Soukenická Nr. 40
Lokalisierung:
Soukenická Nr. 40
Objektbeschreibung:
Ein einstöckiges Reihenhaus mit einem Satteldach, senkrecht zu der
Straße. Die Stirnseite ist vierachsig, klassizistisch aus der Zeit
um 1800, mit einem frühbarocken Giebel. Die Gestaltung des
Erdgeschoßes - ein unregelmäßiger Tiefendreitrakt, die Gestaltung
im 1. Stockwerk ist ähnlich.
Bauhistorische Entwicklung:
Das Objekt ist gotischen Ursprungs, die mittelalterliche
Entwicklung ist wahrscheinlich in zwei Etappen verlaufen: die
ältere, die mit steinernen Gewölben der Keller unter dem rechten
Teil des Objektes zusammenhängt, die jüngere, die mit dem
Ziegelgewölbe des Kellers unter dem linken Teil des Objektes und
mit dem steinernen Eintrittsportal mit dem mittleren Gang
zusammenhängt. Ein weiterer Umbau - im Renaissancestil - wurde
vielleicht mit den Gewölben mit Kämmchen in einigen Räumen
verbunden und vor allem der frühbarocke Umbau hängt z. B. mit dem
Einbau der Treppen und den Balkenkonstruktionen der flachgedeckten
Räume zusammen. Im Klassizismus wurden vor allem die Balkendecken
mit der Rohrunteransicht verdeckt und die Fassade neu
hergerichtet.
Entwicklung der Fassade:
Aus der mittelalterlichen und Renaissancezeit wurden außer dem
erhaltenen Gotik-Renaissance-Eingangsportal keine Funde
festgestellt. In der Zeit des Frühbarocks um die Mitte des 17.
Jahrhunderts wurde der bestehende Giebel aufgebaut, gegliedert
durch drei Pilaster und mit Voluten auf den Seiten, mit einem
Abschluss durch einen gesprengten dreieckigen Aufsatz. Die
geglättete Fläche der Stirnseite wurde nur durch ein sanft
hervortretendes plastisches Eckbossenwerk wechselnder Längen
gegliedert. Ursprüngliche Farbengliederung : weiß-grau. In der
klassizistischen Zeit wurde die Stirnseite in den Grundflächen mit
grober gespritzter Putzschicht mit der Gliederung durch ein
plastisches Lisenensystem verputzt.
Die Fensteröffnungen wurden mit Bandchambranen mit Fransen, Voluten, Muscheln umrahmt. Die Fensterbrüstungen schmückten Schabraken, das Parterre wurde durch eine Gürtelrustika gegliedert. Die älteste festgestellte Farbengliederung: grau-weiß. Während der Instandsetzung im Jahr 1995 wurden in einem verhältnismäßig großen Umfang die teilweise zerstörte klassizistische Putzschichten entfernt. Der Silikatdeckanstrich kommt optisch ungünstig zur Geltung. Die Farbengliederung /inspiriert durch den älteren Zustand/ respektiert die logische Struktur der tektonischen Gliederung der Stirnseite in der einheitlichen Farbigkeit der Lisenen und des ebenerdigen Gürtelbossenwerks nicht.
Bedeutende architektonische Details:
- ein gotisch - Renaissance-Eintrittsportal
- die Balkendecken mit der erhaltenen ockergelben Umrahmung auf dem Umfang der Deckenkonstruktion aus dem frühbarocken Zeitraum
- eine größere Anzahl von schwarzen Küchen (3 - 4)
- unter der gegenwärtigen klassizistischen Stirnseite wurde eine frühbarocke Gliederung mit gemalten Pilastern und Simsen gefunden, welche die plastische bossierte Renaissance-Stirnseite überdeckt hat
- ein einfacher Kehlbalkendachstuhl mit den Waagebalken, heute ein Bestandteil des Dachbodens
- ein barockes, markant plastisches Türfutter im Erdgeschoß wurde bei der Reparatur des Objektes im Jahre 1994 beseitigt
- das Wandbild von Madonna - vor der St. Johann von Nepomuk kniet
Geschichte der Hausbewohner:
Der erste Hausbesitzer, der Schmied Havel, wird im Jahre 1556
erwähnt. Im Jahre 1563 treffen wir hier den Schmied Jiří oder Jiljí
Hiersch an, den im Jahre 1606 der Lebzelter Jakub Prunner ablöste.
Nach ihm führte das Haus seit dem Jahre 1621 Mariana Prunnerová und
später lebte hier der Krämer Hans Lentl. Im Jahre 1651 treffen wir
uns im Haus mit dem Krämer und Lebzelter Jiří Sin, der seine Waren
auch auf das Krumauer Schloß lieferte, und danach mit Veronika
Sinová, die das Haus bis zum Jahre 1706 hielt. In diesem Jahr zog
hierher der Hoftrompeter Daniel Brejcha ein und wohnte hier bis zum
Jahre 1730, als im Haus Jan Karel Stephan erscheint.
In den Jahren 1756 - 1762 hatte das Haus der Prager Bürger Václav Horský im Besitz, verhältnismäßig kurz lebte hier Urban Schaufler und seit dem Jahre 1768 betrieb hier Jan Koprziva das Seifensiedergewerbe. Seine Familie bewohnte das Haus bis zum Jahre 1784, als sie vom Schneider Šimon Stifter abgelöst wurde. Ein weiterer Schneider, Lorenz Reisinger, war seit 1793 der Hausbesitzer und seine Sippe lebte hier wenigstens bis zu den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1927 errichtete Karel Pecho eine Friseurstube im Haus.