Geschichte des Kinos in der Stadt Český Krumlov
Nur vier Jahre nachdem in Prag Dismas Šlambor, alias Viktor Ponrepo, das erste ständige Kino gegründet hatte, entstand die gleiche Einrichtung in Český Krumlov. Dafür machte sich der Wiener Bürger Ludwig Lep verdient, ein begeisteter Laie auf dem neu entstandenen kinematographischen Gebiet, der in Wien die Prüfungen in der Bedienung der Projektionsgeräte absolvierte.
Die Bewilligung zur Errichtung eines ständigen Kinos erteilte ihm gemeinsam mit der Betriebslizenz die Landesstatthalterei in Prag am 30. August 1911. Den Kinosaal errichtete Ludwig Lep in einem kleinen gemieteten Saal in der Neuen Gaststätte (Nová hospoda) in Horní Brána (Obertor) Nr. 2. in Český Krumlov (heute das Stadttheater). Der bedeutendste Bestandteil dieser Einrichtung war das Projektionsgerät, der Pathé Apparat Modell 1909 mit der Produktionsnummer 12 299.
Die erste Vorstellung wurde zwischen dem 20. und 26. Oktober 1911 gespielt. Das erste bekannte Programm stammt vom 28. Oktober 1911, damals spielte man die Aufnahme "Ausflug zur Neuseeland-Küste", das Drama "Der verführte Pierott", das Lustspiel "Der Nachbar und die Nachbarin", das Drama "Die schicksalhafte Ähnlichkeit" sowie die Lustspiele "Flammenders Abenteuer" und "Lottchens Segelboot". Diese kurzen Stummfilme, wahrscheinlich vorwiegend deutscher Produktion, wurden von Musiknummern begleitet, was für die ganze Zeit des Spielens von Stummfilmen im Krumauer Kino gewöhnlich war.
Die Entstehung der Tschechoslowakischen Republik im Jahre 1918 brachte im gewissen Maße auch Änderungen auf dem Gebiet der Filmkultur mit sich. Leps deutsches Kino spielte ohne Unterbrechung auch nach dem Jahre 1918 und seine Lizenz wurde regelmäßig erneuert. Neben ihm entstand in Český Krumlov ein tschechisches Kino, dessen Betreiber die hiesige Abteilung der Nationalen Böhmerwaldvereinigung wurde. Die Lizenz wurde ihr am 17. Februar 1921 erteilt. In der Praxis war die Tätigkeit dieses Kinos während seiner ganzen Existenz mit dem Kino von Ludwig Lep eng verbunden, in dessen Saal und mit dessen technischer Ausstattung die Filme gespielt wurden. Die ersten in ihrer Lizenz gespielten Filme waren die folgenden Aufnahmen: "Schwarze Jäger", "Tatra-Gelände und "Štrbské pleso". Die Vorstellung fand am 21. November 1921 statt.
Im Gegensatz zu der regelmäßigen Tätigkeit Leps deutschen Biographs spielte das tschechische Minderheitskino unregelmäßig, mit längeren Pausen, seine Existenz verteidigte es jedoch bis in das Jahr 1938.
Die Tätigkeit der beiden Krumauer Kinos wurde im Zeitraum vom 30. September 1938 bis März 1939 beendet und sie hing mit dem Anschluß von Český Krumlov an das Deutsche Reich zusammen. Leps Kino hörte im März 1939 auf zu spielen, als es die deutschen Behörden verboten haben, da er nicht Mitglied der Reichsfilmkammer war.
In den Jahren 1974 bis 1976 wurde im Rahmen der Arbeitseinsätze "Akce Z" ein neues Kino mit dem Namen "Kino Družba" erbaut, bei dessen Bau von den Bürgern der Stadt mehr als 120 000 Arbeitsstunden geleistet wurden. Das Projekt des Kinos wurde nach dem architektonischen Entwurf von Ing. arch. Bohumil Böhm ausgearbeiet. Ein Bestandteil sind die bildenden Werke des ak. Malers Milan Peterka (Vorhang, Vitragen) und des ak. Bildhauers Prof. Bohumil Dobiáš (Fontäne, keramische Verkleidungen). Das Kino mit der Kapazität von 320 Plätzen nahm mit einer feierlichen Eröffnung am 18. 12. 1975 um 15. Uhr seine Tätigkeit auf und der erste Titel war ein sowjetischer Film "Wenn der September kommt".
Kino in Český Krumlov - Gegenwart:
Seit dem Jahre 1992 wird das Kino von der privaten Firma J&K betrieben, deren Namen das Kino trägt. Monatlich verlaufen etwa 25 Filmtitel, einschließlich des Filmklubs. (Kino J&K in der Stadt Český Krumlov).
(ak,jvo)