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Horní Nr. 153

Horní Nr. 153,  Gesamtansicht Lokalisierung:
Horní Nr. 153, ehemaliges Jesuitentheater

Objektbeschreibung:
Dieses längliche massive zweistöckige Gebäude, aufgebaut auf dem Hang von der Horní Gasse (Obere Gasse), von der südlichen Seite auf dem Felsen oberhalb des Flusses Vltava (Moldau). Das Objekt ist auf den Ecken und auf der ganzen erdgeschossigen Ebene mit dem Bossageputz geschmückt. Die Fassade der Hauptstirnseite ist klassizistisch aus dem dritten Viertel des 18. Jahrhunderts und in der Ebene der beiden Stockwerke ist es durch unregelmäßige Lisenen gegliedert. An der Fassade ist im rechten oberen Teil das Wappen der Fleischerzunft - zwei gekreuzte Hacken über der Rosenberger Rose. Das Gebäude ist mit einem Satteldach gedeckt. Der Eintritt ist aus der Horní Gasse durch ein geknicktes, gotisches, reichlich profiliertes Eintrittsportal. Im Erdgeschoß befindet sich ein breiter mittlerer Gang mit den Treppen mit einem Tonnengewölbe, dieses mit dreiseitigen Lünetten. Ein ähnliches Gewölbe befindet sich in den rechten und linken Räumen in beiden Trakten. Im oberen Teil des Gebäudes befindet sich ein flachgedeckter sog. Jesuitensaal, der ebenso wie das ganze Gebäude zu dem Komplex von Hotel Růže Český Krumlov gehört. Die Keller sind mit Tonnengewölben versehen.

Bauhistorische Entwicklung:
Das Gebäude entstand wahrscheinlich in der Gotik, wo es zu den Stadtmauern und dem Horní Tor (Obertor) zugebaut wurde. Aus diesem ursprünglichen Aufbau blieben das Umfassungsmauerwerk mit der Stärke von 200 cm und das Eintrittsportal erhalten. Auf der Stirnseite des Gebäudes ist das Wappen der Fleischerzunft angebracht. Nach dem Jahre 1639 wurde das Gebäude durch die Jesuiten zum Theater umgebaut, wobei wahrscheinlich die Gewölbe im Erdgeschoß des Objektes entstanden. Der obere Teil des Gebäudes kam im Jahre 1925 durch weitere Bauherrichtungen hinzu, wobei es zum Stadttheater adaptiert wurde. In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde dann bei den Bauherrichtungen das Theater unwiederbringlich vernichtet und das Objekt wurde zum Bestandteil des Hotels.

Bedeutende architektonische Details:

  • das gotische geknickte Eintrittsportal
  • das Wappen der Fleischerzunft an der Stirnfassade des Hauses
Horní Nr. 153, Detail der Hauptstirnseite, Wappen der Fleischerzunft Geschichte der Hausbewohner:
Wilhelm von Rosenberg

Die Jesuiten rechneten im Haus ursprünglich mit dem Bau einer Kollegskapelle, dann aber verzichteten sie darauf und errichteten im Jahre 1613 im Gebäude das erste Theater, das mit einer hölzernen Maschinerie, bestimmt für den Szenenaustausch, ausgestattet wurde. Es handelte sich damals um das älteste selbstständige steinerne Theatergebäude in Mitteleuropa. Das Theater wurde in den Jahren 1639 und 1655 hergerichtet. Nach der jesuitischen Chronik waren in vier Räumen des Erdgeschosses und in zwei Räumen im 1. Stockwerk die Klassen des Jesuitenseminars untergebracht, den Rest des ersten Stockwerks nahm dann der Theathersaal ein. Die Studenten aus dem ganzen Südböhmen versammelten sich hier, vor allem um hier gut deutsch zu lernen. Zu Beginn der sechziger Jahre des 18. Jahrhunderts wurde ein Antrag auf die Einführung von philosophischen Studien eingebracht, den aber im Jahre 1762 Maria Theresia ablehnte. Im Jahre 1760 sollen große Risse im Umfassungsmauerwerk erschienen haben und es war nötig, eine allgemeine Reparatur durchzuführen, bei der die Stadtmauer erniederigt werden sollte, damit in die Lehrzimmer mehr Licht kommt. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 sollten im Gebäude eine Kaserne für den Soldatennachwuchs oder ein Spital errichtet werden, aber wegen der großen Feuchtigkeit wurde dieses Vorhaben nicht verwirklicht. Das Objekt wurde der Hauptschule zur Verfügung gestellt, die hier vier Klassen hatte. Im Jahre 1783 wurde der Unterricht für 360 Kinder angefangen. Bis zum Jahre 1787, als die Mädchenschule mit dem Sitz in dem gegenüberliegenden Haus Horní Nr. 152 entstand, wurden die Jungen und die Mädchen gemeinsam unterrichtet. Nach dem Jahre 1871 sank infolge der Errichtung des Gymnasiums die Aufgabe der Hauptschule und ein Teil der Lehrzimmer wurde für die Zwecke des Theaters verwendet.

Das Theater stagnierte im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts. Im Jahre 1788 übernahm es die Stadtgemeinde und sie vermietete es bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an Wandergesellschaften oder an die örtlichen Leienspieler. Die ganzen Jahre lang war aber das Theater außer Betrieb. Im Jahre 1925 wurde das Gebäude auf das Stadttheater adaptiert und nach dem Umbau in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts, wobei die Räume des Theaters entwertet wurden, dem Hotel Růže angeschlossen.

Legenden und Überlieferungen:
Das Hotel Růže etstand an der Stelle des ehemaligen Jesuitenkollegs. Wilhelm von Rosenberg mußte einige Häuser erkaufen, um an deren Stelle das Kolleg zu bauen. Keiner von den Hausbesitzern wollte das Haus billig verkaufen. Nur einem, Pavel Dorozský, wurde alles gleichgültig. Er verweigerte seiner Tochter die Heirat mit dem Stallmeister, da er für sie einen reichen Bräutigam fand. Er gab ihr eine Wahl: entweder heiratet sie den, den ihr Vater will, oder tritt ins Kloster ein. Die unglückliche Elsa wählte den Tod in den Wellen der Vltava. Noch heute findet ihre Seele keine Ruhe in der Ewigkeit; ab und zu erscheint sie vor den Leuten und klagt mit ihrem Blick über das schwere Schicksal.

Gegenwärtige Nutzung:
Hotel Růže Český Krumlov