Fanny Greipl
(1808 - 1839) |
PIRLING, du liebes Städtchen, wie mochte ich dich immer! Aber wer hätte je gedacht, dass du mir so teuer wirst ! Wie erfreut sich mein Herz, wenn es sich auch immer an deine Schönheit erinnert: wie anmutig liegst du in deiner Einsamkeit auf dem samtgrünen Hügel und deine weißen Häuser schauen zum Fluss hinunter, der seine Ufer anfeuchtet und unter deine hölzernen Brücke eilt, auf der ein rotes Türmchen mit dem Bild des heiligen Johannes steht. Sei mir ab heute gesegnet und in alle Ewigkeit begrüßt. So erinnert sich der Böhmerwalddichter Adalbert Stifter in einer Allegorie an sein Frymburk im Buch Die Mappe meines Urgroßvaters. Wie sollte er auch nicht. Frymburk war ja der Ort seiner lebenslangen unerfüllten Liebe zu Fanny Greipl.
Fanny wurde als eine der vier Töchter eines reichen Kaufmanns am 28. Juni 1808 in Frymburk geboren. Es wurde von ihr wohl nicht gesprochen und geschrieben, wenn ihr Bruder Mathias in den Ferien 1826 seinen Freund von Studien Adalbert Stifter in ihr schön erbautes Haus am Frymburker Stadtplatz nicht eingeladen hätte. Das Haus stand an der Stelle, wo heute das Haus Nr. 74 steht. Bis zu einem großen Brand, der Frymburk am 7. August 1856 ergriff, war Greipls Haus eines der prunkvollsten Häuser nicht nur in Frymburk, sondern auch in der breiten Umgebung. Sein Barockgiebel ragte hoch über andere Häuser empor und zeigte, dass hier ein reicher Kaufmann wohnt, der seine Geschäfte auch in Wien und Trieste machte. Student Adalbert wusste damals nicht, ob er Maler oder Naturwissenschaftler wird. Es fesselte ihn jedoch die schwarzäugige Fanny, Schwester des Freundes Mathias, in die er sich heftig und glühend verliebte. Damals schrieb er: "Ich vergesse jene Tage bis in Ewigkeit nicht, es waren die schönsten Tage von meiner ganzen Studienzeit."
Fannys Mutter Theresia entging weder dieses Gefühl noch die Tatsache, dass der mittellose Student, der ihr auch von Natur wankelmütig schien, nicht weiß, ob er Jura studieren soll, die ihm verhältnismäßigen Wohlstand gewähren würden, oder Kunst, die ihn mit ihrer Freiheit lockte. Ein Jahr später in den Ferien kam Adalbert Stifter wieder zu seiner Fanny zur Familie Greipl und von diesem Aufenthalt blieb sein Bild "Frymburk und die Ruine von Vítkův Hrádek" erhalten. Es wurde von der Stelle gemalt, wo heute in der Bucht am Lipno-Stausee neue Reihenhäuser stehen und wo man "Na rybízárně" sagt. Vom Kieferhain am Zaun einer Weide ragen die Pfarrkirche St. Bartholomäus, noch mit einer roten Kuppel, die Ruine von Vítkův Hrádek, aber auch der Barockgiebel des prunkvollen Greipls Hauses empor.
Zum letzten Mal sah der Dichter Fanny bei der Hochzeit seines Frymburker Freundes Schiffler mit Maria Blechinger, die Fannys Freundin war. Er bemerkte Fannys Tränen und vermutete, dass er ihre Liebe wieder gewinnen könnte. Er schrieb ihr einen Brief, der jedoch ohne eine Antwort blieb wie die drei vorhergehenden. Stifter sah dann seine "Braut der Ideen", die in seinem Werk zur Schwester der unsterblichen dichterischen Geliebten wurde, nie wieder. Am achtzehnten Oktober 1836 heiratete Fanny den Kammersekretär Josef Fleischhandel aus Wels und drei Jahre nach der Hochzeit starb sie bei der Geburt auch mit ihrem Kind.
Als der Dichter später mit seiner Gemahlin Frymburk besuchte und im Greipls Haus in zwei nach Westen gerichteten Zimmern Unterkunft fand, wo er seine Ferien verbrachte, wurde er sehr freundlich empfangen. Er erlebte hier Weilen, die er so rührend auf den Schlussseiten seines Waldgängers beschrieb. An die Geschichte der Liebe des Dichters des Šumava/Böhmerwaldes Adalbert Stifter zu Fanny Greipl erinnert nur noch die Grabplatte von Fannys Eltern an der Kirchenwand in Richtung zur Fähre.
(fs)
Weitere Informationen:
Geschichte
der Region Vyšší Brod
Adalbert
Stifter
Frymburk