Historische Entwicklung der Krumauer Gärten und Parks unter der Regierung der ersten zwei Generationen der Fürsten zu Schwarzenberg in den Jahren 1719 - 1782 (Barock und Rokoko)
Nach der Ankunft des Geschlechtes der Schwarzenberger nach Český Krumlov im Jahre 1719 verliert der Neustädter Garten, genannt auch Küchengarten, schnell an Bedeutung. Dazu trug nicht nur die Abgelegenheit des Gartens vom Schloss, sondern auch die Nähe der fürstlichen Brauerei. Bereits seit dem Jahre 1726 wurden auch einige Teile des Gartens den Hofbeamten als Deputatgärten zugeteilt. Trotzdem wurde die Einrichtung des Gartens gepflegt, das alte Feigenhaus und eine Gartenlaube wurden repariert, und noch dazu wurde ein neues Treibhaus zum Anbau subtropischer Pflanzen gebaut.
Das nördliche Vorfeld des Schlosses (der Flurname Hirschgarten ist bereits im 18. Jahrhundert belegt) wurde als Freigehege für die Zucht von Hochwild genutzt. Die ganze Fläche des Hirschgartens wurde mit einer Mauer umgeben. Der östliche Teil des Gartens war überwiegend vom Wiesencharakter, der nur durch einige Gruppen von Uferbeständen entlang des Chvalšinský-Bachs gestört wurde. Selbstständig wurde die Fläche des ehemaligen Renaissancegartens auf der Insel mit einer Mauer umgeben. Die grasige innere Fläche des Gartens war wahrscheinlich mit Obstbäumen bepflanzt.
Unter der Regierung des Fürsten Adam Franz zu Schwarzenberg (1719 - 1732) ändern vor allem die Herrengarten im Geiste des Barock. Die barocke Entwicklungsphase des Schlossgartens repräsentiert die Herrichtung des unteren Parterres so, wie es uns vom Plan aus dem Jahre 1750 bekannt ist. Die Komposition des Gartens deutet an, dass ihre Schöpfer mit frühbarocken Gärten in Deutschland bekannt gemacht waren. Vor allem das untere Parterre mit seiner Gliederung knüpft offenbar an Vorbilder in Deutschland an. Das gleiche Kompositionsschema (ein mit senkrechten Achsen und Diagonalen gegliedertes Quadrat) enthielten zum Beispiel der Hofgarten an der Residenz der bayrischen Herzöge Wittelsbacher in München, der Garten an der Residenz der Württenberger Herzöge im Schloss Ludwigsburg, der Garten in Herrenhausen. Von den zeitgenössischen Gartendispositionen in den böhmischen Ländern ist der Blumengarten des Olomoucer Erzbischofs in Kroměříž.
Ein fortgeschrittenes Barockelement der Komposition des Gartens sind weiter die Nutzung von hohen Hagebuchenspalieren entlang der Seitenwege zur Erhöhung der Axialität der Gartendisposition, weiter Broderienparterre und Betonung der Bindung der Querachsen des Gartens an die freie Landschaft mittels Aussichtsfenstern, die in der Umfassungsmauer des Gartens plaziert waren.
Im Barockgeist gestalten ihre Gärten auch die Krumauer Prälaten. Die Vedute von Český Krumlov auf dem Antependium vom Kreuzberg aus der Zeit um das Jahr 1740 zeigt an der südlichen Stirnseite der Prälatur (Horní Nr. 155) einen monumentalen barocken Balkon, der auf der Gartenterrasse gebaut wurde. Vier profilierte Säulen, zwischen denen eine Ballustrade war, trugen ein Dach in Form eines Baldachins. Vom Balkon aus öffnete sich eine Aussicht auf den Jesuitengarten auf dem anderen Ufer der Vltava und auf die Silhouette der Wallfahrtskapelle der Schmerzensreichen Jungfrau Maria auf dem Kreuzberg (Kapelle auf dem Berg Křížová hora (Kreuzberg) in der Stadt Český Krumlov)
Außerdem bot der Balkon auch eine Ansicht des zweiten Prälatengartens in Horní Brána (Obertor), der der Krumauer Pfarrei bereits seit dem Jahre 1406 gehörte. Gerade in diesem Garten wurde im Jahre 1740 das barocke Gartenhaus gebaut, das neben der Anhöhe des Kreuzbergs den zweiten Zielpunkt der Blicke von der Präratur aus bildete. Während der Österreichischen Erbfolgekriege im Jahre 1741 wurden einige Krumauer Gärten beträchtlich beschädigt. Französische Soldaten rissen zum Beispiel "den langen Gang" (Verbindungsgang) über der Mantelbrücke nieder. Es kann auch eine Beschädigung des Hofgartens vorausgesetzt werden.
Die Regierung des Fürsten Josef Adam zu Schwarzenberg (1741 - 1782) bedeutet seit den Zeiten der letzten Rosenberger eine weitere Blütezeit des Krumauer Schlosses. Der ganze Komplex von Schlossgebäuden und Gärten machte einen Wandel im Stil des Wiener Rokokos durch. Der junge Fürst eröffnete seine Wirkung in Český Krumlov mit dem Bau der Schlosswinterreitschule in den Jahren 1744 - 1746. In derselben Zeit verliefen Umgestaltungen des Interieur des Lustschlösschens Bellarie, Reparaturen des Schlossteichs. Nach dem Jahre 1750 verwandelt sich der Krumauer Schlossgarten im Stil des Wiener Rokokos. Dieser Zeitraum ist vor allem mit den Namen des Architekten Andreas Altomont und Bildhauers Johann Anton Zinner . verbunden. Der Krumauer Schlossgarten erreichte unter der Regierung des Fürsten Josef Adam zu Schwarzenberg in seiner Barockphase den Gipfel im Rahmen seiner ganzen historischen Entwicklung.
In dieser Zeit wurden auch beide herrschaftlichen Küchengärten (der heutige Neustädter Garten und die Vorratsgärtnerei der Schlossverwaltung) intensiv genutzt und aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammt eine Reihe von Berichten über den Bau der Treibbeete, Treibhäuser und Orangerien. Ein reiches Sortiment der angebauten exotischen Pflanzen belegen zeitgenössische Inventare. Ebenfalls die Krumauer Minoriten statten ihren Garten mit Gartenbauten aus. Kurz nach den Umgestaltungen des Lustschlösschens Bellaria im Schlossgarten wurde im Jahre 1758 in den Gärten des Minoritenklosters ein Rokokogartenpavillon im Minoritengarten gebaut. Am Bau nahm wahrscheinlich der fürstliche Baumeister Josef Fortini als Autor teil.
In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts beginnen die im Prinzip noch mittelalterliche Gestalt der Parzellierung der Randteile der Stadt schwarzenbergische wirtschaftliche Aktivitäten markant zu modifizieren. In der Neustadt entsteht so ein Keim der späteren Industriezone in diesem Stadtteil. Im Jahre 1769 wurde der Bau der sog. unteren fürstlichen Rechen gegenüber der Neustädter Bastei fertig gebaut. Dem Bau des Lagers für geflößtes Holz in der Nachbarschaft fiel ein Teil der Bürgergärten auf dem linken Ufer der Vltava, zwei Eiskeller und wahrscheinlich auch ein Teil des Obstgartens (Gärten des ehemaligen Klarissinnenklosters) vor dem städtischen Fortifikationsgraben zum Opfer.
Im Jahre 1773 wurde der Jesuitenorden aufgehoben, das Kolleg (Horní Nr. 154) wurde in eine Kaserne verwanndelt, die Holzbrücke über die Vltava wurde entfernt. Im Jahre 1779 kaufte das Ganze gebiet des Gartens samt der Sommerresidenz (Hotel Bohemia Gold - - Plešivec Nr. 55 ) der reiche Bürger Johann Pinsker. Der Jesuitengarten wurde zum Nutzgarten und das bislang ungeteilte Areal wurde nach und nach verkauft. Am Rande der ehemaligen Jesuitengrundstücke entstand im Jahre 1782 das städtische Spital der hl. Elisabeth, das neben dem bereits älteren Armenhaus (im Jahre 1638 erwähnt) situiert war, der eine Ansichtsbeendigung der heutigen Linecká-Gasse bildete.
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