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Geschichte der Schenken und Wirtshäuser in der Stadt Český Krumlov

Festmahl, zeitgenössische Illustration, 1537 Die Krumauer Wirtshäuser, Kneipen und Herbergen haben sich grundsätzlich durch nichts von ähnlichen Einrichtungen in kleineren Städtchen und Dörfern unterschieden. Die Dichte der Wirtshäuser in Hinsicht auf die Zahl der Häuser war etwa die gleiche (jedes achte Haus von 330 Häusern war offiziell auch ein Wirtshaus), das Sortiment der Getränke bestand vor allem aus Bier, dessen Konsum die Obrigkeit selbst unterstützte, da es sich um ihr eigenes Produkt und dadurch auch um ihre Einnahmen handelte, aber auch aus Wein und Schnaps (sein Konsum wurde immer kritisiert, weil er der Obrigkeit keine großen Gewinne brachte). Gleich blieben auch die Formen der üblichen Vereinbarungen, die die Grenzwerte wie bisher bei der Menge des konsumierten Alkohols, die Art der Gesellschaft und die Einnahmechancen des Wirten limitierten.

Für die Krumauer Wirtshäuser des Mittelalters und des ersten Jahrhunderts der Neuzeit (bis zum 17. Jahrhundert) gilt im großen und ganzen das, was auch für die Wirtshäuser in den Dörfern galt. Es wurden keine Öffnungsstunden festgelegt, da man sozusagen nach der Arbeit trank und man kann auch sagen, daß das "Trinken", das der eigentliche Sinn des Besuches war, auf eine bestimmte Art und Weise zum Arbeitszyklus gehörte. Eine ganze Reihe von Anordnungen, über deren Einhaltung wir uns keine Illusion machen dürfen - ähnlich wie heute - (es geht doch um Geld), verbot den Alkoholgenuß am Sonntag sowie auch an jedem Feiertag. Die formell bestimmte Sperrstunde der Krumauer Schenken im 16. Jahrhundert war neun Uhr, ausnahmsweise auch die letzte Stunde vor Mitternacht. Aus einer ganzen Reihe entstandener Streitfälle, die aus verständlichen Gründen in den Schenken ausgetragen wurden, wissen wir jedoch, daß man oft bis zum Morgen trank, es gab aber auch Personen, die es einige Tage hintereinander aushielten.

Zinngeschirr, Renaissance, Barock, Sammlungsfonds des Bezirksheimatmuseums in Český Krumlov

Es durften sowohl Männer als auch Frauen Alkohol trinken, es hing jedoch ausschließlich von der Person des Konsumenten ab, ob er wußte, wann er sein Maß erreicht hat, oder aber ob er es überschritt, was dann für negativ gehalten wurde. Der alttschechische Wortschatz (ähnlich wie der deutsche, da Deutsch in Český Krumlov sehr oft vorkam) hatte dann für ein solches Maß verschiedene klassifizierende Ausdrücke, wir zum Beispiel "grob betrunken", "sich sinnlos besaufen", "das morgendliche Trinken", "das viehische Besaufen" usw. In welchem Zustand sich ein solcher Trinker befand, bringt uns die Beschreibung eines Wirten näher : "er goß in sich den Wein, was seine Natur nicht vertragen konnte, so daß er umstürzte und sich auf der Bank herumwälzte".

Schule in Zlatá Koruna, Lehrmittel aus dem 18. Jahrhundert, Abbildung eines Festmahls Interessant ist auch, daß als Heilmittel gegen "übermäßiges Trinken", wie es eigentlich auch heute noch ist, die Hochzeit empfohlen wurde. Die Menge der konsumierten Getränke war für die Zeitgenossen, mit Ausnahme der eingeweihten, schwer verständlich. Es ging jedoch nicht nur um Alkohol selbst, sondern auch um reichliche Nahrung und Getränke von hoher Qualität, was in dieser Zeit ein Symbol für eine erfolgreiche Stellung in der Gesellschaft war.

Nur das jungfrauliche Frauenzimmer mit höchstens 10 Personen hatte in den 60er Jahren des 16. Jahrhunderts den Anspruch auf 8 Liter Wein täglich, und manchen Höflingen genügte das tägliche Pauschale von zweieinhalb Litern nicht. Das Krumauer Schloßmilieu war im Vergleich zur Stadt aber keine Ausnahme, die Krumauer (also ohne Schloß) Wirte wiesen zwecks Steuerzahlung ..(also anständig minimalisiert) für das Halbjahr 1596 - 1597 an die 19 000 Liter ausgetrunkenen Wein aus, d. h. daß die minimale Menge, die sie angaben, durchschnittlich über 100 Liter Wein pro Tag betrug. In diesem Zusammenhang ist darauf aufmerksam zu machen, daß das damalige Krumlov etwas mehr als 330 Häuser hatte.

Zu den heißesten Themen in den Wirtshäusern gehörte die "große Politik" oder die türkische Bedrohung, aber auch untreue Weiber, Geld, Schulden, lokale Macht, gute Abstammung und die "Notwendigkeit" des Menschen für das Leben der hiesigen Gesellschaft wurden diskutiert. Ein untrennbarer Bestandteil des Lebens der Wirtshäuser waren Hasardspiele, zu denen man "klassisches" Kartenspiel, Würfelspiel, Damespiel und eine ganze Reihe von wettenden Anwesenden zählen mußte. Auch die Musik fehlte nicht und oft wurde auch eine Parodie, die eine Theateraufführung ersetzte, geboten.

Die einzige Ausnahme der Krumauer Wirtshäuser waren im Mittelalter und in der frühen Neuzeit die sog. Einkehrhäuser. Genauere Informationen über sie können wir erst seit der Mitte des 16. Jahrhunderts bekommen. Es herrschte dort ein anderer Geist, schon deswegen, weil sie eigentlich ein "verlängerter Arm" des aristokratischen Hofes waren und die Rosenberger dort die Begleitung ihrer hochgeborenen

Restaurant Cikánská jizba, Ausschank mit dem Besitzer Milan Kotlár und dem Krumauer Bier Gäste und oft die Gäste selbst unterbrachten. Ein solcher "Wirt" war am Hof eine hochgestellte Person, die das Recht hatte, sich zu den Schloßproblemen zu äußern. Dies bestätigt der Fall von drei Krumauer Quartiergebern in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, und zwar Jan Ledenický, der Tradition des Einkehrhauses nach Podlaha genannt (Náměstí Nr. 7), sein Konkurrent Adam Mazouch sowie der Nachfolger von Ledenický Cyriak Lämpl. Es warteten auf sie nicht nur große Vorteile, sondern auch eine ganze Reihe Hinterhalte. Jan Ledenický wurde zum Beispiel als einer der wenigen Defraudanten damals nicht deswegen umgebracht, weil er mehr als die anderen veruntreut hätte, sondern weil seine Macht und die Chance, sein Nachfolger zu werden, die Konkurrenten zur Jagd nach seinem Kopf veranlaßte.

Weitere Informationen:
Geschichte der Zünfte und des Handwerks in der Stadt Český Krumlov
Geschichte der Schenken und Wirtshäuser in der Region Český Krumlov
Geschichte des Brauwesens in der Stadt Český Krumlov

(as)