Latrán Nr. 54
Beschreibung des Objektes:
Ein einstöckiges Objekt mit neuzeitlicher Kratzputzstirnwand.
Oberhalb des Hauptsimses befindet sich eine niedrige, nicht
gegliederte Attika. Das Gebäude hat an den Seiten zwei Hofflügel
und die schmale Parzelle wird vom rückwärtigen Gebäude begrenzt.Im
Erdgeschoß des Hautpgebäudes links ist eine Durchfahrt, gewölbt mit
einem Lünettengewölbe, rückwärts durch eine Treppe verengt.
Bauhistorische Entwicklung:
Der älteste Bau auf dieser Parzelle ist gotischen Ursprungs. Der
heutige Zustand ist das Ergebnis eines radikalen Umbaues in der
Renaissance. In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die
Fassade hergerichtet, die aber durch einen neuzeitlichen Eingriff
entwertet wurde.
Bedeutende
architektonische Details:
Beachtenswert sind namentlich die gewölbten Räumlichkeiten, vor
allem die Durchfahrt und einige Räume im Erdgeschoß und im ersten
Stock. Links im Hof befindet sich ein Flügel mit ursprünglichen
gemauerten Arkaden, die teils zugemauert wurden. An drei Seiten des
Hofes verläuft im ersten Stock ein gedeckter Verbindungsgang
(Pawlatsche) mit bedeutend ausgelegtem Sims mit Ecklünetten und
Kämmchen. Unter der Fassade könnte der Zustand der Stirnwand aus
der Renaissance erhalten sein.
Geschichte der Bewohner des Hauses:
Der erste schriftlich belegbare Besitzer des Hauses war im Jahre
1484 Ryneš, genannt Krbek, der das Haus bis in die Zeit um das Jahr
1510 hielt, als er vom Schuster Martin abgelöst wurde. Den finden
wir hier bis an die Wende der dreißiger und vierziger Jahre des 16.
Jahrhunderts. Etwa im Jahre 1540 zog Jiří Beispoch (oder Weissbach)
ins Haus ein, der im Jahre 1568 gestorben ist. Ein weiterer
Besitzer des Hauses wurde der Bäcker Linhart Tschandl, der das Haus
dem Sohne Beispochs Kryštof abzahlte. Im Jahre 1571 verkaufte
Tschandl sein Haus an Jan Schofikl, den Besitzer des Hauses auf dem
Latrán Nr. 41, der dann mit Gattin und acht Kindern ständig im Haus
Nr. 54 wohnte. Nach dem Tod von Schofikl im Jahre 1588 verwaltete
die Witwe Kateřina das Haus. Im Jahre 1591 starb Kateřina
Schofiklová und das Haus erwarb Kryštof Kranz, der im selben Jahr
die Tochter des Schofikl, Alžběta, heiratete. Alžběta, die Kranzl
fünf Kinder schenkte, starb um das Jahr 1600. Kryštof heiratete
dann eine andere Alžběta und starb im Jahre 1609. In den Jahren 1653 -
1714 lebten Fleischer in diesem Haus. Zuerst war es der
Hoffleischer Bartoloměj Strinz, dessen Familie vom Fleischer Matyáš
Beránek abgelöst wurde. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts gehörte das
Haus dem Fleischer Jiří Stifter. Im Jahre 1714 zog hier der
Weißgerber Albín Fleischer ein und lebte hier bis zum Jahre 1737.
Eine bestimmte Zeit war in diesem Haus auch eine Gastwirtschaft.
Seit dem Jahre 1782 gehörte das Haus dem fürstlichen Ingenierur der
Schwarzenberger, Josef
Rosenauer, der den bekannten Schwarzenbergischen
Schwemmkanal im südlichen Böhmerwald plante und baute. Seine
Familie lebte hier mindestens bis in die vierziger Jahre des 19.
Jahrhunderts.
Gegenwärtige Nutzung:
Im Haus befindet sich heute ein Firmengeschäft für Bilderleisten
und -rahmen des Betriebes Lira.