Brunnen und Tränken in der Stadt Český Krumlov
Der Bedarf an sauberem Wasser führte die Einwohner von Český Krumlov bereits seit dem 15. Jahrhundert zum Bau eines Systems von Wasserleitungen, die die Stadt versorgen sollten. Damit hing auch die Errichtung von Reservoirs und Behältern zusammen, durch die das Wasser floß. Untergebracht wurden sie auf freiem Gelände, auf Plätzen, in Höfen sowie auch in den Winkeln der Gassen. Diese Trinkwasserbehälter hatten die Form von Becken oder Brunnen und wurden auf leicht zugänglichen Stellen gebaut, damit eine genügende Wasserversorgung bei den damals oft vorkommenden Bränden gesichert war. Brunnen und Behälter spielten auch eine wichtige Rolle als Kommunikationszentren, denn die Menschen, die sich beim Wasserholen trafen, nutzten gern diese Möglichkeit zum Austausch von Informationen über ihre Familien, über die Nachbarn oder die Ereignisse in der Stadt. "Am Brunnen auf dem Stadtplatz trafen sich morgens und gegen Abend Mädchen, die Wasser holen sollten. Dort gab es einen Richterstuhl. Dort wurden alle Haushalte, jede mögliche Frau durchgesprochen, Familiengeheimnisse wurden dort auf den Pranger gestellt und dazwischen wurde über Liebhaber, über neue Kleider, über Soldaten und Spaziergängen gesprochen", würde ein Klassiker in der Mitte des 19. Jahrhunderts schreiben. Das Wasser gelangte über gebohrte Holzröhren in die Brunnen, bei deren Herstellung man am häufigsten Kieferstämme mit einem Durchmesser von etwa 30 cm und einer Länge von 5 m verwendete. Zum Bohren der Löcher diente ein spezieller Bohrer. Später wurde die hölzerne Rohrleitung mit beschränkter Lebenserwartung durch gußeiserne oder keramische Röhren ersetzt.
(mj)
Obwohl diese Wasserleitungen nicht mehr in Betrieb sind, blieb bis in die heutigen Tage eine ganze Reihe von Brunnen erhalten.
Städtische Brunnen
Brauerei Eggenberg (
Latrán Nr. 27):
Im Hof der Brauerei steht ein steinerner, sechsseitiger, 140 cm
hoher Brunnen auf einem 180 cm hohen Sockel. Der ganze Bau ist also
320 cm hoch. Der Umfang des Sockels beträgt 17,5 m. Auf dem Sockel
befindet sich um den Brunnen herum ein 50 cm breiter Umgang, der
wahrscheinlich die Säuberung des sonst unzugänglichen Behälters
ermöglichte. An dessen Fuß steht ein kleiner Trog aus Stein, in den
das Wasser aus dem Brunnen aufgrund des Eigengefälles hineinfloß.
Die Mündung wurde mit einem Hahn aus Bronze versehen, der zum
Verschließen diente. Der Brunnen wurde nicht wie die anderen aus
der Wasserleitung gespeist, sondern das Wasser schöpfte er aus
einer eigenen, unter dem Brunnen befindlichen Quelle. Er diente
also als Reservoir, aus dem das Wasser je nach Bedarf geschöpft
wurde. In die Brunnenwand ist das Wappen des Krumauer Herzogtums
mit dem Jahr 1666 gemeißelt, das man als Entstehungsjahr des
Brunnens annehmen kann.
Klášterní-Gasse (Klostergasse):
Ein steinerner Behälter 60 cm hoch, 140 cm breit und 260 cm lang.
Die hintere Front ist etwas abgeschrägt. In der rechten hinteren
Ecke ist eine quadratische Öffnung von 10/10 cm 20 cm oberhalb des
Bodens sichtbar, die später zugemauert wurde. Ursprünglich diente
sie wahrscheinlich als Zufluß. An derselben Seite ist in der
Einfassung eine seichte Rinne gemeißelt, die als Überlauf diente.
Der Zufluß und auch der Überlauf wurden später durch eine
Stahlrohrleitung ersetzt.
In Nové město (Neustadt):
Der steinerne Behälter ohne Zufluß im Hof im Zubau des Gebäudes
Radniční Nr. 26, ist 120 cm lang und 80 cm breit. Die Höhe
beträgt auch mit der Untermauerung 175 cm.
Latrán Nr. 13:
Der steinerne 65 cm breite und 200 cm lange Behälter steht direkt
an der Einfahrt in den Hof an der Hausmauer. Zu dem steinernen
Behälter wurde wahrscheinlich nachträglich die hintere Platte mit
einem halbovalen kleinen Behälter gefertigt, in den der Zufluß
mündet.
Parkán:
An der Gartenmauer unterhalb des Theaters gegenüber dem Haus Parkán
Nr. 116 steht ein steinerner Behälter mit der Länge von 65 cm und
der Breite von 200 cm. Die Höhe beträgt 60 cm. Der Zufluß wurde
durch eine in der Mauer oberhalb des Behälters befindliche Röhre
gesichert.
Kaplická-Gasse:
Der steinerne Behälter befindet sich neben dem Haus Kaplická Nr.
167. Er besteht aus vier steinernen Quadern, zwischen denen
Steinplatten angebracht sind. Er ist 180 cm breit und 230 cm lang.
Vor dem Brunnen liegen zwei Betonstufen. Der Brunnen dient heute
als Zierbeet.
Rooseweltova-Gasse:
Ein steinerner
Behälter in der durch den Verlauf der Straße entstandenen Ecke am
Haus Nr. 46. Der Behälter ist 160 cm breit und 290 cm lang. Die
Höhe beträgt 80 cm. Am Boden wurden kleinere Steine verlegt.
Verziert ist er mit einer profilierten Einsäumung und einem kleinen
gemeißelten Sockel. Um den Brunnen herum führt ein aus Steinplatten
bestehender Weg.
Plešivec-Platz:
Ein steinerner Brunnen im südlichen Winkel des kleinen Platzes am
Haus Nr. 97. Er ist 220 cm breit und 350 cm lang. Die Höhe beträgt
100 cm. Verziert ist er mit einer profilierten Einsäumung und am
Fuß der Wand ist er durch einen kleinen Sockel verbreitet. Den
Zugang ermöglichen zwei Steinstufen an der Front des Brunnens.
Einige Meter weiter liegt eine kleine Steinrille, wahrscheinlich
nachträglich installiert, denn in der Umgebung gibt es weder eine
geeignete Wasserquelle noch einen Abfluß. Vielleicht stand sie
ursprünglich am Brunnen und diente als Tränke für Tiere. Ihre
Breite beträgt 65 cm, die Länge 160 cm und die Höhe 50 cm.
Kostelní-Gasse (Kirchengasse):
Ein steinerner Brunnen in der Ecke zwischen der Treppe zur Kirche
St. Veit und der Stützmauer. Ein Brunnen mit ovalem Behälter auf
einem Sockel, der an eine Säule angebaut ist. In der Säule befand
sich 65 cm oberhalb des Behälters die Mündung des Wasserzuflusses.
Die unteren zwei Drittel sind aus Granit gemeißelt. Der Oberteil
des Kapitels ist aus einem anderen Material, wahrscheinlich erst
nachträglich aufgestellt mit der Gesamthöhe von 3 m.
Masná-Gasse (Fleischergasse):
Ein steinerner Brunnen ovaler Form mit einer Breite von 75 cm und
einer Länge von 370 cm. Die Höhe beträgt 85 cm. Er ist aus einem
einzigen Stück Stein verfertigt. Der obere Rand ist mit einer
gemeißelten Einfassung verziert. An der Wand oberhalb des Brunnens
ist in dem Verputz ein Waschbrett mit der Jahreszahl 1868
dargestellt. Das Motiv des Waschbretts oberhalb des Brunnens
erinnert wahrscheinlich an die Funktion, es handelte sich also um
einen zum Waschen bestimmten Brunnen. Zum Brunnen führt eine
steinerne Stufe.
Široká-Gasse (Breite Gasse):
Ein steinerner Brunnen vor dem Haus Široká Nr. 51. Er ist 245 cm
breit, 340 cm lang und 100 cm hoch. Der Zugang führt über zwei
Steinstufen.
Náměstí Svornosti (Platz der Einigkeit)
Der steinerne sechsseitige
Brunnen auf dem Stadtplatz in Český Krumlov mit einer
Pestsäule. Der äußere Grundumfang beträgt über 30 m. Der Brunnen
umgibt größtenteils die Pestsäule, nur von der Rathausseite her
gibt es eine Treppe, die den Zugang zur Säule ermöglicht. Der
Umgang zur Treppe ist von einem steinernen Geländer gesäumt. Die
Säulen des Geländers sind mit Löwenköpfen verziert, in denen die
Zuflußröhren münden. Der Brunnen ist 195 cm tief und 90 cm hoch. Um
den äußeren Umgang herum liegen eine oder zwei Stufen, die an die
zur Pestsäule führende Treppe anschließen.
Kleiner Löwe:
Es handelt sich um einen Wasserspeier im
Hirschgarten in der Stadt Český Krumlov. Ein steinerner Kopf,
wahrscheinlich ein Löwenkopf, ist an einer neuzeitlichen Wand
angebracht. Aus dem Maul des Tieres fließt Wasser, das weiter in
eine sich darunter befindende Rille fließt. Bei den Einheimischen
war diese Quelle sehr beliebt und wurde reichlich genutzt.
(ds)