Latrán Nr. 42
Beschreibung des Objektes:
Ein zweistöckiges Gebäude auf einer schmalen tiefen Parzelle von
ein wenig trapezförmigem Grundriß im abschüssigen Terrain unter dem
Schloßfelsen. Hinter dem engen, quer situierten kleinen Hof
befindet sich ein einstöckiges Hofgebäude.
Die Kunststeinfassade aus dem ersten Drittel des 20.
Jahrhunderts ist ein neues Gebilde, das sich mit der Lösung der
lisenenhaften Rahmen, der Fensterchambranen und der
Parapettfüllungen zum Klassizismus des 19. Jahrhunderts bekennt.
Die Stirnwand hat drei Achsen. Im Erdgeschoß ist links der Eingang
ins Haus situiert, rechts geht man über eine vorgesetzte Treppe in
den Geschäftsraum. Das Dach ist ein Satteldach mit einem First, der
paralell zur Gasse verläuft, gedeckt mit Eternit. Das Dach über dem
Hof und dem Hofgebäude ist flach und dient als
Umgangsterrasse.
Der einzige Kellerraum ist situiert bei der Gasse im rechten
Teil der Parzelle, ist nur zum Teil ins Terrain versenkt, mit
Mauern aus Bruchstein und einem Tonnengewölbe, nachgewölbt mit
Ziegeln. Im Erdgeschoß links befindet sich ein tonnengewölbter
Einstieggang mit einigen Ausgleichsstufen und mit Zugängen in den
Keller und auf den Hof, der sich dann als verkröpfte Treppe in das
erste Stockwerk fortsetzt. Der Geschäftsraum mit einer gewölbten
Nische auf der gesamten rechten Wand ist flachgedeckt, mit einem
reich wulstigen zurückversetzten Barockspiegel im Verputz der
Decke. Dahinter befindet sich ein tonnengewölbter Raum von
unregelmäßigem Grundriß, ursprünglich wahrscheinlich die schwarze
Küche.
Der Hauptwohnraum des ersten Stockwerkes bei der Gasse ist
flachgedeckt, in der rechten Wand wiederholt sich die Nische, die
im Gegensatz zum Erdgeschoß tiefer ist und eine markant
asymmetrische Segmentwölbung hat. Der kleinere Teil des Hauses beim
Hof hat eine Balckendecke mit verputzten Jochen zwischen den
Balken. Rechts hängt er mit dem kleineren flachgedeckten Raum der
ehemaligen schwarzen Küche zusammen, die in den Raum mit ihrer
ganzen Breite durch eine gewölbte Öffnung geöffnet ist.
Das zweite Stockwerk ist gliederungsmäßig übereinstimmend,
ebenfalls flachgedeckt und ohne Sehenswürdigkeit. Nur die ehemalige
schwarze Küche bildet einen selbständigen kleinen Raum und hat ein
kleines ansteigendes Tonnengewölbe.
Das Dach hat eine Hahnenbalkendecke mit einem stehenden Stuhl
aus gezimmertem Holz, die Giebel aus Ziegeln.
Das Hofgebäude ist im Erdgeschoß tonnengewölbt, die Decke des 1. Stockwerkes hängt mit der Eindachung des Hofes zusammen und stammt aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts.
Bauhistorische Entwicklung:
Das älteste gotische Haus wurde höchstwahrscheinlich vom teilweise
unterkellerten doppelten Kern bei der Gassenlinie gebildet,
angebaut an den Nachbarn an der nörlichen Seite und vom Nachbarn
auf der südlichen Seite im Gegensatz geöffnet durch einen offenen
Kommunikationsraum in den kleinen Hof. In Anbetracht des
halbeingelassenen Niveaus des Kellers ist der einzige Zugang in
diesen Raum direkt von der Gasse anzunehmen. Der spätgotische oder
Renaissanceumbau hat bestimmt die gesamte Breite der Parzelle bei
der Straßenlinie ausgenützt. In Anbetracht des gegenwärtigen
markant asymmetrischen Aussehens der Nische in der nördlichen Wand
des Wohnraumes im ersten Stock ist nicht auszuschließen, daß das 1.
Stockwerk vor die Straßenlinie auf Konsolen ausgesetzt war. Die
barocke oder klassizistische Instandsetzungen haben diese Lösung
liquidiert und man kann nicht ausschließen, daß es zum Auswechseln
der ganzen Stirnwand des Hauses kam. In dieser Zeit kam es zum
Herrichten der Decken (ganz bestimmt über dem Erdgeschoß) und
wahrscheinlich auch zur Herrichtung der
Kommunikationsräumlichkeiten, der schwarzen Küchen und des
Hofflügels. Die architektonische Lösung der Stirnwand im
klassizistischen Charakter entstand erst an der Wende der 20er und
30er Jahre dieses Jahrhunderts.
Bedeutende architektonische Details:
- der barocke zurückversetzte Deckenspiegel im ebenerdigen Geschäftsraum
- die Deckenbalken im ersten Stock
- die wahrscheinlich aus der Renaissance stammenden Nischen in der Wand des Erdgeschosses und des ersten Stockes
- die Räumlichkeiten der schwarzen Küchen mit Wölbungen
- die Oberflächen der Fußböden (Pflaster aus barocken Bodenziegeln im Einstieggang, Bohlenbelag in den Haupträumen des zweiten und ersten Stockwerkes) und die Oberfläche der Wände und der Wölbung des Kellers
Geschichte der Bewohner des Hauses:
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts besaß das Haus wahrscheinlich der
Hersteller von Holzrohren Honza Trubač, im zweiten Jahrzehnt des
16. Jahrhunderts der Spornenmacher Kryštof Šporar, der im Jahre
1521 starb. Seine Witwe verkaufte das Haus im Jahre 1528 an Toman
Šporar derselben Profession (er starb 1541). Die Erben verkauften
1545 das Haus an den Schlosser Jakub, der im Jahre 1546 starb, und
die Witwe Markéta verkaufte es um das Jahr 1550 dem Rosenberger
Höfling Jan Jeřábek von Frankenleben. Von ihm kaufte das Haus im
Jahre 1574 der Schneider Hynek Houska, der um das Jahr 1600 starb.
In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gehörte das Haus dem
Seiler Konrád Melperger, der im Jahre 1652 vom Schuster Kryštof
Höltzl abgelöst wurde. Vom Jahre 1661 an lebte hier der Hoftischler
Lorenc Khuemüller oder Khienmillner. Dann folgte ein weiterer
Hofhandwerker, der Fleischer Jiří Stifter. Im 18. Jahrhundert
finden wir hier nach und nach den Seifensieder Pavel Schwarz, zwei
Generationen der Schuster Schöbl, den Schnürmacher und Posamenter
Haas und den Kürschner Matyáš Schmutz, dessen Familie das Haus bis
in die Mitte des 19. Jahrhunderts bewohnte.
Legenden, Interessantheiten und anderes:
Ein Bürgerhaus mittelalterlichen Ursprungs mit erhaltener
historischer Grundrißlösung. Das denkwürdig wertvolle Detail wurde
zum Teil von gefühlslosen Umbauten an der Wende der 20er und 30er
Jahre des 20. Jahrhunderts und weiteren Installierungen in den 70er
Jahren liquidiert.
Gegenwärtige Nutzung:
Im Erdgeschoß ein Atelier. Das erste und das zweite Stockwerk
werden bewohnt.
Bedeutende historische Fotos,
Ikonographie:
Fotografien des Exterieurs des Hauses aus der Zeit vor der
Ausführung der Instandsetzungen in den 20er Jahren besitzt die
Eigentümerin des Hauses.