Latrán Nr. 55
Beschreibung des Objektes:
Ein einstöckiges Objekt mit Hauptstirnwand in die Gasse, gipfelnd
mit einer Attika mit Fragmenten von Voluten und
Sgraffitiausschmückung. Es hat vier unregelmäßig verteilte Fenster
im ersten Stock und mit der zweiteiligen Fassade ist es auf das
Gelände vor dem Minoritenkloster
in der Stadt Český Krumlov, genannt Tramín, ausgerichtet. Die
sich verengende Durchfahrt ist von Kreuzgewölben mit Kämmchen und
mit runden Scheiben im Gipfel gewölbt.
Bauhistorische Entwicklung:
Das Objekt ist Bestandteil des ältesten Verbaus des Latrán, stammt
spätestens aus der Zeit um das Jahr 1300. Auf der Parzelle
breiteten sich ursprünglich zwei gotische Häuser aus. Die älteste
schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1542. Im Jahre 1578 ist
der einzige Eigentümer beider Häuser Toman Deutsch (wahrscheinlich
bis zum Jahre 1614), der aus diesen ein Ganzes machte. Um das Jahr
1580 wurde die Attika im Zusammenhang mit der Überbrückung der
Latrán-Gasse umgelöst. Der nördliche Flügel ist vielleicht das
Ergebnis einer jüngeren Herrichtungsetappe in der Renaissance. Der
klassizistische Umbau verlief zwischen den Jahren 1806 - 1816, mit
eventueller Instandsetzung vor dem Jahr 1833. In den Jahren 1895-
1897 wurde der vordere Teil des Hauses rekonstruiert und die
Stirnwand wurde neu gelöst. Der radikale Umbau in den Jahren 1932 -
1933 veränderte grundlegend den gesamten rechten Trakt, der dann
noch weiter im Jahre 1942 rekonstruiert wurde. Im Jahre 1967 wurden
beide Stirnwände des Gebäudes hergerichtet.
Bedeutende architektonische Details:
Architektonisch wertvoll sind vor allem die gewölbten
Räumlichkeiten im Erdgeschoß und im 1. Stock, namentlich die
gewölbte Durchfahrt oder die benachbarte Räumlichkeit mit
Lünettengewölbe mit Kämmchen, die in gotisierende Lilien übergehen,
und die Keller. In der Stube des ersten Stockwerkes wurde eine
Balkendecke und Wandmalereien mit Fragmenten des Christus, etwa aus
der Zeit um das Jahr 1578, gefunden.
Geschichte der Bewohner des Hauses:
Wir erwähnten schon, daß an der Stelle des Hauses Nr. 55 vor dem
Jahr 1578 zwei kleine Häuschen gestanden sind. Eins davon "in der
Ecke, wo man ins Kloster gelangt", das zweite neben dem Haus
Latrán
Nr. 54. An das erste wird im Jahre 1553 erinnert, als es der
Goldschmied Libernar (Libertner) besaß. Das zweite wird im Jahre
1542 erwähnt, damals verkaufte Martin Kukl die Hälfte seines
Häuschens an Šebestián Mitasch für 20 Schock Meißner Groschen. 1545
kaufte das Objekt der Kürschner Blažek zum doppelten Preis. Im
Jahre 1578 erwarb beide Häuser der Maurer Toman (Tomáš) Deutsch und
baute sie zu einem einzigen Objekt um. Von den weiteren Besitzern
wird im Jahre 1614 an Vít Šital erinnert, auf welchen die
Buchstaben V hinweisen könnten, die im nördlichen Raum des ersten
Stockwerkes eingeritzt sind. Im 17. und zu Anfang des 18.
Jahrhunderts funktionierte im Gebäude eine kleine Bierbrauerei.
Seit 1717, als das Haus der Bäcker Matyáš Irovský bezog, bis ans
Ende des 18. Jahrhunderts wurde hier das Bäckerhandwerk betrieben.
Nach der Rekonstruktion in den Jahren 1895 - 1897 wurde im linken
Teil des Vorraumes eine Gastwirtschaft errichtet (bis zum Jahre
1941), der rechte Trakt wurde in den Jahren 1932 - 1933 in ein
Geschäft der Firma Baťa hergerichtet.
Gegenwärtige Nutzung:
Heute befindet sich hier ein Lebensmittelgeschäft Jednota und
Granat - traditionelle Schmuck. Das erste Stockwerk ist
bewohnbar.