Historische Entwicklung der Krumauer Gärten und Park in den Jahren 1782 - 1850 (Klassizismus und Romantismus)

Die Aufhebung des Jesuitenordens und auch der Krumauer Minoriten- und Klarissinnenklöster vom Kaiser Josef II. im Jahre 1782 brachte weitere weitgehende Veränderungen einerseits im Bodenbesitz auf dem Gebiet der Stadt und andererseits den Rückgang der Instandhaltung des jetzt schon ehemaligen Gartens des Minoritenklosters und des ehemaligen Gartens des Klarissinnenklosters. Diese verloren (gleich wie die Bauobjekte der Klöster) ihre ursprüngliche Funktion und wandelten allmählich zu Nutzgärten und wurden an Krumauer Bürger vermietet. Den Landschaftscharakter des Tales von Český Krumlov prägten Manufakturen, die sämtlich entlang des Vltavalaufes konzentriert waren. Zu den bürgerlichen Herstellungsobjekten gehörten im 18. Jahrhunderts eine Färberei und Walke am Kájover Tor. In den Jahren 1791 - 98 wurde die alte Walke rekonstruiert und sie diente der Krumauer Tuchmacherzunft. Unweite Gartentterrassen unter der Kirche St. Veit wurden zum Trocknen der gefärbten Stoffe genutzt. Weiter befanden sich in der Stadt die Herren- und Bürgerbrauerei, eine kleine Papierfabrik und drei Mühlen.

Gesamtansicht der Stadt Český Krumlov, Ferdinand Runk, Anfang des 19. Jahrhunderts

An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert bekam die bisher zerstreute Bebauung in der heutigen Linecká-Gasse die Gestalt einer zusammenhängenden Straße. Das große Ausmaß der Gärten, Obstgärten und auch Felder auf der Fläche der III. Krümmung der Vltava blieb aber erhalten. Am Ende der Linecká-Gasse am Ufer der Vltava befand sich seit dem 17. Jahrhundert an der Stelle des ehemaligen Nigrín-Hofes die Schießstätte des städtischen Scharfschützenvereines. Den engen Streifen der Fläche der Schießstätte grenzten im Norden Terrassen mit Gärten und Wiesen beim barocken Gartenhaus ab (später Atelier des Malers Egon Schiele). Das Häuschen mit Terrassen und die sich darüber befindenden Gärten, Obstgärten und kleinere Feldflächen gehörten zum Haus Nr. 271 auf dem heutigen Plešivecer Platz. Für die Erkenntnis der Gestalt des Hofgartens (des heutigen Schlossgartens), Areals des Kvítkův dvůr (damals "Favoritenhof" genannt) aber auch der Bebauung und des Gärtenkomplexes in der Talaue des Chvalšinský-Bachs am Ende des 18. Jahrhunderts ist eine wertvolle geometrische Aufnahme des Umfangs des zum Krumauer Schloss gehörenden Dominikalbodens des Ingenieurs Jan Nepomuk Šimoušek aus dem Jahre 1792. Vom Budějovická brána (Budweiser Tor) breitete sich zwischen der neuen fürstlichen Straße (aus dem Jahre 1763) und dem nördlicher trassierten älteren weg hinter dem schwarzenbergischen Wirtschaftshof ein Streifen von Gärten, die den obrigkeitlichen Angestellten vermietet wurden. Auf der Fläche des heutigen Hirschgartens beweist der Plan die Existenz eines ausgedehnten Herstellungsobjektes der Salpeterei und auch der Samenaushülserei. In der Umgebung des fürstlichen Forstamtes (das heutige Haus Nr. 139) war ein ausgedehnter Obstgarten und Gemüsegarten. Weiter in Richtung Dobrkovice befanden sich Wiesen und fürstliche Fischbehälter.

Am Ende des 18. Jahrhunderts beginnt sich auch in der Gestalt der Krumauer Gärten eine Abweichung von der barocken Auffassung der Gestaltung des Gartenraums zu äußern. In den erhaltenen Plänen der Gärten und der städtischen Landschaft finden wir Motive des Klassizismus und Romantismus. Der ober angeführte Plan aus dem Jahre 1792 belegt, dass die Rokokobroderie auf dem sog. unteren Parterre v Schlossgarten aufgehoben wurde. An ihrer Stelle wurde eine einfache klassizistische Gestaltung gegründet - auf der grasigen Grundfläche wurden Beete mit einem runden Grundriss symmetrisch plaziert. Nach den zeitgenössischen Analogien waren sie offenbar mit ornamentalen Fassung eingerahmt und mit einem bunten Blumengemisch bepflanzt. Übrige Teile des Gartens erhielten noch ihre Barock-, bzw. Rokokoform.

Die Vedute von Český Krumlov vom Südosten von Ferdinand Runk aus der Zeit um das Jahr 1800 beschreibt ausführlich die städtische Landschaft. Trotz gewisser Idealisierung der Szenerie belegt genügen treu den Umfang und die Gestalt der städtischen Gärten, engen Kontakt der freien landwirtschaftlichen Landschaft mit der historischen Bebauung. Auf dem Plan sind zum ersten Mal Baumreihen der welschen Pappeln (Populus nigra ´Italica´) zwischen dem Schloss und dem Haupttor in den Schlossgarten belegt. Die in dieser Zeit modische Pflanzungen von säulenförmigen Pappeln sind ein weiterer Ausdruck der zeitgenössischen klassizistischen Ansicht der Garten- und Landschaftsgestaltung.

Der geometrische Plan des Schlossgartens von Ingenieur Josef Falta aus dem Jahre 1816 zeigt weitere Boskette, auf denen die vorherige regelmäßige Gestaltung aufgehoben wurde. Auf der Fläche des ehemaligen Parterres vor Bellarie stellt er eine Grasfläche mit zwei Blumenbeeten in der Gestalt der schwarzenbergischen Fürstenwappen dar. Am interessantesten ist aber der Zustand, in dem sich das Boskett gegenüber dem heutigen sog. trockenen Teich befindet. Auf der Fläche eines Quadrats mit dem Ausmaß von 60 x 60 Meter wurde hier eine Miniaturgartengestaltung im Stil des sog. englischen Parks mit unregelmäßig führenden Wegen, Gruppen von Sträuchern und Bäumen gegründet. Das alles im Rahmen des barocken Kompositionssystems und in der Nachbarschaft der in dieser Zeit noch existierenden Labyrinthe und Laubengänge.

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Die Indikationsskizze vom Stabilkataster von Český Krumlov von Josef Langweil aus dem Jahre 1826 ist die erste moderne Kartenquelle, die Informationen über Flächen der Gärten und ihren Typ für das ganze Gebiet der Stadt Český Krumlov gibt. Sie erfasst die Struktur der städtischen Landschaft etwa ein halbes Jahrhundert nach umfangreichen Veränderungen im Bodenbesitz infolge der Aufhebung des Jesuiten- und der Mönchsorden. Allmählich erweitert sich die städtische Bebauung. Am Stadtrand entstehen neue Vorstadtanwesen. Ein Beispiel der sog. Villegiatur, einer vorstädtischen Villa mit einem Zier- und Nutzgarten, ist die Villa Špičák Nr. 114 (im Jahre 1826 wird als Besitzer Ernest Mayer angeführt), die nördlich von der älteren Bebauung in der Chvalšinská-Straße liegt.

.. Gärten in der Umgebung des Schlosses auf einem Ausschnitt aus der Indikationsskizze des Stabilkatasters aus dem Jahre 1826, Stadtamt, Autor: J. Langweil

Auf dem Gebiet des Hirschgartens, an der Stelle der ausgedehnten Salpeterei, die vom Plan aus dem Jahre 1792 bekannt ist (siehe oben), zeigt die Indikationsskizze die Lehrgärten der Schwarzenbersgischen Wirtschaftsanstalt mit einem Betriebsobjekt und einem botanischen Garten. Der botanische Garten breitete sich (etwa auf der Fläche des längst untergegangenen "Gartens auf der Insel") auf dem Grundriss eines Rechtecks mit dem Ausmaß von 75 x 60 Meter aus und wurde unter dem Einfluss des modischen naturlandschaftlichen Stils gestaltet. Der naturlandschaftliche (romantische) Stil der Gartengestaltung des botanischen Gartens erinnert auffällig an die Lösung eines der Boskette im hinteren Teil des Schlossgartens, die mit dem Plan des Gartens aus dem Jahre 1816 belegt ist (siehe oben). Auf dem Gebiet des Hirschgartens befanden sich immer die Herstellungsobjekte (die sog. neue Salpeterei und Samenaushülserei). Für den Ziergarten der Anstalt führt sie die Bezeichnung "Botanischer Garten" an. Sie erfasst zwar nicht seine Grundrissgliederung, aber die Zeichnung von verschiedenen Bäumen und Sträuchern deutet an, dass der Garten mit Laub- und Nadelbäumen und Sträuchern frei bepflanzt wurde. Weitere Gärten, die der Anstalt gehörten, sind vom Raster als Nutzgärten charakterisiert und es ist ihre geometrische Parzellierung angedeutet.

Entlang der fürstlichen Straße bis zum Brückenkopf des Budweiser Tores und ebenfalls am Weg zum Schloss und zum Schlossgarten wurden Baumreihen von säulenförmigen Pappeln ausgesetzt. In der Vorstadt Horní Brána führt die Indikationsskizze den Garten bei der Neuen Gaststätte (das heutige Horní Nr. 2 Stadttheater) und den Prälatengarten mit einem Gartenhaus an. Die Indikationsskizze stellt ebenfalls außerordentlich plastisch den Charakter der vorstädtischen Bebauung auf dem Gebiet der III. Krümmung der Vltava und auch die zerstreute Häuslerbebauung des unteren Plešivec mit Herstellungsobjekten der Papierfabrik und der Ziegelbrennerei dar.

Ein Beispiel des Versuchs der Gestaltung der Landschaft in der Umgebung des Schlossgartens als einer sentimental romantischen Landschaft war der Bau des Tempels auf dem Hügel Ptačí hrádek (Vogeltempel) anlässlich des Sieges Karls zu Schwarzenberg über Napoleon im Jahre 1813 in der Schlacht bei Leipzig. Im bisher nicht genutzten felsigen Abhang oberhalb der Rybářská-Gasse (Fischergasse) wurde ein romantischer Aussichtsweg gegründet, der das Schloss mit einer Aussicht (Fortifikation Paraplíčko) im Mantelgarten (Vorratsgärtnerei) verband.

Seitens der Obrigkeit verstummte das Interesse aus wirtschaftlichen Gründen die Herstellungsgärtnerei zu unterstützen nicht. Die älteren herrschaftlichen Gärtnereien im Neustädter Garten und im Mantelgarten (die heutige Vorratsgärtnerei der Schlossverwaltung) wurden für den Anbau von Obst, Gemüse und Blumen genutzt. In den 40er Jahren des 19. Jahrhundert wurden zum Beispiel neue Treibhäuser für den Ananasanbau gebaut. Die für die Obrigkeit unnützigen Flächen wurden vermietet.

Die Gestalt der städtischen Landschaft ist auf einer Reihe von Veduten aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts belegt, die die Schlossresidenz und die Stadt selbst in der Umarmung der freien landwirtschaftlichen Landschaft erfassen. Die städtische Bebauung überreicht immer noch nicht markant die Grenzen ihrer mittelalterlichen Gründung. Bilder und Grafiken erfassen oft die heute nicht mehr existierenden Details der Gärten, wie zum Beispiel die Orangerie vor der Südfassade der Prälatur und die zweite Orangerie in den Gärten oberhalb der heutigen Horská-Gasse in Plešivec. Ein dankbares Motiv der Vedutenmaler waren farbige Streifen der Stoffe, die auf den Terrassen unter der Kirche St. Veit auf hölzernen Konstruktionen aus Stangeholz getrocknet wurden. Beim Studium der Ikonografie von Český Krumlov kann festgestellt werden, dass die beginnende Industrialisierung das Bild der Stadt bisher nicht wesentlich änderte. Außer den schon oben angeführten älteren herrschaftlichen und bürgerlichen Herstellungseinrichtungen sind nur zwei neuere Industriebetriebe zu nennen - die Tuchfabrik der Brüder Jungbauer in der Budweiser Vorstadt und Flachsspinnenrei in Spolí.

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Im Jahre 1848 betrafen die Stadt Český Krumlov gleich zwei Katastrophen. Fürst Johann Adolf II. zu Schwarzenberg versetzte die Hauptresidenz der tschechischen Geschlechtslinie von Český Krumlov nach Hluboká. Die Stadt und das Schloss begannen ohne höfisches Leben immer mehr in Bedeutungslosigkeit und periphere Stellung zu geraten. Am 14. Juni desselben Jahres verwüsteten ein Wolkenbruch und Wasserfluten den Hirschgarten und sie vernichteten außer der Brücke vor dem Budějovická brána (Budweiser Tor) auch die Fabrik der Brüder Jungbauer.

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