Latrán Nr. 78
Lokalisierung:
Latrán Nr. 78
Beschreibung des
Objektes:
Dieses ausgedehnte Objekt, zu dessen einstöckigen, mit einem
Satteldach gedeckten Hauptgebäude, dem sich ein Querflügel mit
Durchfahrt anschließt, grenzte ursprünglich an das Latraner Tor
(siehe Geschichte
der Tore und der Befestigung in der Stadt Český Krumlov).
Bauhistorische
Entwicklung:
Die Parzelle, auf der sich das Objekt befindet, entstand im späten
Mittelalter und lag ursprünglich außerhalb des Umfanges des alten
Verbaus. Zur Vergrößerung der Befestigung des Latrán kam es
wahrscheinlich schon im 14. Jahrhundert. Der äußere Umfang des
Hauses war eine Stadtmauer, in der Höhe des 1. Stockwerkes gab es
wahrscheinlich einen Abwehrumgang. Auch die Keller haben
mittelalterlichen Charakter. Der fundamentale Umfang des Hauses hat
wohl seinen Ursprung in der Renaissance, unter dem Verputz auf der
Fassade erhielten sich Sgraffiti. Zum Umbau kam es nach dem Jahre
1764. Dieser Umbau war ungewöhnlich anspruchsvoll, sowohl in den
Interieurs als auch in der Herrichtung der Fassaden. Das Objekt
erwarb nach dem Umbau den Charakter eines städtischen
Rokokopalastes und diente wahrscheinlich gesellschaftlichen
Zwecken. Es ist wahrscheinlich ein Werk eines Architekten, der im
Umkreis der Schwarzenberger wirkte. Der Schlußtrakt am
Klarissinnenkloster der entstand spätestens in der Zeit des
Spätbarock. Der den Hof abschließende Flügel ist wahrscheinlich das
Ergebnis des Umbaus eines älteren Objektes laut Projekt aus dem
Jahre 1799. Das Dach wurde nachträglich in sein heutiges Aussehen
hergerichtet.
Bedeutende architektonische Details:
Das Haus Nr. 78 ist eines der beachtenswertesten Gebäude seiner Art
in der Stadt. Es blieb eine Reihe von zeitgenössischen Details
erhalten (Türgewände, Türen, Beschlag). Die Räume des Erdgeschosses
sind mit ovalen Tonnengewölben mit drei- oder fünfseitigen Lünetten
gewölbt. Das erste Stockwerk ist über eine monumentale Treppe
zugänglich. Die Keller sind mit Stein gewölbt. Das Lünettengewölbe
einer der Räumlichkeiten ruht auf einem unsymmetrisch plazierten
mittleren Säulchen.
Geschichte der Bewohner des Hauses:
Die Anfänge des Hauses kann man ehestens in der 2. Hälfte des 16.
Jahrhunderts suchen. Die älteste Nachricht stammt aus dem Jahre
1640, als Juliána Wunder das Haus von einem gewissen Adam Mazouch
erwarb. Im Jahre 1653 verkaufte die Witwe Juliána Wunder das Haus
an den fürstlichen Oberjägermeister Jan Jiří Koch für 335 Schock
Meißner Groschen. Vom Jahre 1661 an finden wir hier den fürstlichen
Diener Kašpar Kunkel, der die Schloßküche betreute. Sein Sohn, der
städtische Primator Florián Kunkel, hielt das Haus in den
Jahren 1694 - 1710. Im Jahre
1739 zog hier der fürstliche Schreiber Jan Lang ein. Vom Jahre 1764
bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts hielt das Haus die bekannte
Krumauer Patrizierfamilie Pinsker. Im Jahre 1799 verbreiterte sich
das Gebäude um einen Flügel in Richtung zum Haus Nr. 77. Im Jahre
1819 wurde das Haus als braurechtliches Haus bezeichnet. In der
Zeit zwischen den Jahren 1848-1852 wurde das äußere Latraner Tor
abgerissen, das dem Haus Nr. 78 anlag.