen und das Kloster
Svatá (später Zlatá) Koruna gründeten. Im 2. Feld ist die Jungfrau
Maria, die Patronin des Zisterzienserordens sowie aller
Zisterzienserklöster, also auch des in Zlatá Koruna, abgebildet. Im
3. Feld steht ein Pelikan, der seine Jungen mit eigenem Blut
füttert - das Symbol des Opfers Christi am Kreuz für die
Menschheit. Im 4. Feld steht auf einer kleinen goldenen Krone ein
Kranich mit gehobener Klaue, in der er einen Stein hält - ein
Symbol der Wachsamkeit, wenn der Kranich vom Schlaf überwältigt
werden würde, würde er den Stein loslassen und somit wachwerden.
Die Verbindung des Kranichs mit der kleinen Krone bedeutet sicher
die Wachsamkeit des Abtes über das anvertraute Kloster. Auf dem
Herzschildchen, das auf dem Kreuz liegt, sieht man zwei gefaltete,
eine Waage haltende Hände, oberhalb deren sich das Gottesauge
befindet - das Symbol des Rechtes des Konventes von Zlatá Krouna
auf eine freie Wahl des Abtes, die in jeder Zisterzienser Abtei
stattfand. Die Buchstaben MORS an den Enden des Kreuzes sind das
Kryptogram eines der fünf ältesten Zisterzienserklöster, nämlich
Morimundus in Frankreich, von dem als Filiale alle böhmischen und
mährischen Ordenshäuser abgeleitet wurden. Die äbtlichen
Würdezeichen (Inful und Stab) sind hier in der vorschriftsmäßigen
Stellung abgebildet, nur das Gewinde des Stabes sollte zur Inful
gerichtet sein.
Zisterzienserkloster Vyšší Brod
Das Wappen der Äbte des Klosters Vyšší Brod besteht aus vier
Feldern. Eines davon ist dem regierenden Abt vorbehalten, im
zweiten befindet sich der gotische Buchstabe H (Hohenfurth - die
deutsche Bezeichnung des Klosters), manchmal mit dem Buchstaben A
verbunden (Altovadum - die lateinische Bezeichnung des Klosters),
im dritten befindet sich eine französische Lilie, die an das
Herkunftsland des Ordens erinnert und im vierten ist die
fünfblättrige Rose zu sehen, die auf das Wappenzeichen des
Gründergeschlechtes der Rosenberger hinweist.
Weitere Informationen:
Kirchliche
Wappen in der Stadt Český Krumlov
(jh)