Dlouhá Nr. 32
Lokalisierung:
Dlouhá Nr. 32, Vlašský dvůr
Objektbeschreibung:
Ein ausgedehntes
Gebäude auf einem Grundstück von etwa 20x40 Metern, von drei
Straßen begrenzt. Die einzelnen Flügel schließen einen Mittelhof
ein. Die Hauptstirnseite geht zur Panská-Straße, der rechte
vorgeschobene Teil ist mit figürlichen Sgraffiti verziert. Im
Erdgeschoß ein gotisches Spitzbogenportal mit reicher Profilierung
und das Fragment eines gotischen Fensters. Im Erdgeschoß zur
Dlouhá-Straße ein gotisches Spitzbogenportal, im Obergeschoß ein
Steinsims mit der Rosenberger Rose. Die Nord- und ein Teil der
Westfront wird von einer Attika mit Ecktürmen beendet. An der
Panská-Straße ist der Saal mit Kappen eingewölbt, darüber im ersten
Stockwerk ein großer Raum mit einem reichen Gewölbe mit mächtigen
Graten mit Fragmenten von Malereien aus der Zeit der Renaissance
und des Klassizismus. Im Mezzanin ein kleinerer Saal mit
Kreuzrippengewölbe. Im Flügel an der Dlouhá-Straße befindet sich im
Obergeschoß ein Raum mit Balkendecke aus der Zeit der Renaissance.
In weiteren Räumen gibt es Tonnen- und Lünettengewölbe.
Bauhistorische Entwicklung:
Das Gebäude, eines der bemerkenswertesten in der Stadt, entstand
nach der Verbindung von mehreren Objekten. Heute sind nach allen
Umbauten noch die zwei ursprünglich selbständigen Gebäude sichtbar.
Das größere davon wird von einer Frührenaissanceattika
bestimmt.
Entwicklung der Nord- und
Weststirnseite:
In der älteren mittelalterlichen
Phase wurde das Objekt wahrscheinlich schon bis zum Niveau des 2.
Stocks erbaut, nach den fragmentarischen Funden lässt sich
voraussetzen, dass die Ecken mit schwarzem Bossenwerk mit weißer
Linie auf dem Umfang umrahmt wurden, die Fensteröffnungen wurden
mit sanft hervortretendem Passepartout mit einer schwarzen Linie
auf dem Umfang umrahmt. In der jüngeren mittelalterlichen Phase im
ersten Drittel des 16. Jahrhunderts wurde das Objekt im Prinzip in
die heutige Masse auffwendig umgebaut. Die Stirnseite war mit einer
Attika mit blinder Mauerzacke und Ecktürmchen abgeschlossen, es
wurde eine große Menge von steinernen Fensterlaibungen, ein neues
Portal der Einfahrt eigesetzt, eine reiche dekorative
Malerausschmückung tektonischer Elemente durchgeführt. In der Zeit
der Spätrenaissance wurde die Fassade durch einen roten
Lisenenentwurf gegliedert. In der Barockzeit wurde neben dem
fragmentarisch erfassten grauweißen Entwurf in einem größeren
Umfang die jüngere Entwicklungsphase mit einem violetten
Lisenengliederung erfasst. Iin der Zeit des Klassizismus erfolgte
eine Umgestaltung der Stirnseite in den heutigen Zustand, die
Fensteröffnungen wurden mit Bandchambranen mit Ohren mit Fransen,
Voluten und Muscheln umrahmt, Fensterbrüstungen mit Schabraken
geschmückt, die Farbengliederung der Stockwerke im weiß-grauen
illusionistischen Lisenensystem durchgeführt, das Erdgeschoss mit
einer Gürtelrustika gestaltet.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es außer den Korrektionen einiger weiterer Öffnungen zu keinen weiteren Änderungen, die Stirnseite wurde nach und nach mit mehreren ganzflächigen Anstrichen versehen. Der letzte festgestellte Anstrich war grün, teilweise mit der Durchsetzung des Ockers. In den Jahren 1997 - 98 erfolgte eine Instandsetzung der Fassaden und Interieure, die Stirnseite wurde mit einem hellgrünen Anstrich versehen. Nach der Durchführung der Putzinstandsetzung der Stirnseiten /gefühlvollere Zugangsweise an der Nordstirnseite/ wurden die Fassaden mit einem ungeeigneten Silikat-Deckanstrich versehen, der neben der ungünstigen optischen Wirkung wahrscheinlich unwiederbringlich mit älteren Anstrichen verschmolz.
Geschichte der Hausbewohner:
Der erste Hausbesitzer, den man belegen kann, war der Gerber Wassl.
Am
Ende des 15. Jahrhunderts lebte hier der Dorfschulze Matyáš
Ježíšek. Ab 1510 gehörte das Haus Ambrož Ježíšek, der
wahrscheinlich den Nachnamen seines im Haus wohnenden Vorgängers
benutzte. Ambrož war der Sohn von Mikuláš am Ring aus dem Haus Nr.
9 und der Bruder von Voršila Čertová aus dem Haus am Marktplatz
(Náměstí
Nr. 1 - Hauptplatz Nr. 1, dem heutigen Rathaus). Ambrož Ježíšek
starb plötzlich und ohne Testament, und so griff auch sein Schwager
Ondřej Čert in die Erbschaftsangelegenheit ein. Im Jahre 1524
verkaufte Mikuláš, der Vater von Ambrož, das Haus an Ambrož von
Hoštejn, einen Rosenberger Beamten der Bergwerksverwaltung. Ein
Jahr später kaufte der Goldprüfer Honza Němec das Haus, aber auch
er lebte hier nicht lange, denn schon 1530 hieß der Hausbesitzer
Jan Froschauer, ein Rosenberger Beamter, der die Stellen eines
Sekretärs, Kammerschreibers und Bergwerkschreibers wechselte. An
der Wende der 40er zu den 50er Jahren des 16. Jahrhunderts waren
die Hausbesitzer Baltazar und Kašpar Froschauer. Im Jahre 1554
kaufte Kašpar Baltazar seine Hälfte ab und wurde zum alleinigen
Hausbesitzer. 1563 tauschte Kašpar Froschauer dieses Haus gegen das
Haus von Adam Štralar in Latran Nr. 20. Der Rosenberger Beamte Adam
Štralar starb 1569, und so fiel dieses Haus Wilhelm von
Rosenberg als Heimfall zu. Der Rosenberger Herrscher verlieh
das Haus an der Wende von den 70er zu den 80er Jahren seinem
Regenten Jakub Krčín z
Jelčan, der hier für das Jahr 1584 mit Sicherheit belegt werden
kann. Nach Krčín lebte in diesem Haus kurz der Maler Bartoloměj
Beránek-Jelínek. 1593 verkaufte Peter Wok von
Rosenberg dieses Haus an seinen Rentenschreiber Ambrož Štrup,
der es 1597 seinem Bruder Mikuláš weiterverkaufte. Ambrož Štrup
heiratete 1593 Anna, die Tochter des Hauptmanns von Netolice Hans
Naisser. Nach ihrem Tode im Jahre 1599 heiratete er Anna, die
Tochter des Krumlover Apothekers Jan Kunsteter. Ambrož Štrup starb
1601. Seine Witwe Anna heiratete 1603 Jan Cyprian von Liboš, den
Sohn des Tomáš von Netolice. Im Jahre 1606 kaufte das Haus Jan
Lupeglauer, der es 1608 an Matěj Dekar und seine Gattin Zuzana
verkaufte. 1654 war der Hausbesitzer Kašpar Münzer, der hier Bier
braute und ausschenkte. Dann wechselten sich hier eine ganze Reihe
von Krumlover Bürgern der verschiedensten Handwerke ab, so lebte
hier z.B. in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts der Fischhändler
František Neruth, in den Jahren 1775-1796 dann der Inhaber eines
Papierwerks, Jan Jiří Pachner. Es handelte sich um eines der
teuersten Krumlover Häuser, z.B. kostete es im Jahre 1606 mitsamt
dem Bierbrauereigeschirr 1.150 Schock Meißner Groschen.
Legenden:
Von dem Kellerraum dieses Hauses
führte ein Flur bis zum Fluß. Nach dem Krieg, im Jahre 1947, wurden
in diesem Haus Untersuchungen durchgeführt, und der Flur wurde
zugemauert.
Gegenwärtige Nutzung:
Geschäftszentrum
Vlašský Dvůr