Široká Nr. 77
Objektbeschreibung:
Es handelt sich um ein zweistöckiges Gebäude, gebaut auf einer
breiten Parzelle mit zwei senkrechten Seitenflügeln, durch die der
Hof begrenzt wird. Die Seitenflügel liegen im hinteren Teil der
Parzelle zu der Stadtmauer an. An die Stadtmauer ist auch der
erdgeschossige Zubau zwischen den beiden Seitenflügeln angebaut.
Die Hauptstirnwand des Objektes ist glatt, fünfachsig mit einem
Halbgiebel, der für zwei Satteldächer senkrecht zu der Straße
gemeinsam ist. Die Fensteröffnungen wurden am Ende des 19.
Jahrhunderts hergerichtet. Im Erdgeschoß, neben der Achse, ist ein
in Český Krumlov ganz vereinzeltes Granitportal mit Sitznischen für
Figuren angebracht. Die Gestaltung des Erdgeschosses ist durch die
Gliederung ein Dreitrakt senkrecht zu der Stirnwand. Im mittleren
Trakt befindet sich eine Halle, versehen mit Gewölben mit Kämmchen,
mit einem Kreis im Gipfel. Die anderen Räume des Erdgeschosses sind
flach gedeckt oder mit Tonnengewölben verschiedener Typen.
Vereinzelt sind auch die Räume im ersten Stockwerk und im ganzen
Umfang des rechten Hofflügels gewölbt. Im ersten Stockwerk des
Hauptgebäudes befindet sich eine Halle mit einer Loggia, die
übereinstimmend mit dem Raum im Erdgeschoß gewölbt ist. Die Räume
des ersten und zweiten Stockwerks sind flach gedeckt. Der rechte
Hofflügel ist einstöckig, der linke ebenerdig.
Bauhistorische Entwicklung:
Die Geschichte des Hauses ist außerordentlich kompliziert.
Vorgänger des gegenwärtigen Objektes waren ursprünglich im
Mittelalter zwei kleinere Häuser, eventuell der Trakt auf der
linken Seite war Bestandteil des Nebenhauses Nr. 76. Der
Grundaufbau des Hauptgebäudes und der Hofflügel im Erdgeschoß, im
Zwischenstockwerk und im ersten Stockwerk ist wahrscheinlich
gotisch. Bei den rechten zwei Trakten hat er seine Anfänge
vielleicht schon im 14. Jahrhundert. Auch in der Renaissance hat
man einige Bauetappen verwirklicht. Die wichtigsten Bauetappen
wahrscheinlich in den Jahren 1588 - 1593, wo das Eintrittsportal
eingesetzt und die Fassade mit dem Sgraffito versehen wurden. Das
zweite Stockwerk entstand vielleicht erst in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts. Weitere Umbauten verliefen im letzten Viertel
desselben Jahrhunderts.
Bedeutende
architektonische Details:
Das Eintrittsgranitportal mit Sitznischen für Figuren im Stil der
sächsischen Renaissance
Geschichte der Hausbewohner:
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts gehörte das Haus dem Faßbinder Pavel
Zbiják. Die erste schriftliche Erwähnung über das Haus stammt aus
dem Jahre 1523, wo die Witwe nach Pavel Zbiják Barbora das Haus an
den Mälzer Jiří, genannt Schön Greg, verkauft, auch mit der
Braupfanne und der weiteren Braueinrichtung und auch mit der
Bedingung, daß sie im Haus das Wohnen bis zu dem Tod gesichert
haben wird. Diese Bedingung wurde wahrscheinlich auf der Seite des
neuen Besitzers nicht eingehalten, weil die Witwe Barbora im Jahre
1536 im Krumauer Spital starb. Zwischen den Jahren 1578 - 1587
hatte das Objekt der Buchbinder Martin Gallus im Besitz, der es an
den Fleischer Jiří Rožďalovský verkaufte, von dem es im Jahre 1588
der Alchimist und herrschaftliche Bergwerksverwalter des Wilhelms
von Rosenberg Antonín
Michael z Ebbersbachu kaufte. Nach dem Tod von Wilhelm von
Rosenberg ließ Petr Wok von Rosenberg den Meister Ebbersbach ins
Gefägnis setzen, wo er im nächsten Jahr starb. Petr Wok nahm das
ganze Ebbersbachs Vermögen in Beschlag. Das Haus Nr. 77 gab er im
Jahre 1593 seinem Sekretär Martin Šurer von Waldheim, der es im
Jahre 1594 mit Kryštof Albín von Helfenburk für das Haus Nr. 4 auf
dem Stadtplatz tauschte. Albín lebte hier dann mit seiner
vielköpfigen Familie bis zum Jahre 1607, wo er das Haus an den
Hutmacher Konrad Köller verkaufte. Zwischen den Jahren 1628 - 1644
war im Gebäude die deutsche Schule. Seit den 60er Jahren des 17.
Jahrhunderts bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts wurde hier das
Färbergewerbe betrieben. Zuerst erbte man es für einige
Generationen in der Familie Fink, der erste, Tomáš, war ein
Schwarzfärber, der die Stoffe auf dunkle Abstufungen färbte. In den
Jahren 1790 - 1806 lebte hier der Färber Ignác Miko, den der
Tuchmacher Antonín Riemer ablöste. Riemers Familie hatte das Haus
wenigstens bis zu den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts im
Besitz.
Legenden und Überlieferungen:
Man erzählt, daß hier ein Alchimist wohnte, der auf dem Hof von
zwei letzten Rosenberger Magnaten, Wilhelm und Peter Wok von
Rosenberg, wirkte. Antonín Michael von Ebbersbach gab sich für
einen berühmten Alchimist und Wissenschaftler aus, er war aber ein
Schwindler und Scharlatan. Er lockte vom Rosenberger goldene
Dukaten an, die nach der Einpflanzung und nach dem Gießen mit einem
speziellen Begießen wachsen und vermehren sollten. Weiter versprach
er ihm das Verjüngungs- und Lebenselixir. Nach der Legende wurde er
in den Turm gesetzt und man sagte, daß er dort "wie ein Hund
verreckt ist". Es ist dem aber nicht so. Er wurde zwar verfolgt,
aber er starb in seinem Haus. Er wurde in einem stillen Gang des
Minoritenklosters mit allen Ehren, die einem Adeligen gehören,
beerdigt. Ein reines Gewissen hatte er vielleicht doch nicht, da er
ab und zu im Haus erscheint und soll hier auf und ab gehen, die
Treppen hinaufsteigen und viel dabei seufzen.
Gegenwärtige Nutzung:
Café - Bistro Mozart, Hobby model, Verleih von Brautkleidern - Miss
elegance