Schloß Červený Dvůr
Lokalisierung:
Das Schloßareal Červený Dvůr befindet sich 8 km nordwestlich von
Český Krumlov entfernt, auf dem südöstlichen Fuß des Berges Kleť in
der Nachbarschaft der Straße, die Český Krumlov und Chvalšiny
verbindet. Die Seehöhe : 550 m
Ursprüngliche Benennung:
Man behauptet, daß die Benennung von Červený Dvůr (der Rote Hof)
nicht von der Farbe der Dachdeckung abgeleitet wurde (wie es der
Fall des Schlosses Červená Lhota war), aber durch die Abstumpfung
der deutschen Gestalt des tschechischen Zeitworts "klučit, mýtit"-
früher "rothen", heute roden. Der sog. neue Hof von Chvalšiny
entstand zu Ende des 16. Jahrhunderts wahrscheinlich auf einem
ausgerodeten Platz.
Beschreibung des Objektes:
Das umfangreiche Areal schließt gegenwärtig das eigene
Schloßgebäude, das gemeinsam mit den anliegenden wirtschaftlichen
Gebäuden frei den großen rechteckigen Hof abschließt, und weiter
den außerordentlich umfangreichen landschaftmalerischen Naturpark
(
Schloß Červený Dvůr - Park) mit der Ausdehnung von 105 Hektar
mit einigen erhaltenen romantischen Gartenbauten und Fontänen ein.
Das barocke Schloß ist ein rechteckiges, einflügeliges Gebäude,
dessen Stirnseite ein Vorbau (Risalit) mit einem Balkon teilt,
beendet mit einem dreieckigen Giebel und gedeckt mit einem
Mansarddach. Die Fassade ist mit Lisenen gegliedert. Im Erdgeschoß
befinden sich Tonnengewölbe und Kreuzgewölbe, die Räume im 1.
Stockwerk sind flachgedeckt.
Bauhistorische Entwicklung:
Der Vorgänger des Schlosses war der sog. neue Hof Chvalšinský, den
am Fuß vom Blansker Wald (Blanský les) Wilhelm von Rosenberg im
Jahre 1591 gegründet hat. Sein Bruder und Erbe Peter Wok von
Rosenberg hat hier im Jahre 1598 einen neuen Garten errichtet, wo
wie in einem Wildpark die Biber, die Fasanen, die Rebhühner und die
Wachteln gezüchtet wurden.
Marie Ernestine von Eggenberg, geborene zu Schwarzenberg, ließ hier im Jahre 1672 ein Schloß aufbauen, in dessen nördlichen Flügel eine Kapelle errichtet wurde. Bei den letzten Reparaturen wurden auf der Fassade von dem mittleren Teil des Schlosses eine Sgraffitodekoration und in einem der Räume des ersten Stockwerkes die Renaissancefresken entdeckt. Man kann vermuten, daß der Bau aus dem Jahre 1672 in das neu gebaute barocke Schloß auch den Bau (oder dessen Teil) von dem ursprünglichen Rosenberger Renaissancelustschloß eingeschlossen hat. Der Fürst Adam Franz zu Schwarzenberg (1719 - 1732) ließ das Schloß mit einem Preisendach decken. Im Jahre 1736 wurde die Wasserleitung für die Wasserfontänen im Schloßgarten aufgebaut.
In den Jahren 1748 - 1749 wurde "salla terrena" (eine Kunsthöhle) aufgebaut, die der Maler Josef Lederer (Autor der malerischen Ausschmückung des Maskensaales des Schlosses Český Krumlov) ausgeschmückt hat. Die Schloßkapelle wurde vom Maler Schopper ausgemalt. An der Ausschmückung des Schlosses haben sich in dieser Zeit auch die Maler Aneis, Putz beteiligt. Der sog. chinesische Saal mit den Rokoko-Wandgemälden aus dem Jahre 1756 ist das Werk des Malers František Jakub Prokyš (unter anderem auch des Autors der malerischen Ausschmückung des Interieurs vom Lustschloß Bellarie im Schloßgarten in Český Krumlov).
In den Jahren 1779 bis 1781 wurde das damalige 18 m breite und 45 m lange Schloß um den Zubau von den Seitenflügeln, 37 und 38 m lang und 11 m breit, erweitert. Damit wurde die Bauentwicklung des Schloßgebäudes fast zu Ende geführt. Zu der Gartenfassade des Schlosses wurde im Jahre 1836 eine hölzerne Veranda aufgebaut, die im Jahre 1846 durch die eiserne ersetzt wurde, die bis heute erhalten wurde.
Bedeutende architektonische Details:
Als die wertvollsten kann man einige Säle im ersten Stockwerk des
Schlosses bezeichnen, vor allem den sog. chinesischen Saal (siehe
oben) und weiter zwei Räume mit den ornamentalen Gemälden und der
Stuckausschmückung. Aus dem 19. Jahrhundert wurde ein interessanter
Saal mit französischen Tapeten erhalten. Im Areal des Schloßparks
befindet sich die Gruft genannt Waltersruhe (die Kapelle des
Heiligen Kreuzes) aus dem Jahre 1841.
Geschichte der Bewohner des Objektes:
Wie schon oben angeführt, ursprünglich befand sich Červený Dvůr im
Besitz der Herkunft der Rosenberger. Im Jahre 1602 kam es mit der
ganzen Krumauer Herrschaft durch den Verkauf an den Kaiser Rudolf
II. von Habsburg. Im Besitz der Habsburger Herkunft war das Schloß
bis zum Jahre 1622, als die Krumauer Herrschaft durch den Kaiser
Ferdinand II. von Habsburg dem Grafen Johann Ulrich von Eggenberg
geschenkt wurde, gleichzeitig zum Fürsten ernannt. Im Jahre 1719
haben das Schloß gemeinsam mit der Krumauer Herrschaft die
Schwarzenberger geerbt.
Vor allem unter der Regierung des Fürsten Joseph Adam zu Schwarzenberg (1741 - 1782) erlebte Červený Dvůr eine Blütezeit. Das Schloß wurde in seinen Interieuren im Rokokostil umgebaut und auch der Schloßpark wurde anspruchsvoll eingerichtet.
Das Schloß Červený Dvůr und vor allem der Schloßpark erlebten ihren zweiten Gipfel unter der Regierung des Fürsten Joseph Adolf II. zu Schwarzenberg (1833 - 1888). Der Anlaß dazu waren die Reisen des Fürsten nach England, wo er sich außer der Architektur für die sogenannten englischen Parks interessiert hat. Außer der romantischen Einrichtung der Gartenfassade (die Errichtung der Veranda) hat er sich dann vor allem der Umgestalltung des regelmäßigen französischen Gartens in einen umfangreichen landschaftmalerischen Naturpark gewidmet. Der letzte Besitzer war JUDr. Adolf, der Fürst zu Schwarzenberg (1890-1950), dem der Besitz im Jahre 1940 durch die Gestapo konfisziert wurde. Im Mai 1945 wurde das Schloß unter die tschechische Nationalverwaltung genommen, durch das extra Gesetz aus dem Jahre 1947 wurde es in den Landesbesitz überführt und nach der Aufhebung der Landesordnung wurde es seit Januar 1950 der Besitz des tschechoslowakischen Staates.
Gegenwärtige Nutzung:
Im Objekt des Schlosses befindet sich heute die Psychiatrische
Heilanstalt, die sich auf die Heilung des Alkoholismus und der
Drogentoxikomanien spezialisiert. Weder das Schloß noch der
Schloßpark sind gegenwärtig für die Öffentlichkeit zugänglich.
(jo)