Latrán Nr. 67
Beschreibung des Objektes:
Ein einstöckiges Gebäude mit sieben Fensterachsen in der glatten
Stirnwand, gegliedert von bandförmigen Fenstereinfassungen
(Chambranen), rechts eine halbkreisförmig gewölbte Durchfahrt. Das
Hauptgebäude ist mit Kämmchengewölben mit Lünetten aus der
Renaissance gewölbt, der angrenzende Teil des südlichen Flügels hat
Kappengewölbe und schließt an eine ungewöhnlich dicke Mauer in
Verlängerung des Tores in das innere Klosterareal an. Das Ende des
Flügels neben dem Tor ist ein selbständiges älteres Ganzes, im
Erdgeschoß und im hohen 1. Stockwerk oval tonnengewölbt. In der
Stirnwand mit Halbwalm sieht man ältere Fenster - wahrscheinlich
Schießscharten. Der nördliche Flügel hat nur einen Trakt mit
zusätzlichem Außengang (Pawlatsche) auf gemauerten Pfeilern. Im Hof
befindet sich ein flach gedeckter Zubau. Die Gebäude sind nicht
unterkellert.
Bauhistorische Entwicklung:
Die Entwicklung des Verbaus ist sehr kompliziert. Der älteste Teil
ist wohl das östliche Endteil des südlichen Flügels. Die Lage und
auch die Fenster mit Schießschartencharakter zeugen davon, daß das
Haus eine Bastion war. In der Zeit der Renaissance kam es zur
Übermauerung und Einwölbung. Damals existierten wahrscheinlich
schon die Gebäude an der Straße, von denen gewölbte Räumlichkeiten
mit Kämmchen erhalten blieben. Zum Umbau in den heutigen Zustand
für die Bedürfnisse des Klosters kam es im letzten Viertel des 18.
Jahrhunderts (im Jahre 1787). Nachträglich wurde der gedeckte Gang
(Pawlatsche) des nördlichen Flügels hinzugebaut.
Südflügel des Konvents, Entwicklung der Süd- und
Nordfassade:
In der Zeit des Mittelalters wurde das Objekt auf das Niveau des 1.
Stocks erbaut, wahrscheinlich diente es wirtschaftlichen Zwecken,
an der Südwand wurde eine grob geglättete Putzschicht erfasst, aus
der Renaissancezeit wurden nur Fragmente des Glattputzes erfasst.
In der Barockzeit nach 1738 wurde das Objekt in den heutigen
Zustand gebracht, der Wirtschaftsflügel /ehemaliger Speicher/ wurde
zum Wohnen der Ordensschwestern umgebaut.
Wahrscheinlich schon in dieser Zeit wurde auch der Verbindungsgang
vom Schloss in die Klosterkirche aufgehoben. Die Süd- sowie
Nordfassade wurden in einem weiß-grauen Farbenentwurf gestaltet. In
der jüngeren Zeit nach der Auslösung des Klosters in der 1. Hälfte
des 19. Jahrhunderts wurde die Nordfassade mit einer Schattierung
der leibfarbenen Grundfläche mit weißen plastischen Elementen und
weiter mit einem ganzflächigen grünen und ocker-weißen Anstrich
versehen. In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgte eine
Umgestaltung der Fassaden mit der Realisierung einer groben
Oberflächengestaltung der mit Holz geglätteten Putze und mit der
grauen Farbigkeit der Rahmen der Öffnungen und Simse an der
Nordstirnseite und der roten Farbigkeit gleicher Elemente an der
Südstirnseite. Im Jahr 2002 wurde ein Kalkanstrich der
instandgesetzten Südfassade durchgeführt, frei inspiriert durch die
barocke Fundsituation.
Südwestflügel, Entwicklung der
Stirnseite:
Aus der Zeit des Mittelalters wurden am Objekt /ursprünglich
wahrscheinlich Pförtnerhaus/ an mehreren Stellen grob geglättete
Putze festgestellt. In der Renaissancezeit wurde die Stirnseite des
Objektes mit Glattputz mit durchgekratzen Fensterchambranen
wahrscheinlich in der Anknüpfung an den Bau des Verbindungsgangs
vom Schloss in die Klosterkirche versehen. Im Jahr 1738 wurden die
Stirnseiten in die heutige Masse einschließlich des Einfahrtstores
ins Kloster ohne erfasste Farbengliederung gebracht. In der
klassizistischen Zeit erfolgten markante Änderungen der Fassade mit
der Realisierung eines weiß-ockerfarbenen Farbenentwurfs. Aus
jüngeren Zeiten wurden nur noch ganzflächige braungraue, grüne,
graue, ockerfarbene Anstriche festgestellt.
Bedeutende architektonische Details:
Eine besondere Bedeutung hat die ehemalige Bastion der Befestigung
auf dem Latrán am östlichen Ende des südlichen Flügels.
Geschichte der Bewohner des
Hauses:
In das wohl schon im Jahre 1350 gegründete Klarissinnenkloster,
welches das Objekt war, kamen die ersten Nonnen im Jahre 1361 aus
Schlesien. Die Stiftungsurkunde für dieses Kloster wurde am 24. 4.
1362 von Peter, Jobst, Ulrich und Johann von Rosenberg ausgestellt.
Das Klarissinnenkloster war ziemlich eng mit dem Minoritenkloster
in der Stadt Český Krumlov verbunden, das mit dem Frauenkloster
benachbart war und mit ihm auch die Klosterkirche des Fronleichnams
Christi teilte. In das ruhige Leben des Klosters griffen die
Hussitenkriege stürmisch ein. Im Jahre 1420 flohen die Krumauer
Klarissinnen vor dieser Gefahr nach Freistadt in Oberösterreich.
Den letzten Schlag versetzten dem Kloster die Josephinischen
Reformen, in deren Rahmen es am 5. 2. 1782 aufgehoben wurde. In
demselben Jahr verliefen Verhandlungen über die weitere Nutzung der
Klostergebäude. Das Objekt sollte künftighin der Militärbesatzung
als eine Erziehungsanstalt zur Verfügung stehen. Im Jahre 1786
wurde ein Vorschlag zur Errichtung einer Kaserne in den Räumen des
ehemaligen Klosters eingebracht und vier Jahre später kam ihr Umbau
in eine Erziehungsanstalt für Jungen und in ein Krankenhaus für die
Infanterie zur Verhandlung. Seit 1792 war hier wirklich ein
Militärspital, das im Jahre 1820 wohl in eine Kaserne umgewandelt
wurde. 1832 wurden im Objekt Wohnungen für fürstliche Beamte und
ihre Witwen errichtet. Wohnzwecken dienen die Gebäude des
ehemaligen Klarissinnenklosters auch heute.
Gegenwärtige Nutzung:
Reisebüro Travel Service Srba, Texshop