Latrán Nr. 37
Beschreibung des Objektes:
Das einstöckige Haus an der Ecke der Latrán- und der
Pivovarská-Gasse (Brauereigasse) ist mit einem Schindeldach
gedeckt. Das erste Stockwerk ist im Umfang von zwei Fensterachsen
von beiden Seiten der Ecke und in der Stirnwand in die
Pivovarská-Gasse noch am Ende des Gebäudes auf Kragsteinen aus
Stein aufgesetzt. Der Giebel in der Latrán-Gasse ist
klassizistisch, wurde aber durch ungeeignete Herrichtung nach dem
Jahr 1970 teilweise zerstört. Auf dem Eckkragstein befindet sich
eine fünfblättrige Rose.
Bauhistorische Entwicklung:
Die gegenwärtige Parzelle des Hauses beinhaltet in sich zwei
Baugrundstücke, konstituiert bestimmt schon im 14. Jahrhundert. Zu
ihrer Vereinigung kam es wahrscheinlich in der Zeit der Spätgotik,
wahrscheinlich in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts, oder um das
Jahr 1550. Zwischen den Jahren 1573 - 1591 erfolgte eine
ausgedehnte Rekonstruktion im Stil der Renaissance, welche in die
Räumlichkeiten des Kellers eingriff, in das Erdgeschoß (Gewölbe),
auch in das erste Stockwerk, bestimmt mit einer Reihe von Decken
aus Holz versehen. Die Aufsetzung des 1. Stockwerkes auf Kragsteine
gehört wohl noch zur spätgotischen Bauetappe. Die frühbarocken
Instandsetzungen hatten nur einen ausgegrenzten Umfang. Am Ende des
18. Jahrhunderts wurde die Hauptstirnwand mit einem
klassizistischen Giebel versehen. Im 1. Viertel des 19.
Jahrhunderts kam es zu einigen Korrekturen der Gliederung im
Erdgeschoß und auch im 1. Stockwerk. Im 20. Jahrhundert wurden
Eingriffe besonders in den fünfziger und siebziger Jahren
verwirklicht. Die letzte umfangreiche Rekonstruktion im Wert von
fast 6.670.000,- Kč verlief in den Jahren 1995 - 1996.
Bedeutende
architektonische Details:
Beachtenswert sind die Elemente der gipfelnden und spätgotischen
Gliederungslösung (senkrechte Konstruktionen, Gewölbe, Fragmente
von Fenstergewänden, Kragsteine), weiter bereichert um
architektonische Elemente aus der Renaissance (Gewölbe). Im linken
Teil des Erdgeschosses befindet sich ein Treppenvorraum mit
reichhaltigem Kammgewölbe, die rückwärtigen Räumlichkeiten sind
tonnengewölbt mit Lünetten. Im ersten Stock ist oberhalb der
Eintrittshalle ein Raum mit Tonnengewölbe, der Raum im Eck hat eine
gesenkte Decke, verziert mit klassizistischem zurückgesetztem Feld.
Die Keller unter dem vorderen Teil des Gebäudes sind aus Stein und
haben Tonnengewölbe.
Geschichte der Bewohner des Hauses:
Der erste schriftlich belegte Besitzer des Hauses zu Anfang des 16.
Jahrhunderts war Mikuláš Kornefl mit der Gattin Kateřina. Im Jahre
1519 starb Mikuláš und das Haus sollte sein Sohn Valentin
übernehmen. Das geschah aber wahrscheinlich nicht, denn in den
zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts lebte hier Jeroným Šifil,
nach seinem Vorgänger Kornefl benannt. Im Jahre 1529 kaufte das
Haus von Jeroným Šifil der Rosenberger Schreiber Petr Pergar. Er
kaufte im selben Jahr auch das Haus Nr. 12 auf dem Platz in Český
Krumlov, in dem er wohnte, und das Haus auf dem Latrán überließ er
dem Schneider Toman. In den vierziger Jahren und in der ersten
Hälfte der fünfziger Jahre wohnte hier der Stallmeister Antonín und
in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre der Maurer Gabriel Sinat,
der im Jahre 1559 starb. Weiterer Besitzer des Hauses war Michal
Mazouch, der es im Jahre 1573 an den Krumauer Schloßhauptmann
Jetřich
Slatinský ze Slatinky und seine Gattin Kateřina von Turové
verkaufte. Im Jahre 1588 baute Slatinský sein Haus um, es blieb ein
Vertrag zwischen ihm und seinem Nachbarn Adam Perner erhalten
hinsichtlich der Herrichtung der Mauer zwischen beiden Häusern und
dem Dach mit Dachrinne. Der Hauptmann Slatinský, der unter anderem
auch noch die Aufsicht über die baulichen Instandsetzungen des
Schlosses in Český Krumlov hatte, starb im Dezember des Jahres
1591. Er war ein kinderloser Witwer, und so vermachte er das Haus
dem Blažej und der Anna Marchal, die er als seine treuen Diener
bezeichnete. Sein Grabstein aus Granit mit dem Wappen der Slatinský
von Slatinka und mit einer tschechischen Aufschrift ist heute in
die äußere Mauer des Kaplanhauses eingesetzt. Die Nachfolger von
Slatinský lebten nicht sehr lange im Haus. Blažej Marchal starb im
April 1593, sein Sohn Jakub im Oktober des folgenden Jahres. Anna
Marchalová tauschte das Haus auf dem Latrán im Jahre 1599 mit dem
Beutelmacher Ondřej Gartner gegen sein Häuschen Nr. 52 in der
Klostergasse (Klášterní ulice). Ondřej Gartner lebte hier mit
Gattin Voršila bis zu seinem Tode im Jahre 1620, als er von Pavel
und dieser im Jahre 1630 von Daniel Hartinger abgelöst wurde. In
den Jahren 1671 - 1696 gehörte das Haus Jiří Fleischer und vom
Jahre 1751 an dem Ferdinand Hofsass. Danach erwarb es der
Weißgerber Antonín Wessnitzer und seit dem Jahre 1774 finden wir
hier den Tuchmacher Antonín Wernhart. Seine Familie bewohnte das
Haus bis zum Jahre 1827, als hier Sidonia und Václav Lang einzogen.
Im Jahre 1654 wird im Haus ein Bierausschank erwähnt und ab der 1.
Hälfte des 19. Jahrhunderts behält das Erdgeschoß im Grunde seine
Funktion bei - ein Restaurant, ein Café, eine Konditorei. Zu Anfang
des 20. Jahrhunderts gab es hier das Café Fink, wo oft der Maler
Egon
Schiele saß.
Gegenwärtige Nutzung:
Heute befindet sich im Haus die Pizzeria
Latrán, Auviex, Stiftung
des Festivals der Kammermusik.
Fotografien:
Es blieben Fotografien erhalten, die bei der Rekonstruktion
verwendet wurden.