Neustädter Garten im 17. Jahrhunderts
Chronologische Übersicht der Archivangaben über die Entwicklung des Gartens:
- 1601 - Der Neustädter Garten gemeinsam mit der ganzen Krumauer Herrschaft ging in den Besitz des Kaisers Rudolf II. über.
- 1602 - Maler Bartoloměj Beránek schmückte das Häuschen für Singvögel mit Malereien. Nach ihm zeichnete er einen Plan und schuf einen Entwurf eines ähnlichen Vogelhauese für den Kaiser Rudolf II. in Prag.
- 1603 - Der neue Gärtner Medard Vobr teilt der kaiserlichen Kammer mit, dass der Garten sehr verödet ist.
- 1607 - Gitter der Vogelkäfige strich der Maler Abrahám Pejchal, Bruder von Bartoloměj Beránek-Jelínek
- 1613 - Der Garten ist "auf dem größten Teil mit verschiedenen Blumen, Rosen, Wein... (bepflanzt). Obstbäume spärlich."
- 1614 - Inventar des Gartens:
Haus des Gärtners
"Lusthaus mit Gartenzeug" ("große erdene glasierte Töpfe für Gewürze 26") siehe Häuschen am Eingangstor gegenüber dem Haus des Hofgärtners ( Latránč. p. 26 Nové Město)
Orangerie (2 Öfen, 28 Glasscheiben in den Fenstern, 12 hölzerne doppelte Fensterläden mit Bändern
"große Türen mit Haken und Bänden.. wo man in den Garten fährt ... "
"Vogelhaus" ( 3 Türen, 3 Fenster mit messingenen Gittern, 1 Ofen, 5 Glasscheiben in den Fenstern)
steinerner Brunnen - 1622 - Die Krumauer Herrschaft geht auf Johann Ulrich von Eggenberg über.
- 1623 - so bezeichnet - Lusthaus, ein weiteres Lusthaus (ehem. Vogelhaus), zum letzten Mal der Brunnen erwähnt
- 1654 - Der Gärtner Matyáš Ländl stellte ein Verzeichnis der im Garten gezogenen Pflanzen. Außer den bereits im 16. Jahrhundert gewöhnlich gezogenen Blumen führt das Verzeichnis Muskaten, Waldreben, Krokusse, Tulpen, Narzisse an. Von den Nutzpflanzen sind ausdrücklich Weinrebe und Mais angeführt. Im Treibhaus wurden Eibisch, Myrrhenbaum, Passionsblume, Aloe und Opuntie aufbewahrt.
- 1668 - In diesem und im darauffolgenden Jahr ließ Fürstin Maria
Ernestina von Schwarzenberg eine Grotte (Kunsthöhle) aus Ziegeln an
der westlichen Umfassungsmauer des Gartens bauen. Die alte Mauer,
die hier stand, wurde entfernt.
Bauhistorische Entwicklung:
Die Zeit, als der Neustädter Garten gemeinsam mit der Krumauer
Herrschaft der kaiserlichen Kammer gehörte (bis zum Jahre 1622),
brachte von der Seite der kunsthistorischen Entwicklung nicht viel
Neues. Das Konzept des Gartens, unter Peter Wok von Rosenber
beendet, wurde respektiert. Archivalisch belegte Umgestaltungen,
die im Garten durchgeführt wurden, bestanden eher in der
Instandhaltung und in Reparaturen der bestehenden Ausstattung des
Gartens. Von den Berichten ergibt sich eine Abnahme der
Sachwerständigkeit des Niveaus der Gartenarbeiten.
In der Zeit nach der Übernahme der Krumauer Herrschaft von de kaiserlichen Kammer wurde in diesem Garten wahrscheinlich keine gebührende Pflege gesichert. Der Reichtum des Inventars vom 25. August 1602 kontrastiert mit der Mitteilung des neuen Gärtners M. Vobr, dass der Garten verödet ist. Es scheint, dass er im Winter 1602 / 1603 eine sachverständige Leitung entbehrte. In den nächsten Jahren verbesserte sich die Situation teilweise, ebenfalls die Gartenbauten werden instand gehalten. Die Inventare führen im Garten Bauten an, die noch unter den Rosenbergern entstanden ("Lusthaus mit Gartenzeug", Orangerie, Tor = Eingangstor, "Vogelhaus", steinerner Brunnen). Der oben zitierte Bericht aus dem Jahre 1613 setzt die Begründung des Anbaus einiger Holzgewächse in Zweifel (die Weinrebe wird nicht reif, Granatmarillenbäume zeugen nicht u.ä.). Der Garten diente in dieser Zeit vor allem zum Anbau von Gemüse für die Schlossküche. Die neuen Besitzer, Fürsten von Eggenberg, nutzten den Neustädter Garten als ihren Hofgarten. Kleine Gartenbauten noch aus der rosenbergischen Phase des Gartens dienten nach und nach aus. Das Vogelhaus und der steinerne Brunnen gingen unter. Die Zucht der Garten- sowie Treibhauspflanzen erfährt wieder eine Blüte. Von der Zeit der Regierung der ersten zwei Generationen der Fürsten von Eggenberg ( Johann Ulrichs 1622 bis 1634 und Johann Antons 1634 bis 1649) gibt es keine Berichte über wesentliche Umgestaltungen des Neustädter Gartens. Eine Änderung nicht nur für diesen Garten, sondern auch für die Krumauer Schlossresidenz (deren Bestandteil er war) kam mit dem Anfang der Regierung des Fürsten Johann Christian von Eggenberg (1641 - 1710) im Jahre 1664. Nicht weit vom Garten wurde in demselben Jahr der alte rosenbergische Speicher ( Latrán Nr. 33) von den Baumeistern P. Spinetta und C. Casale in einen Ballhaus umgebaut - als Ausdruck "der wiedergeborenen antiken Sehnsucht nach Schönheit und Tüchtigkeit des Körpers". Im Jahre 1666 heiratete der Fürst Maria Ernestina zu Schwarzenberg (1649 - 1719). Obwohl sie in den ersten Jahren überwiegend in Wien lebten, ließ die Fürstin im Jahre 1668 im Garten eine Kunsthöhle - Grotte bauen.
Die älteste bekannte Abbildung des Raums des Neustädter Gartens ist die Vedute von Český Krumlov, die mit kombinierter Technik (Holz, Papier, Stroh, als Collage geklebt) irgendwann zwischen den Jahren 1665 - 1670 geschaffen wurde. Der in dieser Zeit noch manieristische Garten ist auf der Vedute als ein mit Umfassungsmauern zwischen der ehemaligen Residenz - dem Herrenhaus Annas von Roggendorf ( Latrán Nr. 27) im Osten und dem Haus des Hofgärtners ( Latrán Nr. 26 Nové Město (Neustadt)) im Westen abgegrenzter Raum dargestellt. Etwa auf der Hauptachse des Gartens näher zum Herrenhaus ist ein Bau mit einem kuppelförmigen Dach gezeichnet - wahrscheinlich ein durch den Umbau des ehemaligen Vogelhauses entstandenes Lusthaus. Weitere in dieser Zeit archivalisch belegte Bauten (Orangerie, Grotte, Lusthaus) und ebenfalls irgendwelche Darstellung der Bestände von Bäumen auf der Vedute fehlen. Es scheint, dass die Fläche des Gartens in regelmäßige Beete gegliedert ist. Die Mauer des Küstengartens (des sog. Anniwarterischen Gartens) ist beschädigt - die Vedute belegt ihre provisorische Reparatur mit einer Palisade aus Pfahlen.
Am Anfang der 70er Jahre beginnt sich das fürstliche Ehepaar immer mehr im Schloss in Český Krumlov aufzuhalten, das seit 1673 umgebaut wird. Ein Bruch in der Entwicklung des Neustädter Gartens kam mit der Absicht der fürstlichen Eheleute Johann Christian von Eggenberg und Maria Ernestina von Schwarzenberg den heutigen Schlossgarten auf der Anhöhe wstlich von der Schlossresidenz zu gründen. Dieser "neue Hofgarten" (wie er anfangs genannt wurde) entstand zwischen den Jahren 1678 bis 1683. Gewisse Zeit wurden beider Gärten als Hofgärten (im Sinne der Ziergärten) gleichzeitig genutzt. Damit, wie der neue Hofgarten über dem Schloss fertig gebaut wurde, hört sein Vorgänger auf genutzt zu werden. Der Neustädter Garten beginnt den Charakter des "höfischen" Ziergartens zu verlieren. Er wird schon für immer zum Nutzgarten. Nichtsdestoweniger auch in dieser Zeit verläuft im Garten eine intensive Anbautätigkeit einschließlich des Betreibens einiger Treibhäuser und Treibbeete.
Weitere Informationen:
Neustädter Garten unter der Regierung der Rosenberger
Neustädter Garten im 18. und 19. Jahrhundert
Neustädter Garten - Bauobjekt und Vegetation