Latrán Nr. 20
Beschreibung des Objektes:
Ein zweistöckiges Objekt mit langgezogenem, nach Südwesten
verlaufendem Flügel und einem Gebäude rückwärts. Die
Straßenstirnwand wurde um das Jahr 1800 hergerichtet, sie ist
gegliedert durch Lisenen mit Granitstuckeinfassung (Chambranen) der
Fenster. Der linke Teil der Stirnwand ab dem ersten Stockwerk wird
von einer Steinkonsole getragen. Die südliche Stirnwand im Hof
bilden im linken Teil im ersten und zweiten Stockwerk drei
Arkaden.
Bauhistorische Entwicklung:
Das Haus gehört zum ältesten Verbau in der Vorburg, stammt
vielleicht schon aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. Die Keller, das
Umfassungsmauerwerk des Hauptgebäudes und des Erdgeschosses des
rückwärtigen Gebäudes sind gotischen Ursprungs. Der Umbau in der
Renaissance, in dessen Rahmen das erste und das zweite Stockwerk
dazugebaut wurden und der seitliche und rückwärtige Flügel
entstand, verlief in zwei Etappen : in den Jahren 1551 - 1553 und
vor dem Jahr 1586, als vielleicht die Arkaden dazugebaut wurden. In
den Jahren 1763 - 1799 erfolgten dann barock-klassizistische
Instandsetzungen, vor allem die Straßenstirnwand betreffend. Die
Eingriffe im 19. und 20. Jahrhundert entwerteten das Objekt eher.
Der Hofverbau stammt in seinem Kern aus der Renaissance. Der Giebel
des rückwärtigen Gebäudes und die Eckbossage stammen aus der
Spätrenaissance oder aus dem frühen Barock.
Bedeutende architektonische Details:
Beachtenswert sind einige architektonische Elemente aus der
Renaissance, wie zum Beispiel das Eintrittsportal, die
Fenstergewände, die heute verdeckten Briefumschlagsgraffiti, das
Geländer der Treppe in den zweiten Stock und eine Reihe von
Gewölben. Unikat ist die zweistöckige Arkade des Hauptgebäudes und
die nördliche Arkade des Hofflügels. Das Haus ist praktisch das
einzige Arkadenobjekt der Stadt, der Hof ist aber in einem
kläglichen Zustand und erfordert eine Restaurierung.
Geschichte der Bewohner
des Hauses:
An der Wende des 15. zum 16. Jahrhundert
wohnte in diesem Haus die Familie eines gewissen Hutmachers, der in
der Mitte der zwanziger Jahre des 16. Jahrhunderts starb. Die Witwe
Ludmila verkaufte im Jahre 1527 das Haus an ihren Bruder Ondřej,
ebenfalls einen Hutmacher. Dieser kam im Jahre 1536 in Streit mit
der Äbtissin des Krumauer Klarissinnenklosters um die Erbschaft
seiner Nichten, der Töchter der Ludmila, Brigita und Maruše.
Brigita wurde nämlich Ordensschwester im erwähnten Kloster und als
ihre ledige Schwester Maruše starb, erhob die Äbtissin Anspruch auf
Erbschaft. Ondřej, der wahrscheinlich ledig und kinderlos war,
verkaufte sein Haus im Jahr 1542 an den Gerber Mates. Seit dem Ende
der vierziger Jahre des 16. Jahrhunderts gehörte das Haus einem
gewissen Jaroš, der im Jahre 1551 starb und alles seiner Gattin
Markéta und seinen sechs Kindern vererbte. Die Witwe verkaufte das
Haus im Jahre 1555 dem Rosenberger Beamten Adam Stralar, der aber
nicht sehr lange hier wohnte und im Jahre 1563 tauschte er das Haus
auf dem Latrán gegen ein Haus in der Panská
Nr. 32 mit Kašpar Froschauer. Froschauer starb schon im Jahre
1565 und die Witwe Alžběta heiratete dann den Barbier von Peter Wok von
Rosenberg, Martin Wolfart. Diese Ehe dauerte aber nicht lange,
denn schon zu Anfang der siebziger Jahre des 16. Jahrhunderts war
sie verheiratet mit Antonín Weinold aus Roudnice, der auch manchmal
den Zunamen Froschauer benützte. Weinold verkaufte dann im Jahre
1586 das Haus an den Rosenberger Koch Matouš Rubiček. Im folgenden
Jahr tauschte Rubiček das Haus mit dem nachbarlichen Haus Nr. 21
des Maurers Hans Gosch. Im Jahre 1589 tauschte Hans Gosch dieses
Haus gegen das Haus Nr. 47 auf dem Latrán mit Mates Krizinger.
Mates starb im Jahre
1599. Die Witwe Ludmila heiratete Matyáš Rudner, der sie überlebte
und hier noch im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts wohnte. In
den folgenden Jahrhunderten lebten in diesem Haus öfters die
Angestellten des Schlosses. Im Jahre 1635 finden wir hier den
Rentschreiber Valentin Praun, dann den Burggrafen und späteren
Hauptmann Peter Schloot, oder den Arzt Ondřej von Volkshofen. In
den Jahren 1690 - 1749 wohnte in diesem Haus der Hofbläser
František Leopold Pittermann und nach ihm der Registrator der
Schwarzenberger, Kristián František Mühlpek. Ab dem Jahre 1763
gehörte das Haus Lorenc Schill und 1769 treffen wir hier auf Jan
Michal Pöschl, der das Haus bis zum Jahre 1799 besaß. Mindestens
bis in die vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts wohnte hier die
Familie des Vincenc Walter. Im Jahre 1878 richtete hier J. A. Micko
ein Geschäft mit Modewaren ein.
Gegenwärtige Nutzung:
Zur Zeit sind im Erdgeschoß des Hauses Geschäfte mit Schuhen,
Textilien, Lederkurzwaren und der Fotodienst Rolla minilab. Die
Stockwerke werden bewohnt.