Latrán Nr. 99, 100, 101, 102, 103 und 105, ehemaliges Spital der hl. Elisabeth
Lokalisierung:
Latrán Nr. 99, 100, 101, 102, 103 und 105, ehemaliges Spital der
hl. Elisabeth
Beschreibung des Objektes:
Ein langgezogenes ebenerdiges Gebäude im Grundriß des Buchstabens
L, situiert auf einem Felsen über der Schlucht des Baches Polečnice,
anknüpfend an die östliche Mauer des Budweiser Tores Budějovická
brána (Budweiser Tor). Die nördliche Stirnwand (ausgerichtet
aus der Stadt hinaus) ist vereint durch eine Sgraffitorustika,
laufend anknüpfend an einen Felsenausgang. Die Fensteröffnungen
haben in den ersten sechs Achsen vom Tor steinerne Gewände. Die
südliche Stirnwand ist glatt verputzt, teils verdeckt durch ein
wuchtig überhängendes Dach und sehbare Binderbalken. Die
Eintrittsöffnungen haben Steingewände und ebenso ein Teil der
Fenster, bei den in einigen Fällen vom Gewände nur ein Torso
erhalten geblieben ist. Der östliche Flügel (Nr. 99) wird von einem
dreieckförmigen Giebel abgeschlossen. Das Satteldach ist mit Mönch-
und Nonnenziegeln gedeckt. Das Interieur der Nr. 99 hat eine
dreiteilige Anordnung mit mittlerem Gang und wurde neuzeitlich
radikal hergerichtet. Der Dachstuhl mit Andreaskreuzen und
nachträglich eingesetztem stehendem Stuhl stammt aus der
Renaissance. Die Nr. 100 und 101 sind ein Doppelhaus mit einer
Gliederung, die vom mittleren gemeinsamen Gang bestimmt wird, an
diesen knüpfen flachgedeckte Wohnräume mit einem neuzeitlichen
Baudetail an. Im Haus Nr. 102 ist das ansteigende Gewölbe der
barocken schwarzen Küche erhalten geblieben. Die Räume entstanden
durch die Teilung ursprünglich größerer Räumlichkeiten. Die Fenster
haben Segmentbögen. Im Haus Nr. 103 und 105 haben sämtliche
Eingänge und Fenster auch ursprüngliche Segmentbögen. Die ältere
Wohngliederung ist besser erkennbar, die Räume sind flachgedeck.
Nur in der Nachbarschaft des Budweiser Tores (Budějovická brána)
ist in zwei Räumlichkeiten ein gedrücktes Tonnengewölbe mit
Berührungslünettenausschnittten mit Kämmchen erhalten geblieben.
Der Dachstuhl mit liegendem Stuhl stammt mindestens aus dem Barock,
eher aus der Renaissance.
Bauhistorische Entwicklung:
Der älteste Teil ist ein Kern mit drei Räumen an der nordöstlichen
Ecke des heutigen Objektes, einschließend den Raum der ehemaligen
mittelalterlichen Kapelle der hl. Elisabeth und den Saal des
Siechenhauses. Der Aufbau der Befestigung mit dem Budweiser Tor in
der Renaissance, zu Ende des 16. Jahrhunderts, gliederte das
ursprünglich vereinsamte Objekt an der Peripherie der Stadt in den
Organismus der Stadt ein. Zwischen der Kapelle und dem Tor wurde
die Front der kleinen Häuser ergänzt und so entstanden drei oder
vier flachgedeckte und zwei gewölbte Räume. In den letzten beiden
konnte der Eintrittsraum des Spitals und die Spitalküche situiert
werden, die später in die heutige Nr. 102 verlegt wurde. Nach der
Aufhebung des Spitals im Jahre 1781 kam es zu seiner Aufteilung in
drei Teile und zu klassizistischen Instandsetzungen der
Räumlichkeiten in Wohnungen.
Bedeutende architektonische Details:
- Steingewände der Fenster und Eintrittsportälchen
- Sgraffitorustika der Fassaden, teils im Original erhalten unter jüngeren Verputzschichten
- Renaissancegewölbe in den Räumlichkeiten am Budweiser Tor und die Gewölbe der schwarzen Küche
- Dachstühle aus der Renaissance und aus dem Barock
- profilierte Schornsteinköpfe
Geschichte der Bewohner des Hauses:
Diese Wohnhäuser entstanden an der Stelle des aufgehobenen
städtischen Spitals der hl. Elisabeth, das wahrscheinlich von
Konrád von Petrovice im Jahre 1477 oder 1489 gegründet wurde. Die
Spitalkapelle der hl. Elisabeth, die sich an der Stelle der Häuser
Nr. 99 und 100 befand, wird in der Ablaßliste des Papstes
Bonifacius IX. aus dem Jahre 1400 erwähnt. Vielleicht im Jahre 1504
wurde dieses Spital vom Herrenspital auf dem Latrán Nr. 13
abgetrennt, im Jahre 1516 beginnen die Spitalsrechnungen. Weitere
Belege über die Existenz des Spitals stammen aus der 2. Hälfte des
16. Jahrhunderts. Es wurde als Siechenhaus bezeichnet, bestimmt
wahrscheinlich für Aussätzige und von ansteckenden Krankheiten
Betroffene. Im Jahre 1781 entschied der Stadtrat über die
Umplazierung des Siechenhauses in die heutige Linzer Gasse (Linecká
ulice), in das Gebäude Nr. 59, errichtet im Jahre 1783. Zwischen
den Jahren 1783 - 1784 wurde das ehemalige Spital in vier Teile
geteilt und privaten Interessenten verkauft. Kašpar Koutný erwarb
fü 500 Gulden das heutige Haus Nr. 99, von dem sich im Jahre 1784
das Haus Nr. 100 abtrennte - bis zum Jahre 1821 war Jan Höpfler der
Besitzer. Das heutige Haus Nr. 101 kaufte zum gleichen Preis Jakub
Krzenik und das Haus Nr. 103 erhielt für 400 Gulden Filip Jechl,
dessen Familie bis zum Jahre 1812 hier lebte. Über weitere Besitzer
des Hauses im 19. und 20. Jahrhundert stehen bisher keine genaueren
Informationen zur Verfügung.
Legenden, Interessantes und anderes:
Das städtische Spital - ursprünglich für Aussätzige - mit belegter
Tradition mindestens seit dem Jahre 1400. Das Objekt ist aus
urbanistischer Sicht bedeutend bei der Einfahrt in den historischen
Stadtkern, wertvoll vom Gesichtspunkt der historischen Funktion des
Spitals und seiner klassizistischen Adaptierung in Wohnungen.
Gefühlslose bauliche Veränderungen nach dem zweiten Weltkrieg
führten zur Zerstörung des größten Teiles des ursprünglichen,
denkwürdig wertvollen architektonischen Details der Interieure.
Gegenwärtige Nutzung:
Unterkunftseinrichtung vom Typ Hostel - Hostel
99, Restaurant.