Latrán Nr. 53
Beschreibung des Objektes:
Das Haus Nr. 53 ist ein einstöckiges Eckgebäude mit einem
Schwibbogen über die Klostergasse (Klášterní ulička). Die Stirnwand
ist mit Sgraffiti bedeckt, unter dem neuzeitlichen Sims verlaufen
blinde Arkaden mit gemaltem Zyklus "Lauf des Lebens" aus der
Renaissance, der die zehn Etappen im Leben eines Mannes darstellen
soll, vom Knabenalter bis zum Tod. An der Seitenstirnwand werden in
den Arkaden abstrakte Motive verbildlicht, vielleicht
alchimistische Waagen und kabbalistische Zeichen. In der
Hauptstirnwand wurden kleine gotische Fensterchen mit abgeschrägter
Kante und roter gotischer Quadrierung entdeckt.
Bauhistorische Entwicklung:
Das Gebäude ist gotischen Ursprungs, was die erhaltenen
architektonischen Elemente bezeugen (Fenster in der Stirnwand, ein
beschädigtes profilliertes kleines Portal, das Treppenhaus und der
linke Flügel). Es ist in der Renaissance in mehreren Etappen
umgebaut worden. Um das Jahr 1580 entstand die
Sgraffitoausschmückung und die Malereien in den Lünetten. Fenster,
die den Sgraffitorahmen auf der seitlichen Stirnwand entsprechen
würden, sind mit Renaissancegewölben und einem neuzeitlichen
Dachstuhl bedeckt. Kleinere Herstellungen verliefen im 18.
Jahrhundert. Gegenüber dem gotischen und Renaissancezustand kam es
zur Veränderung der Höhe der Stockwerke. Der Umbau aus dem Jahre
1895 hat das Aussehen aus der Renaissance eher negativ beeinflußt.
Das Haus wurde im Jahre 1955 rekonstruiert, die Wandmalereien im
Jahre 1994 erneuert.
Bedeutende architektonische
Details:
Das Haus hat erstrangigen architektonischen Wert durch seine
Stirnwände und gewölbte Räumlichkeiten, wovon die bedeutendste die
Räumlichkeit des Zwischenstockwerkes an der Klostergasse (Klášterní
ulička) ist, gewölbt mit reichem Netzgewölbe mit Kämmchen. Im
ersten Stockwerk ist beim Eck ein Raum mit reichhaltigem
Netzgewölbe aus der Neorenaissance. In den älteren einheitlichen
Raum hat man Arkaden mit Gewölben eingelegt.
Geschichte der Bewohner des Hauses:
In den letzten zwanzig Jahren des 15. Jahrhunderts und zu Anfang
des 16. Jahrhunderts lebte im Haus ein gewisser Wolf,
wahrscheinlich der Rosenberger Fischmeister (verantwortlich für die
Fischereiwirtschaft auf der Herrschaft), der dann sein Lebensende
im nahen Hause auf Latrán
Nr. 48 verbrachte. Nach Wolf erwarb das Haus der Töpfer
Ondrášek, der als sein Eigentümer bis in den Anfang der 40er Jahre
des 16. Jahrhunderts erscheint. Den Ondrášek löste der Mälzer Jakeš
(Jakub) Houska ab.
Dieser Starb im Jahre 1555 und seine wohl noch sehr junge Witwe
Anna Housková heiratete in der 2. Hälfte der fünfziger Jahre den
Hoffleischer Šebestián Straubinger, der im Jahre 1589 starb. Aus
dieser Zeit stammen wohl die Figuralmalereien an der Stirnfassade.
Nach Straubingers Tod ging das Haus in die Hände des Wilhelm von
Rosenberg über, der es seinem Koch Kašpar Lehman verkaufte.
Kašpar starb im Jahre 1599, vielleicht bei der damaligen
Pestepidemie. Die Witwe Magdalena heiratete den Prachaticer Bürger
Josef Müllperger, zog nach Prachatice um und verkaufte das Haus an
den Bäcker Matyáš Händl. Seine Familie wohnte hier etwa bis zum
Jahre 1640. Im Jahre 1654 wird im Haus an eine Bierbrauerei
erinnert, die wahrscheinlich schon zu Anfang des 18. Jahrhunderts
nicht mehr existierte. In den Jahren 1691 - 1726 gehörte das Haus
dem kaiserlichen Gebühreneinnehmer in Vltavice, Filip Zäch, der vom
Flechter Karel Jäger abgelöst wurde. Vom Jahre 1761 mindestens bis
in die vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts gehörte das Haus der
Familie Krenauer. Der erste der Besitzer, Gottfried Krenauer, war
ein Strumpfmacher, Jan Krenauer betrieb in den zwanziger Jahren des
19. Jahrhunderts eine Graupenhandlung. Zu Ende des 19. Jahrhunderts
wohnte im Haus der Unternehmer Arnošt Porák.
Gegenwärtige Nutzung:
Im Erdgeschoß des Hauses befindet sich heute ein Geschäft mit
Keramik und Souvenirs Keramika
Roseta und ein weiteres Geschäft Granat
- traditionelle Schmuck, das 1. Stockwerk ist bewohnbar.
Bedeutendes historisches photo:
Fängt das ursprüngliche Aussehen des Daches ein, verdeckt hinter
einer blinden Arkade, Attika, mit einem weiteren niedrigeren
Stockwerk, gegliedert durch Säulchen und Voluten, befindet sich im
Bezirksheimatmuseum
in Český Krumlov.