Radniční Nr. 26
Lokalisierung:
Radniční Nr. 26
Objektbeschreibung:
Ein zweistöckiges Gebäude mit einer glatten Fassade, nur mit einer
Putzeckbossage gegliedert. Das Dach des Hauses ist ein
Satteldach.
Bauhistorische Entwicklung:
Das Gebäude ist mittelalterlichen Ursprungs, zu Ende des
Mittelalters hat es einen Teil des Rathauses mit der Stirnwand in
den Stadtplatz gebildet. Eine bedeutende Bauetappe verlief in der
Mitte des 17. Jahrhunderts, wobei sich das Haus selbstständig
gemacht hat. Der Hofflügel mit einer Mauerzacke ist wahrscheinlich
spätmittelalterlichen Ursprungs. Weitere Herrichtungen der
Interieure des Objektes sind im Klassizismus verlaufen. Im
Nachkriegszeitraum wurde das Parterre durch den Durchschlag eines
Durchgangs reduziert, eine markante Reparatur erfolgte im Jahre
1996.
Entwicklung der Fassade:
In der Zeit des Mittelalters war die Straßenseite bisher als
Bestandteil des wirtschaftlichen Rathaustraktes wahrscheinlich
nicht dekorativ gegliedert, die heutige Gestalt bekam das Objekt
schon als selbstständiges Bürgerhaus in der zweiten Hälfte des 17.
Jahrhunderts. Das plastische Bossenwerk wechselnder Längen knüpfte
an die Quadrierung im Erdgeschoss an. Es wurden drei nachfolgende
Farbanstriche festgestellt - weiß-grau, weiß-violett, weiß-grau. In
der Zeit des Klassizismus erfolgte eine Umgestaltung des
Erdgeschosses mit neuem illusionistischem Entwurf mit einem
Gürtelbossenwerk, im gesamten grün-weißen Entwurf. Um die Mitte des
19. Jahrhunderts wurde die Stirnseite durch die Einsetzung des
Eingangsportals und Durchbrechung des mittleren Fensters auf dem
Niveau des 1. Stocks umgestaltet und nach und nach wurde sie in den
nachfolgenden Jahrzehnten wiederholt mit grünem Anstrich versehen
/insgesamt 6x/. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde an
der rechten Ecke neu ein Durchgang für Fußgänger errichtet. Die
gefühlvolle Instandsetzung der Fassade mit der Erhaltung kompakter
historischer Schichten erfolgte im Jahr 1998.
Bedeutende architektonische Details:
- die Fassade aus dem frühbarocken Zeitraum mit bisher lesbaren farbigen Herrichtungen, ein Wandbild zwischen den Fenstern des 1. und des 2. Stockwerks heute nur fragmentarisch
- ein spätgotisches Portal mit abgeschrägten Kanten im Erdgeschoß
- eine barocke und klassizistische Wandbemalung im Interieur des 1. Stockwerks, heute leider schon bei der Baurenovierung vernichtet
- teilweise erhaltene gezimmerte Wände in der Halle des 2. Stockwerkes, heute verputzt
- ein merkwürdiger Dachstuhl minimal des Renaissanceursprungs
- eine teilweise erhaltene hölzerne Rinne in der Dachkehle mit dem Nachbarn Nr. 28
- die Zinne des Hofzubaues, in dessen Erdgeschoß sich ein
merkwürdiges spätgotisches Portal mit gekreuzten Profilen befindet
Geschichte der Hausbewohner:
Die Parzelle dieses Hauses war ursprünglich Bestandteil des
Eckobjektes auf dem Stadtplatz, von dem im Jahre 1518 ein Rathaus
(Náměstí
Nr. 1) wurde. Im Mittelalter war auf diesem Platz
wahrscheinlich ein Hof, wohin man durch den Eingang aus der
Radniční Gasse (Rathausgasse) durchfahren konnte. Im Jahre 1646
wurde das Objekt vom Rathaus getrennt und dem Schuster Baltazar
Knoll für nur 100 Schock Meißner Groschen verkauft. Nach dem Umbau
in ein Wohnhaus stieg der Preis des Gebäudes auf 950 Schock Meißner
Groschen im Jahre 1658, als der Umbau vom Weiteren der Besitzer
beendet wurde, und zwar von dem Krumauer Gemeindemaurermeister
Antonio Bossi, dem das Haus seit dem Jahre 1652 gehörte. Seit dem
Jahre 1687 lebte im Haus der Glaser und Ratsherr Jan Holtzl. In der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wechselten hier der
Papiererzeuger Jan Jiří Brunner, der Goldschmied Karel Skřemenec
und der Kürschner Dominik Rodl, der das Haus bis zum Jahre 1785 im
Besitz hatte. Im Jahre 1823 kaufte das Gebäude der Krämer Josef
Rothbauer, in dessen Familie man das Haus bis zum 20. Jahrhundert
erbte.
Gegenwärtige Nutzung:
Restaurant und Pension Plzeňský dvůr