Neustädter Garten im 18. und 19. Jahrhundert
Chronologische Übersicht der Quellen über die Entwicklung des Gartens:
- 1718 - Die Herrschaft verhandelt mit der Stadt über die
Instandhaltung der Mauer am Fluss, die zugleich Stadtmauer
ist.
- 1723 - Projekt des Ausbaus eines neuen Treibhauses für den
Anbau vom "welschen Obst" mit dem Grundriss 14,19 x 4,73 Meter und
der Höhe von 3,54 Meter wahrscheinlich bei der nördlichen Mauer.
Eine überwiegende Ziegelkonstruktion mit südlich orientierten
Fenstern, jedes mit der Größe von 1,774 x 0,887 Meter. Das Dach
wurde mit Schindeln gedeckt. Man spricht vom alten "kleinen"
Treibhaus, dessen Material teilweise verwendet wurde.
- 1740 - Ein Hochwasser riss die Gartenmauer in der Länge von 40
Meter nieder.
- 1745 - 1754 - Pläne und Kostenberechnungen des Baumeisters
Josef Johann Fortini zur Erneuerung der eingestürzten Mauer und den
Bau der Terrassenmauer in der Länge von ca. 155,5 Meter.
- 1764 - Errichtung eines Feigenhauses.
- 1777 - 1780 - Im Garten befinden sich ein Treibbeet, Treibhaus,
Feigenhaus, Orangerie, eine enge Baumschule und ein Viertel der
freien Gartenfläche. Der übrige Raum dient als
Deputatgärten.
- 1827 - Im Gartenbefinden sich:
ein Wohngebäude (das heutige Latrán Nr. 26 Nové Město(Neustadt))
ein Hof (53,95 m2)
ein Schuppen (35,96 m2)
ein Lusthaus (53,95 m2)
ein Gartenhaus, d.h. Orangerie (197,81 m2) - 1835 - Reparatur des Feigenhauses - "des alten Treibhauses" mit
dem Ausmaß von 302,12 m2.
- 1852 - Eine weitere Reparatur und Rekonstruktion des
Feigenhauses - "des alten Treibhauses".
- 1863 - Reparatur und Rekonstruktion des Feigenhauses - "des
alten Treibhauses".
- 1870 - Durch die Verordnung vom 26. 3. 1870 kam es zur
Aufhebung der Treibhäuser als nicht rentablen
Einrichtungen.
Bauhistorische Entwicklung:
Adam Franz von Schwarzenberg übernimmt die eggenbergische Krumauer
Herrschaft im Jahre 1719 und kurz danach beginnt er mit
Barockumbauten der Schlossresidenz. Der Neustädter Garten bleibt
aber im Schatten des neuen Schlossgartens, für den bereits im Jahre
1720 eine Absicht zur Barockverwandlung seiner Disposition
bearbeitet wird. Das Areal des Neustädter Gartens verliert den
Charakter eines Hofziergartens und wird zum Küchengarten. Das
Interesse der Obrigkeit am Anbau von Obst und Gemüsefür die
Herrenküche im Neustädter Garten dauert jedoch weiter - im Jahre
1723 wird hier ein neues Treibhaus gebaut. Die kunsthistorische
Entwicklung des Neustädter Gartens als einheitlichen komponierten
Gartenraums ist mit dem Beschluss der Obrigkeit aus dem Jahre 1726,
den Schlossangestellten Teile des - damals schon mehr oder weniger
unnützigen - Neustädter Gartens zur Vermietung zu überlassen,
abgeschlossen. Trotzdem erhält sich die Obrigkeit für ihren Bedarf
Grundsücke in der nördlichen, besser besonnten Hälfte des Gartens
mit den alten Gartenbauten der Orangerie, des Lusthauses u. ä. Der
Garten wird in dieser Zeit als der "untere Küchengarten"
bezeichnet. Die Produktionsgartenbauten werden instand gehalten und
oft repariert. In derselben Zeit werden Treibhäuser für die Zucht
von Ananas und "welschem Obst" im sog. oberen Küchengarten Auf dem
Mantel - über dem Schloss (die heutige Gärtnerei der
Schlossverwaltung) gebaut. Es entstehen so eigentlich zwei
herrschaftliche Produktionsgärtnereien, was vom Umfang des Bedarfs
an Gartenprodukten am Hof zeugt.
Die Gestalt des Neustädter Gartens im 18. Jahrhundert dokumentieren gut seine Pläne, die im Staatlichen Gebietsarchiv Třeboň, Zweigstelle Český Krumlov aufbewahrt werden. Der Plan des Gartens aus dem Jahre 1764 ist überhaupt die wertvollste erhaltene Kartenquelle, die von der Gestalt des Neustädter Gartens aussagt. Es wird "Geometrischer Plan des fürstlichen schwarzenbergischen unteren Hof- und Küchengartens in Krumlov, den "Neustädter Prospekt" (Ansicht des Herrenhauses) beinhaltend, in dem der Rentschreiber, Revident, Kutscher, 4 Musketiere, Bierbrauer und Wirt wohnen" genannt. Der Plan ist mit "Fecit Franciscus Plansker 1764" signiert. Zum Grundriss des Gartens ist eine kolorierte Zeichnung der westlichen Stirnseite des Herrenhauses ( Latrán Nr. 27). aufgeklebt. In der westlichen Umfassungsmauer des Gartens ist eine Grotte gezeichnet. Außer der oben erwähnten Grotte belegt der Plan die Existenz weiterer Gartenbauten. Vor dem heutigen Haus Latrán Nr. 22 ist ein Treibhaus (an seine südliche Wand angebaut) gezeichnet. Östlich vom Gärtnerhaus befanden sich Treibbeete und ain neues Treibhaus ("Neues Glashaus"). Hinter ihm ist an der Stelle des späteren Feigenhauses ein weiteres Treibhaus ("altes Glashaus") gezeichnet. Im Garten befanden sich zwei runde Brunnen.
In der Zeit der Entstehung des Plans wurde schon ein Teil des Gartens als Deputat den obrigkeitlichen Beamten zugeteilt, was kleine Gartenhäuser und die oben angeführten Eingänge beweisen, die in der Umfassungsmauer durchgeschlagen wurden. Trotzdem tragen die innere Gliederung der Fläche des Gartens und das Netz der Wege noch ersichtliche Spuren der kompositionellen Gliederung des manieristischen rosenbergischen Gartens. Die Hauptachse des Gartens geht etwa von der Mitte der Gartenstirnseite des Herrensitzes aus. An das Herrenhaus lag die quadratische Fläche des Gartens an, die mit dem Kreuz der Wege in vier mit Hecken eingesäumte Boskette geteilt wurde. Die Mitte der Kreuzung ist mit dem klassischen Motiv der Gartenarchitektur akzentuiert - mit einem erweiterten Raum auf dem Grundriss eines Kreises. Hinder den vier Bosketten brach die Gartenachse (die Bruchstelle war wieder mit einem kreisförmigen, mit Hecken eingesäumten Raum betont) und setzte in Richtung zur Grotte fort. Die Kreuzug der Hauptachse des Gartens mit der Querachse, die vom Gärtnerhaus aus ging, ist im Plan mit vier Bäumen betont. Die Durchfahrt vom Eingangstor neben dem Gärtnerhaus auf dem Niveau des Eingangs ins Haus setzte mit einer gewölbten Laube fort.
Eine etwas jüngere Karte (die Aufschrift führt als Datum der Billigung den 30. Dezember 1780) erfasst auf einem Kartenblatt zwei Pläne des Neustädter Gartens. Der obere Plan (mit "A" bezeichnet) zeigt die Situation der Parzellierung des Gartens in einzelne Deputatgärten. In einem einigermaßen anderen Verlauf gegenüber dem vorhergehenden Plan ist die ursprüngliche Hauptachse des Gartens, auf der zwei runde Brunnen liegen (?), gestrichelt gezeichnet. Die Achse endet an der Stelle der Kreuzung mit dem Weg zum Gärtnerhaus und setzt nicht mehr weiter zur Grotta fort - den östlichen Teil des Gartens benutzte der fürstliche Jäger, wie die Beschreibung anführt. Die Obrigkeit nutzte in dieser Zeit nur noch Grundstücke nördlich von der ursprünglichen Hauptachse des Gartens - mikroklimatisch günstigere Fächen vor der besonnten nördlichen Umfassungsmauer des Gartens mit Treibhäusern und Treibbeeten. Im herrschaftlichen Teil des Gartens befanden sich in der Reohenfolge vom Gärtnerhaus ein Treibbeet, Treibhaus, Feigenhaus, Orangerie (ein nicht überdachtes Grundstück, von allen Seiten mit Mauern abgegrenzt, wo im Sommer wärmeliebende Pflanzen ausgestellt - "gesommert" - wurden). Vor dem Herrenhaus war eine Baumschule für die Zucht der Setzlinge von Obstbäumen.
Der untere Plan (mit "B" bezeichnet) belegt die Vergrößerung der Fläche der Deputatgärten zum Nachteil des direkt von der Obrigkeit genutzten Teils. die späteren Bleistiftzeichnungen zeigen die Wechsel der Benutzer. Zum ersten Mal sind auch das Objekt des Lusthausses links vom Eingangstor (im Grundriss ist sein Walmdach angedeutet) und der Hof mit einem Schuppen gezeichnet. Die Trasse des Hauptweges entspricht dem Stand, der im Garten bis zum Jahre 1990 erhalten blieb. Auf der Lithografie von J. Langweil, M. Falta und A. Langweil aus dem Jahre 1819 sehen wir die lange Südfassade des alten Feigenhauses mit einem mächtigen Fabionsims (identisch wie bei der Orangerie im Küchengarten im Schloss). An das Feigenhaus knüpft ein Objekt mit zwei Fenstern und einem Dach mit einem verschlagenen Halbgiebel an, wahrscheinlich ein gemauertes Gartenhaus. Seine Identifizierung mit dem Gartenhaus im Minoritengarten scheint nicht wahrscheinlich zu sein.
Die Indikationsskizze zum Stabilkataster von Český Krumlov von Josef Langweil aus dem Jahre 1826 ist ein wertvoller Beweis über den Zustand des Gartens in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es ist nämlich möglich, ihn mit einem Inventar des Gartens (siehe oben) aus derselben Zeit zu vergleichen. Der mittlere Weg ist mit Zäunen auf beiden Seiten gezeichnet. Es ist zu vermuten, dass die Umzäunung bereits in dieser Zeit mit Reihen von steinernen Säulen mit Füllungen der Bohlen gebildet wurde. Das Verzeichnis der Liegenschaften aus dem Jahre 1827, von der Indikationsskizze aus dem Jahre 1826 abgeleitet, führt die einzelnen Objekte systematisch an, mit dem Gärtnerhaus anfangend, vom Westen nach Osten. Alle inventierten Bauten sind im Plan gezeichnet. An der nördlichen Umfassungsmauer ist gelb die hölzerne Konstruktion der Orangerie (im Inventar als "Gartenhaus" genannt, später als Feigenhaus bezeichnet) als ein längliches Gebäude auf dem Grundriss von etwa 25 x 7 Meter gezeichnet. In der Nähe der östlichen Wand der Orangerie ist ein vom Inventar nicht bekanntes Objekt gezeichnet, wahrscheinlich ebenfalls ein Gartenhaus. Weitere vier hölzerne Gartenhäuser, die offenbar den einzelnen Mietern der Gärten gehörten, sind als kleine gelbe Quadrate gezeichnet. Auf dem Plan ist das klassizistische gemauerte Gartenhaus, das sich heute bei der südlichen Umfassungsmauer des Gartens, ca. 30 Meter von der südlichen Ecke des Herrenhauses befindet, nicht gezeichnet. Die Fläche des Vorgartens (die Aufschrift bezeichnet al Benutzer Josef Rosenauer) ist nicht gegliedert, gezeichnet ist ein Gartenhaus, an der südlichen Ecke des Herrenhauses ist ein hölzernes Bau (Schuppen) auf dem Grundriss von ca. 15 x 10 Meter gezeichnet.
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bewog der Verlustbetrieb der Treibhäuser die Verwaltung des Großgrundbesitzes zur Aufhebung nicht nur eines Teils der Treibhäuser im oberen Küchengarten (2. Abteilung des Ananastreibhauses), sondern es wurden auch alle Treibhäuser im Neustädter Garten aufgehoben. Seit der Zeit werden alle Grundstücke vermietet, der Garten verliert den Charakter eines herrschaftlichen Gartens.
Die Fotografie eines unbekannten Autors aus den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts erfasst Český Krumlov vom Abhang des Kreuzbergs aus. Im Raum des Neustädter Gartens zeigt sie das Feigenhaus (Orangerie), das im Jahre 1863 rekonstruiert wurde.
Weitere Informationen:
Neustädter Garten unter der Regierung der Rosenberger
Neustädter Garten im 17. Jahrhundert
Neustädter Garten - Bauobjekte und Vegetation