Dlouhá Nr. 29
Lokalisierung:
Dlouhá Nr. 29
Objektbeschreibung:
Ein einstöckiges Eckobjekt mit einer Front aus der 2. Hälfte des
19. Jahrhunderts. Die Hauptfront mit fünf, die Seitenfront mit elf
Achsen mit profilierten Chambranen der Fenster im Obergeschoß.
Markante Frontelemente stellen die hervortretenden Gesimse großer
Fenster bzw. Schaufenster aus der Zeit der Frührenaissance dar, die
in der neueren Zeit beseitigt wurden. Im Erdgeschoß befindet sich
eine geräumige gewölbte Eingangshalle.
Bauhistorische Entwicklung:
Ebenso wie an allen anderen Ecken dieses Blocks entstand auch im
Falle des Hauses in der Dlouhá Nr. 29 schon im Mittelalter ein
außerordentlich bedeutendes und großes Objekt. Man kann nicht
ausschließen, daß es sich ursprünglich um zwei Häuser handelte. In
der Zeit der Gotik und der Renaissance entstanden riesige Öffnungen
zur Radniční-Straße, stilistisch wahrscheinlich unmittelbar
beeinflußt durch den Bau der Krumlover "Kaplanka" (Horní
Nr. 159) vom Beginn des 16. Jahrhunderts. In der Barockzeit
wurden einige Gewölbe im Erdgeschoß eingewölbt. Die letzten
baulichen Veränderungen gingen im Jahre 1867 vor sich, als der
hintere Trakt umgebaut wurde und neue Trennwände, ein Treppenhaus
und ein balkonartiger Gang (Pawlatsche) entstanden. In dieser Zeit
wurde auch die Front umgebaut.
Entwicklung der Fassade:
In der Gotik-Renaissancezeit rahmte die weiß angestrichene
Stirnseite ein graues Bossenwerk. Die gleichzeitig eingebaute
Ladenauslage wird für eine der größten in den böhmischen Ländern
gehalten. In der Barockzeit ersetzte die mächtige Ladenauslage ein
kleinerer Eingang. In den Haupteingang wurde ein frühbarockes
Portal mit Ohren installiert. Die Fassade wurde im grau-weißen und
ocker-weißen Entwurf gestaltet. In der Anknüpfung an
klassizistische Umgestaltungen wurde das Objekt mit einem
ganzflächigen grünen Anstrich mit weißen Chambranen versehen. Um
die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Stirnseite auf eine
anspruchslose Weise in die heutige Gestalt mit plastischen
Fensterchambranen und dem Eckbossenwerk mit der Erhaltung der
älteren Farbigkeit umgestaltet.
Im Geist des Historismus wurde das Sims auf dem Niveau des Zwischenstocks mit einer rosenbergischen Rose neu gemauert. Im Zusammenhang mit dem Umbau der Seitenstirwand in die Dlouhá-Gasse wurde die Hauptstraßenseite im braun-ockerfarbenen Entwurf mit einer nachträglichen Einsetzung eines kleinen Portals mit einem Segmentabschluss an der linken Ecke gestaltet. Am Anfang des 20. Jahrhunderts und in der Vorkriegszeit wurde das Objekt ganzflächig mit einem braunroten Anstrich versehen, gemeinsam mit der neuzeitlichen Umgestaltung der Ladenauslage im Jahr 1931. Im Jahr 2001 wurde eine sehr gefühlvolle Instandsetzung des ganzen Objektes einschließlich der Stirnseite durchgeführt, die Fassaden wurden auf eine Konservierungsweise mit der Rekonstruktion des klassizistischen Portals an der rechten Ecke instandgesetzt.
Bedeutende architektonische Details:
- zwei spätmittelalterliche Portale im Erdgeschoß und im Obergeschoß
- gotische Tonnengewölbe
- Front mit mächtigen Gesimsen, mit Frühbarock- und klassizistischem Portal
- balkonartiger Gang (Pawlatsche) des Hoftraktes aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
- einige Holzfüllungen
Geschichte der Hausbewohner:
Der erste bekannte Hausbesitzer war im Jahre 1532 Václav Kyczhaypl.
Ab 1551 lebte hier der Rosenberger Kammerschreiber Václav Šafář. In
den 70er und den 80er Jahren des 16. Jahrhunderts gehörte das Haus
dem Bäcker oder Lebküchler Hans Köhler, dem im Jahre 1588 der
Goldschmied Erhard Friess folgte. Schon ein Jahr später stoßen wir
hier aber auf den Mälzer Kašpar Koch. In den Jahren 1599-1626
bewohnte das Haus der Rentenschreiber Kvirin Fischer, nach ihm kam
der Pflasterer Jiří Puskart, der auch der Eggenberger Herrschaft
seine Dienste leistete. Ab 1651 besaß das Haus der Bierbrauer
Martin Jäger, ihm folgte 1680 der Mälzer Jiří Wagner. Auch der
nächste Hausbesitzer, Jiří Weng, war Mälzer. Von 1742 bis zum
Beginn des 19. Jahrhunderts lebte hier die Familie Pleschner, der
im Jahre 1822 die Familie von Jan Kobinger folgte.
Gegenwärtige Nutzung:
Karlsbader Porzellan, Mystic Jewel, Märchenhaus (Pohádkový dům)