Široká Nr. 80
Objektbeschreibung:
Es handelt sich um ein gewaltiges Gebäude, ursprünglich aus zwei
Häusern zusammengesetzt. Das größere Haus ist zweistöckig,
anliegend an den Mühlgraben. (und an das neuzeitliche Haus Široká
Nr. 83) und das kleinere Haus tritt mit seiner Stirnseite
zurück. Das zweite Stockwerk ist unecht, mit einer Attika. Die
Stirnseite der beiden Gebäude ist glatt, ungegliedert, in der Ecke
des Hauptgebäudes befindet sich ein prunkvolles Renaissanceportal
mit dem Gesims und mit der Diamantquaderung im Fries. Die hintere
Stirnseite des zweistöckigen Gebäudes hat eine hohe Anmauerung. Das
einstöckiges Gebäude hat auf der hinteren Seite zum Fluß einen
hölzernen Außengang (Pawlatsche) im 1. Stockwerk. Im Hauptgebäude
befinden sich im Erdgeschoß vier halbkreisförmige Arkaden, an der
Seite befindet sich ein engerer Trakt, ursprünglich wahrscheinlich
in der ganzen Länge mit Renaissance-Kreuzgewölben versehen, von
denen nur ein Feld erhalten geblieben ist. Die restlichen Räume
sind flach gedeckt. Der engere Trakt ist im 1. Stockwerk bewohnbar.
In dem breiteren Trakt, mit den Stockwerken, die durch eine
hölzerne Konstruktion gebildet sind, war eine Mühleinrichtung. Das
einstöckige Gebäude ist dreitraktig, im Erdgeschoß im hinteren Teil
tonnengewölbt. Auf der südöstlichen Ecke des Gebäudes blieb eine
gemalte Diamantbossage erhalten.
Bauhistorische Entwicklung:
Die Anfänge der Mühle kann man schon im 14. Jahrhundert suchen, als
sie in seiner Urkunde Peter I. von
Rosenberg erwähnt. Man setzt eine spätgotische Bauetappe in der
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts voraus. Ein grundsätzlicher
Spätrenaissanceumbau erfolgte in den Jahren 1608 - 1611 (ebenso wie
beim Haus Široká
Nr.82). Dieser Umbau wird in den historischen Quellen unüblich
ausführlich belegt. Die Reihen von Reparaturen und technischen
Verbesserungen wurden im Laufe des 17. Jahrhunderts realisiert.
Eine große generelle Reparatur des Objektes wurde im Jahre 1780
verwirklicht. Ungefähr in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
kam es zur Korrektur des Dachstuhls und der Dachdeckung - als
Ersatz für zwei ältere Satteldächer. Um 1880 wurde das Tor der
Stadtbefestigung abgerissen, das sich zwischen der Nr. 80 und dem
gegenüberliegenden Haus Nr. 89 befand. Es wurde als das letzte in
der Stadt niedergerissen. (siehe Geschichte
der Tore und der Befestigung in der Stadt Český Krumlov).
Entwicklung der Fassade:
UBereits im Mittelalter reichte das Objekt bis auf das Niveau des
1. Stocks, es wurden drei Entwicklungsphasen erfasst: In der 1. und
2. Phase wurde das Objekt mit grobem Putz mit grauem Anstrich
versehen, es wurde keine tektonische Gliederung festgestellt. In
der 3. Phase /im Jahr 1546/ erfolgte ein markanter Umbau des ganzen
Objektes, er hing auch mit der Eingliederung des südlichen
Nachbarobjektes /heute Nr.
79/ zusammen.
Die Grundputzfläche hatte bisher eine grobe Oberfläche. Die Mühle als Bestandteil des rosenbergischen Besitzes wurde reich dekorativ geschmückt. Die tektonische Gliederung der Fassaden bildeten ein Eckbossenwerk wechselnder Längen, Untersimsfries, die Umrahmung der Fenster mit schwarzen und roten Linien mit Diagonalen in den Ecken. Die Flächen der Wände wurden weiter mit dekorativen länglichen Scheiben mit Wappensymbolen - rosenbergischen Rosen, Wappen der Müllerzunft, "Genrebildern", dem Datierungsschild und einer Aufschrifttafel geschmückt.
In der Spätrenaissancezeit in den Jahren 1608 - 1611 wurden die Fassaden im Unterschied zu anspruchsvollen Interieuränderungen nur teilweise umgestaltet. Neu verputzt wurden die Flächen der Wände mit grober Oberfläche, es wurde ein neues Eingangsportal eingesetzt, die tektonische Gliederung wurde nur fragmentarisch erfasst. In der Barockzeit ohne größere Putzumgestaltungen erfolgte eine weitere Farbenumgestaltung in weiß-grauer Gliederung und im Klassizismus in grün-weißer Gliederung.
Vor der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde ein markanter Umbau mit dem Aufbau des 2. Stocks mit der leibfarbenen Schattierung der Grundfläche des Objektes durchgeführt. In der jüngeren Zeit wurde das Objekt noch mit einer grauen, grünen und "zimtfarbenen" Schattierung versehen. Nach der langfristigen Nichtinstandhaltung erfolgte im Jahr 2002 die Instandsetzung der Putze /ohne Fertigmachung der Farbgestaltung/ kompliziert durch Überschwemmungen.
Die Instandsetzung eines so außerordentlich erhaltenen Objektes sollte auf eine gefühlvollere Weise durchgeführt werden. Die mittelalterliche dekorative Ausschmückung ist neben den bildkünstlerischen Qualitäten auch durch die späte Zeit seiner Entstehung bemerkenswert, eine Analogie des Winkelbossenwerks kennen wir an keinem anderen Objekt.
Bedeutende architektonische Details:
- das prunkvolle Renaissanceportal mit dem Gesims und der Diamantquaderung im Fries
- der hölzerne Außengang (Pawlatsche) auf dem einstöckigen Gebäude in der Richtung zum Fluß
- die gemalte Diamantbossage auf der südöstlichen Ecke des
Gebäudes
Geschichte der Hausbewohner:
Die ehemalige Untertanenmühle "unter der Burg" gehört zu den
ältesten Gebäuden in Český Krumlov. Eine Erwähnung findet man schon
in der Urkunde (Grundprivileg der Stadt) von Peter I. von Rosenberg
aus dem Jahre 1347. Die Parzelle Nr. 80 ist im Jahre 1514
ausdrücklich als bebaut evidiert. Im Jahre 1596 verzichtete
Peter
Wok von Rosenberg auf sein Untertanengeld zu Gunsten der
Gemeinde. Dadurch wurde die Mühle zur Stadtmühle. Es folgte ein
großer Umbau in den Jahren 1608 - 1611.
Der erste Stadtmüller war Mates Schemerle. Als der erste emphyteutische Besitzer trat im Jahre 1782 der Müller Antonín Postel ein. Damals wurde das heutige Objekt Nr. 80 von der Nr. 82 und der anderen Gebäuden Na Ostrově (Auf der Insel) getrennt. Zu der Mühle gehörte auch ein Wehr, im Jahre 1793 neu aus Stein gebaut, und in der Nähe befand sich ein Lachsenfang, den die Gemeinde verpachtete. Das Wehr wurde im Jahre 1830 durch die Eisschollen bei dem Frühlingstauerwetter beschädigt. Nach dem Jahre 1850 war die Mühle im privaten Besitz.
Legenden und
Überlieferungen:
Diese Mühle sollte nach der Geschichte ein Wassergeist beschützen,
der sich um die Perlmuscheln und Perlen kümmern sollte. Einige
nannten ihn auch "Perlmännchen". Nach dem Märchen war sein
Kleidchen mit lauter schönen Regenbogenperlen geschmückt. Er
erlaubte manchmal, daß die Perlen auf der Insel gefischt werden.
Wer eine besonders große und schöne Perle finden wollte, der mußte
das Perlmännchen darum bitten. Wer darum nicht bat, der fiel
entweder ins Wasser oder konnte die Perlmuschel nicht öffnen, es
passierte ihm immer etwas unangenehmes oder er verlor die
Perle.
Das zweite Märchen erzählt, daß die Mühle in große finanzielle Schwierigkeiten geriet und seine Bewohner die Krankheit besuchte. Die Müllerin konnte diese Katastrophen nicht mehr ertragen, sie saß verzweifelt am Fluß und dort suchte sie die Kraft. Die Trännen rannen ihr über die Wangen. Da ist vor ihr ein kleines hübsches Jungferchen erschienen. Es fing die Trännen in ein kleines Schürzchen auf und rief an: "Hör auf zu weinen. Es wird schon gut." Die Trännen wechselten in Perlen und das Jungferschen beriet die Müllerin, was sie mit den Perlen zu tun hat und daß sie nicht die Leute vergessen darf, die ihre Hilfe brauchen. Kurz danach kam in die Mühle die Ruhe, die Gemütsruhe und das Glück wieder.
Gegenwärtige Nutzung:
Museum historischer Motorräder, Restaurant Krumlovský mlýn