Náměstí Svornosti Nr. 4
Lokalisierung:
Náměstí Svornosti Nr. 4
Objektbeschreibung:
Ein zweistöckiges Eckgebäude, aus deren Stirnseite ein Vorbau
(Risalit) ungefähr im mittleren Teil hervortritt, der mit zwei
toskanischen Säulen unterstützt wird, zwischen denen die Bögen
ausgedehnt sind. Die Stirnseite des Gebäudes wird mit profilierten
Simsen gegliedert, um die Fenster herum befinden sich steinerne
Bänderchambranen und oberhalb diesen die profilierten
Überfenstersimse. Die Seiten der Fenster sind mit klassizistischen
Flechtbändern aus der Terrakotta geschmückt. Das Interieur des
Erdgeschosses wird in zwei Trakte gegliedert, die mit Tonnengewölbe
versehen sind. Die Räume des ersten und teilweise auch des zweiten
Stockwerks, in der Renaissancegestaltung, enthalten noch die
gotischen Gewölbe. Die Keller haben steinerne Tonnengewölbe.
Bauhistorische Entwicklung:
Das Haus enthält den ursprünglichen gotischen Kern. Zu seinem
radikalen Umbau kam es im Zeitraum der Renaissance, wo ungefähr in
den Jahren za. 1510 - 1520 außerordentliche Frührenaissance-Gemälde
geschaffen wurden - Illustrationen des römischen Satirikers
Persius, die sich ursprünglich im 1. Stockwerk des Gebäudes
befanden. Weitere Umbauten verliefen vor der Mitte des 19.
Jahrhunderts. Das Objekt wurde in den Jahren 1979/80
restauriert.
Bedeutende architektonische Details:
Fragmente von Renaissance-Wandgemälden aus dem 16. Jahrhundert in
den Hausinterieuren, die Belege des frühen Krumauer Humanismus
sind.
Restaurierung der Malereien:
Bei einer umfangreichen Denkmalrekonstruktion des Hauses wurde im
Jahre 1979 durch die Untersuchung von Verputzen eine Malerei an der
Wand des Raumes im 2. Stock gefunden. Nach der Bloßlegung zeigten
sich ein ausgedehntes Fragment einer figuralen Szene und unter der
Decke der größere Teil eines gemalten Festons mit dem rosenbergischen
Wappen.
Die Szene mit aufgeregt gestikulierenden Männern und Frauen auf der
Balustrade mit Kegelbrüstung vor der Statue einer antiken Gottheit
(Venus?) ist eine Illustration satirisch - moralisierender Verse,
die der römische Dichter Aules Persius Flaccus schrieb, und es ist
vorauszusetzen, dass diese Szenen auch auf weiteren Wandflächen des
Wohnraumes fortsetzten. Die Malerei, obwohl nur in Bruchstücken
erhalten, zeigt einen hohen künstlerischen Wert und ist mit der
Technik fresco-secco mit Lasurmodellierung der Formen durchgeführt.
Mit ihrer lebendigen satten Farbigkeit erinnert sie noch an den
Ausklang der spätgotischen Farbigkeit, aber mit ihrem
Gesamtcharakter zeigt sie, dass der Maler vom norditalienischen
Milieu beeinflusst wurde oder von diesem ausging. Das Thema der
Illustration römischer Gedichte selbst geht von jener frühen Phase
des Renaissancehumanismus aus, wie er sich in Český Krumlov auf
Veranlassung Václavs z
Rovného sowie Peters von
Rosenberg entwickelte. Von den Besitzern der Häuser am
Stadtplatz, die Besteller dieser bedeutenden Malerei sein könnten,
kommt am ehesten Václav Albín z
Helfenburka in Frage, der seit 1522 die verschiedensten Würden
am rosenbergischen Hof bekleidete und dessen Familie das Haus noch
in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts besaß. Die Malereien wurden
bereits während des Umbaus des Hauses am Ende des 16. Jahrhunderts
offenbar weiß angestrichen und deshalb kam es auch zu ihrer
beträchtlichen Beschädigung. Eine ausführliche Bewertung dieser
außerordentlichen Malereien ist Gegenstand des weiteren
Studiums.
Die Malerei wurde nach der Bloßlegung präventiv mit Überklebungen
gedeckt, damit es zu ihrer Beschädigung während der Bauarbeiten
nicht kommen konnte. Später wurde entschlossen, dass die Malerei in
einen gleichen Raum im 1. Stock übertragen werden wird, wo sie zum
Bestandteil der repräsentativen Verkaufsstelle wird. Deshalb wurde
die Malerei noch in demselben Jahr in 24 Teilen herabgenommen.
Zuerst wurden die Sicherheitsüberklebungen beseitigt, die
Oberfläche der Malereien wurde gereinigt, verfestigt und es wurden
neue zur Herabnahme der Malerei notwendige Überklebungen
durchgeführt. Die einzelnen herabgenommenen Teile wurden auf der
hinteren Seite in die zur Anbringung notwendige Stärke des Putzes
abgeschliffen und auf der Rückseite verfestigt. Im Jahre 1980 wurde
die Anbringung der herabgenommenen Malerei im 1. Stock in neue
Verputze in die gleichen Raumbeziehungen vorgenommen. Die
herabgenommenen Teile wurden auf der Rückseite von neuem geebnet
und es wurde eine Einlage einer dünnen Textilie mittels luftigen
verfestigten Verputzes angebracht. Nach dem Eintrocknen wurden die
Überklebungen herabgenommen, die Oberfläche fertig gereinigt und
beschädigte Stellen verkittet. Die Malerei hatte verhältnismäßig
zahlreiche mechanische Beschädigungen und erforderte deshalb
zahlreichere Retuschen, die mit ein wenig helleren lokalen
Lasurtönen durchgeführt wurden, um eine bessere optische
Zusammenlegung der Malerei zu erreichen.
Über den Personen sind einige Verse zu lesen, von denen bisher
zwei sicher bestimmt wurden:
-
Auf der ersten und zweiten Zeile von links ein Zitat von Persius´ Satiren (V 117): "Astutam vapido servas sub pectore vulpem", d.h. "IN DER TIEFE DES RUCHLOSEN HERZENS HÄLTST DU EINEN TÜCKISCHEN FUCHS".
-
Rechts stark beschädigtes Zitat von Persius´ Satiren (V 53): "Velle suum cuique nec voto vivitur uno", d.h. "JEDER HAT SEINE WÜNSCHE UND WIR LEBEN NICHT EINFÖRMIG".
Bestimmt und übersetzt von Dr. J. Hejnic.
Weitere Informationen:
Geschichte
der Malerei in der Stadt Český Krumlov
Geschichte
der Malerei in der Region Český Krumlov
Geschichte der Hausbewohner:
Der erste bekannte Besitzer des Hauses war im Jahre 1424 Václav
Tlačiko, den im Jahre 1459 der Schuster Linhart ablöste. Nach Mareš
Zahrádecký war der weitere von mehr bedeutenden Hausbesitzern der
Goldschmied Albrecht aus Nové Hrady, der das Haus seit Beginn des
16. Jahrhunderts besaß und es im Jahre 1520 an den Fleischer Martin
verkaufte. Im Jahre 1543 erwarb das Haus der Rosenberger Kanzler
Václav
Albín z Helfenburka und seine Nachkommen tauschten es im Jahre
1594 mit dem Sekretär des Peter Wok von
Rosenberg, Martin Šurer von Waldheim, für das Haus in der
Široká
Nr. 77. Martin Šurer begann sein neuses Haus umzubauen, wohnte
da jedoch nicht sehr lange. Er steckte sich nämlich im Schloß in
Třeboň mit dem Flecktyphus an und entlief im Anfall von Fiebern und
Phantasieren seinen Pflegern und sprang in einen Brunnen zwischen
dem Schloß und dem Bräuhaus, wo er ertrank. Peter Wok schenkte das
Haus danach dem Krumauer Hauptmann Jan Benýdek von Veveří und
Mysletín, der auch dessen Renaissanceumbau beendete. Im Oktober
1601 fand im Haus die Hochzeit des Sohns von Benýdek statt, an der
auch Peter Wok teilnahm. Matyáš Benýdek wohnte hier bis zum Jahre
1616, als das Haus Václav Holzsparer (Hultzšporar) von Hoštejn
erwarb, der in den Jahren 1608 - 1624 der Krumauer Burggraf war.
Nach ihm folgte eine ganze Reihe von Bürgern verschiedener Berufe,
zum Beispiel seit dem Jahre 1732 lebte hier der Bäcker Jan
Porth.
Gegenwärtige Nutzung:
Melodie Voříšek - Musikinstrumente, Stadtamt
Český Krumlov, Senatorsbüro - MuDr. M. Dvořák