Panská Nr. 22
Objektbeschreibung:
Ein einstöckiges umfangreiches Eckhaus mit einem Mansarddach mit
der klassizistischen Herrichtung aus dem Ende des 18. Jahrhunderts.
Die Hauptstirnwand in die Panská Gasse (Herrengasse) ist geknickt.
Die Eintrittshalle ist mit einem Tonnengewölbe versehen. Im
erhöhten Erdgeschoß links befindet sich ein Raum mit dem
Tonnengewölbe mit Lünetten, bei der Ecke ein Raum mit
Kreuzgewölben, das 1. Stockwerk ist flach gedeckt.
Bauhistorische Entwicklung:
Das Objekt entstand wahrscheinlich auf zwei mittelalterlichen
Parzellen, die schon in der Gotik verbunden waren. Das Objekt wurde
in der Renaissance, event. im frühbarocken Zeitraum umgebaut, wie
die Gewölbe der beiden umfangreichen Räume im erhöhten Erdgeschoß
andeuten. Ein markanter Umbau erfolgte zu Ende des 18. Jahrhunderts
- es wurden neu gemacht das ganze erste Stockwerk, das neue Gewölbe
der Eintrittshalle, das neue Dach und die neu gelöste Stirnseite.
Zu Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Treppen in das 1. Stockwerk
hochgezogen, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstand das
neue Gewölbe des vorderen Kellers.
Entwicklung der Fassade:
Die spätmittelalterliche Stirnseite hatte wahrscheinlich zwei
gestaffelte Giebel, den Eckgiebel erfasst noch die zeitgenössische
Ikonografie aus dem 18. Jahrhundert. Im Objekt wurden sekundär
gebrauchte mittelalterliche Steinmetzelemente an den Fenstern
festgestellt. Der ursprüngliche Entwurf der Fassade wurde
wahrscheinlich erst in der barock-klassizistischen Zeit markant
verändert, als das Objekt radikal umgebaut wurde, die Stirnseite
auf dem Niveau des 1. Stocks wurde durch eine Pilasterordnung
gegliedert, die Fensteröffnungen des 1. Stocks umrahmten
Bandchambranen mit dreieckig verkröpften Frontons und der
Rocaille-Fensterbrüstungsfüllung.
Das Erdgeschoss wurde durch ein Gürtelbossenwerk gegliedert. Festgestellte Farbengliederung: die älteste grün-weiß und jüngere ocker-weiß. Die Rocaille-Fensterbrüstungsfüllungen wurden mit roter illusionistischer Marmorierung geschmückt. Die Instandsetzung der Fassade erfolgte im Jahr 1996. Die Farbengliederung, inspiriert durch den klassizistischen Entwurf, wurde in der Silikattechnologie realisiert.
Bedeutende architektonische Details:
- Spitzenportal der Tür auf den Hof
- Sattelportal im mittleren Trakt des Erdgeschosses
- Sattelportal im erhöhten Erdgeschoß
- gotisches Fenstergewände der Eintrittshalle
- Tiefe des hinteren Kellers mit merkwürdig langen Antrittstreppen
- sekundär verwendete Sprosse des profilierten dreiteiligen mittelalterlichen Fensters als Säule zwischen den Fenstern des 1. Stockwerks
- 1. Stockwerk - Raum in der Ecke - spätgotisches Wandbild vom Leiden des hl. Sebastian ?, Rosenberger Wappen und Wappen der Herren von Gutstein ?, dekorative Rokokoausmalung des Raumes
- Eckraum im erhöhten Erdgeschoß - spätbarockes vegetatives Umrahmen der Kämmchen des Gewölbes
- gliedernde Elemente der barock-klassizistischen Fassade mit dem
Marienbild.
Geschichte der Hausbewohner:
In
den Jahren 1459 - 1466 war der Hausbesitzer Jan Blahut, im Jahre
1484 ein gewißer Petril und in den Jahren 1500 - 1504 ein gewißer
Glacl. Seit dem Jahre 1510 gehörte es dem Steinmetzen und
Rosenberger Baumeister Hans Götzinger. Im Jahre 1526 verkaufte
Götzinger das Haus an Tomáš Turek - einen reichen Bürger, Kaufmann
und Ratsherr, der sein Besitzer bis zum Jahre 1551 war. Tureks
unordentliches Familienleben, das durch diebische Neigungen seiner
Frau verursacht wurde, wurde im Stadtrat gelöst und auch vor der
Rosenberger Herrschaft. Im Jahre 1551 kaufte das Tureks Haus der
Rosenberger Beamte Alexandr Škola von Grünperk, Hauptmann auf
Rosenberg, in dessen Besitz das Haus bis zum Jahre 1566 blieb. Im
Jahre 1557 bewirteten die Wände dieses Hauses Karel von Žerotín mit
Begleitung bewirtet. Der weitere Hausbesitzer war seit dem Jahre
1566 der Schneider Kašpar Teufel-Čert, Sohn von Ondřej Čert aus dem
Haus Nr. 1 auf dem Stadtplatz. Der ewig unzufriedene und mit seinen
Verwandten sich streitende Kašpar mußte das Haus wegen der
Zahlungsunfähigkeit im Jahre 1571 an Kolman Egrer verkaufen. Von
Egrer kaufte das Haus im Jahre 1573 Jan Višně von Větřní zu
Pasovary und Jans Sohn Adam Višně von Větřní zu Pasovary verkaufte
das Haus im Jahre 1580 an Linhart Hauzenperger. Nach Linharts Tod
wurde im Jahre 1585 der Hausbesitzer sein Sohn Jakub. Der tauschte
das Haus im Jahre 1608 für das Haus von Zikmund Höricer in der
Soukenická Gasse (Tuchmachergasse) Nr. 44. Nach Höricer erhielt das
Haus näher nicht bekannter Preininger, dessen Erben es im Jahre
1634 an Jan Payerhuber verkauften. Im Jahre 1638 kaufte das Haus
der Tuchmacher Jiří Miess, der um 1648 starb. Der weitere Besitzer
des Hauses war der Tuchmacher Albín Tuck, den hier die
Grundsteuerrolle bestätigt. Sein Sohn Jan, ebenso ein Tuchmacher,
lebte im Haus bis zum Jahre 1742. Nach einer Reihe von weiteren
Besitzern taucht hier auf in den Jahren 1781 - 1800 Antonín
Svoboda, Braumeister der Stadtbrauerei, und weiter Jan Kindl, den
im Jahre 1821 Antonín Prokop ablöste.
Gegenwärtige Nutzung:
Sparkasse Mühlviertel West Bank